Feel the Game \u2013 auch in der Karriere?<\/strong> All diese Fragen beantwortet FIFA 15<\/a> nicht. All diese Momente und Entscheidungen im Leben eines Profis, die auch emotional bewegen, simuliert FIFA 15 nicht. Wenn man hier eine Karriere startet, indem man einen eigenen Spieler erstellt oder einen realen Profi ausw\u00e4hlt, f\u00fchlt man sich \u2013 mal wieder – wie in der Steinzeit der Sportspiel-Dramaturgie. Es ist unglaublich, auf welch schlechtem Niveau eine der meisterverkauften Spieleserien aller Zeiten hier stagniert. Wir bem\u00e4ngeln die sterile Karriere jedes Jahr, aber es \u00e4ndert sich nichts. Stattdessen wird lediglich der Sammelkarten-Modus “Ultimate Team” weiter entwickelt, in dem es dieses Jahr u.a. Leihspieler, Legenden & Co gibt – alle Neuerungen hier im Video<\/a>. Ist ja auch klar, denn an den Mikrotransaktionen verdient man ordentlich Geld. Zwar kann man sein Traumteam theoretisch auch ohne Zusatzk\u00e4ufe erspielen, aber da muss man schon verdammt geduldig sein. allem, weil sie von der Konkurrenz bereits erf\u00fcllt werden! Nein, nicht von Konami in Pro Evolution Soccer, die in Sachen Regie \u00e4hnlich steril rumwerkeln, sondern von 2K Games in NBA (Wertung: 88%<\/a>). Dort hat man als junger Basketballer tats\u00e4chlich das Gef\u00fchl, dass man eine virtuelle Karriere erlebt \u2013 voller Entscheidungen und Konflikte, mit Freunden und Rivalen. Dort kann ich mich f\u00fcr den alten Kumpel oder einen aalglatten Berater entscheiden. Dort muss ich in der Kabine mit Anfeindungen umgehen, muss mir einen Stammplatz erstmal erspielen und werde zum Manager zitiert, wenn die Leistung nicht stimmt oder ich abends noch einen draufmache. Ich habe einen Ruf innerhalb des Teams und nach au\u00dfen. Meine Karriere wird \u00fcber soziale Netzwerke kommentiert. Und wenn ich richtig gut werde, schreiben sogar die Stars etwas \u00fcber mein Spiel \u2013 wie cool ist das denn? Nur rudiment\u00e4res Feedback auf dem Platz<\/strong> Warum bekomme ich Pluspunkte, wenn ich einen Fehlpass spiele? \u00a0Warum werden in einem Spiel die Zweikampf- und Pass-Statistiken anderer Spieler eingeblendet – warum nicht meine? Warum gibt es nicht gezielte Aufgaben f\u00fcr mich als angehender defensiver Abr\u00e4umer, als Sturmspitze oder Regisseur? Meine Rolle auf dem Platz ist vollkommen wurscht! Warum gibt es f\u00fcr st\u00e4ndiges Anfordern des Balles keine Abz\u00fcge und warum werden Fehlp\u00e4sse mit anschlie\u00dfendem Tor genauso geahndet wir harmlose Fehler? Warum reagieren meine Mitspieler nicht auf den \u201eNeuen\u201c \u2013 es gibt hier weder Aufmunterungen noch Kritik. Die Karriere als Manager leidet zwar nicht unter so vielen grunds\u00e4tzlichen Problemen, zumal das F\u00fchren eines Vereins auch in FIFA 15 immer noch mehr Fleisch beinhaltet als die sterile Profikarriere. Aber egal ob Transfers mit Scouting oder Training: Es gibt keine wesentlichen frischen Elemente \u2013 bis auf die neuen Taktikeinstellungen, die aber nicht auf den Managermodus angepasst sind; man findet sie genauso bei jedem normalen Spiel vor. Man w\u00e4hlt also wie gehabt den Trainerposten f\u00fcr einen Club oder die Nationalmannschaft. Und man bekommt letztlich nichts Halbes und nichts Ganzes, was taktische Tiefe oder simulierte Clubstrategie angeht. Die Emotionen auf dem Platz <\/strong> \u00dcberhaupt scheint EA mit den \u201eEmotional Reactions\u201c noch in der Probierphase zu sein. Warum klatschen die Spieler nach dem ersten (!) Tor noch beim Weg zum Ansto\u00df gen Zuschauer? Und warum laufen sie dabei so langsam, als w\u00fcrden sie schon zur Ehrenrunde nach einem Finale ansetzen? Das wirkt komplett unrealistisch. Warum macht selbst die zur\u00fcckliegende Mannschaft f\u00fcnf Minuten vor Schluss (!) keine Anstalten, mal schneller zum Ansto\u00df zu kommen, obwohl es Unentschieden steht? Hier muss man viel zu oft mit dem Kopf sch\u00fctteln, weil die Inszenierung zu k\u00fcnstlich wirkt. \u201eOoohs\u201c passen \u00fcberhaupt nicht zum Spielablauf oder zur Situation der Heim- Ausw\u00e4rts-Fans. Manchmal kommt es regelrecht zu einer Grabesstille oder gediegenen Tennis-Court-Atmosph\u00e4re – sogar bei einem Derby: Wenn man BVB gegen den S04 antreten l\u00e4sst, gibt es keinen Unterschied zu einem normalen Freundschaftsspiel! 14. Man erkennt in allen Kameraeinstellungen individuelle Besucher, Ersatzspieler oder auch Kameraleute, so dass ein angenehm lebendiges Zuschauerbild entsteht. Was trotz vieler Fahnen und Trikottr\u00e4ger auf den R\u00e4ngen fehlt, sind erneut Bereiche der Ultras. Da k\u00f6nnte man zumindest mal h\u00fcpfende Bl\u00f6cke oder Vors\u00e4nger auf dem Zaun zeigen. Schlie\u00dflich gibt man sich auch M\u00fche, Uniformierte mit lockerem Barett statt Vollmontur vor den Trib\u00fcnen spazieren zu lassen. Statt der Realit\u00e4t wird hier ein sauberes Idealbild gezeigt. Zwei Klassen: Premier League hier, Bundesliga da<\/strong> Ligasponsors sieht, h\u00f6ren sich auch die englischen Fans kerniger an. Man bekommt auch wesentlich mehr Ges\u00e4nge als in der Bundesliga. Und es kann Zufall sein, aber ich habe Einblendungen der Ersatzbank wie links beim FC Chelsea bisher nicht in einem Bundesligaverein gesehen. und es gibt immer noch einige, die nicht passen. Warum wird \u201eDie Nummer eins im Norden sind wir!\u201c gesungen, wenn man mit Leverkusen gegen Frankfurt spielt? Und jetzt ganz stark sein: Was muss man im Westfalenstadion h\u00f6ren, wenn der FC Bayern \u00a0als Ausw\u00e4rtsmannschaft ein Tor schie\u00dft? Man muss sich anh\u00f6ren, wie der Stadionsprecher vor Freude ausflippt und in Herbert-Zimmermann-Euphorie ein \u201eToooor!Toooor! Toooor!\u201c \u00a0in die Arena br\u00fcllt, als h\u00e4tte Rahn gerade die WM entschieden. Was soll das denn sein, EA? Feel The Game? Fragt mal bei Norbert Dickel nach, wie er sich bei einem Gegentreffer f\u00fchlt. wirkt im Vergleich zu einem vom BVB, S04 oder Frankfurt wie ein Rock-Konzert, weil der spanische Einpeitscher die ganze Zeit Alarm macht \u2013 und zwar egal, wie es steht. Operetten-Publikum nach einem hohen R\u00fcckstand? Nicht zu erkennen. Es gibt in den Stadien zwar teilweise tolle akustische Stimmung, aber keine glaubhafte Dramaturgie. Warum kann ich eigentlich nicht wie in der WM-Edition auch mal einstellen, wie die Stimmung sein soll \u2013 da k\u00f6nnte man von Freundschaftsspiel \u00fcber Derby bis KO-Phase oder Finale auch mal unterschiedliche Intensit\u00e4ten anbieten! Dass man nicht von Paderborn bis Leche einzigartige Stimmungen wiedergeben kann, ist verst\u00e4ndlich. Aber dass man \u00fcber all die Jahre die Lizenz f\u00fcr die Bundesliga hat und das Leben in den deutschen Stadien nicht authentisch weiterentwickelt, ist \u00e4rgerlich. FIFA 15 kann nur deshalb so toll in der Pr\u00e4sentation abschneiden, weil es einfach keine Konkurrenz hat \u2013 dabei w\u00e4re viel mehr m\u00f6glich.<\/p> Auf dem Platz: Das offensivere Spielgef\u00fchl<\/strong> per Hacke im vollen Lauf. Das sieht cool aus, ist aber auch ein Automatismus, der den Angreifer bevorzugt. Man braucht also nicht unbedingt Tricks \u00fcber die Skill-Moves einsetzen, sondern vor allem Raum, dann rasen Raketen wie Ronaldo, Aubameyang oder Welbeck fast unwiderstehlich davon, weil man seine Laufwege grunds\u00e4tzlich feiner diagonal justieren kann, wenn man den Ball am Fu\u00df hat. Und das ist der Knackpunkt, denn alle Verteidiger m\u00fcssen sich wesentlich mehr konzentrieren, auch mal den Ball raushauen statt zu spielen: Der St\u00fcrmer tankt sich manchmal wie magisch durch die Reihen. Nicht nur Topstars wie Ronaldo sind schwieriger aufzuhalten als noch in FIFA 14. Man hat fast das Gef\u00fchl, dass im Zweikampf um den Ball immer der Angreifer im Vorteil ist – und das ist \u00e4rgerlich. Gerade online kann man erleben, dass auch mittelklassige St\u00fcrmer mit ihren Soli vom Mittelfeld in den Strafraum vordringen und abschlie\u00dfen. einiges m\u00f6glich w\u00e4re, um den Automatismen im Abschluss entgegen zu wirken: Warum kann ich nicht gezielt einen Aufsetzer k\u00f6pfen? Warum kann ich den wuchtigen Flachschuss nur beim Freisto\u00df erzwingen? Wieso kann ich nicht manuell zu einem Flatterball ansetzen oder im Strafraum mal schnell mit der Picke draufhalten? Halten, ziehen und kollidieren<\/strong>
Wie f\u00fchlt es sich an, wenn man als junger Fu\u00dfballer so viel Talent entwickelt, dass man tats\u00e4chlich Profi werden kann? Wie reagieren Freunde, Familie oder Kumpel auf so einen Karriereschritt? Wie wird man im Verein aufgenommen? Wie l\u00e4uft das Training ab? Welche Konkurrenten hat man? Was ist der Trainer f\u00fcr ein Typ? Wie wird man in der Kabine motiviert? Welche Berater w\u00e4hlt man? Wie reagiert man auf kritische Fragen der Presse oder entt\u00e4uschte Fans nach einem Vereinswechsel? Und was passiert mit einem, wenn es irgendwann nur noch um sechs oder zw\u00f6lf Millionen Euro Jahresgehalt geht?
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Zur\u00fcck zur Karriere: Dass man diese Anspr\u00fcche hinsichtlich der Regie auch an Fu\u00dfball stellen muss, liegt ja nicht nur daran, dass gerade EA die finanziellen Mittel h\u00e4tte, um sie auch zu erf\u00fcllen. Dabei man muss sich schon wundern, wie fern der Realit\u00e4t der eigene Chef die aktuelle Qualit\u00e4t einsch\u00e4tzt: Welche Sportspiele aus eigenem Hause meinte Andrew Wilson nur, als er auf der GamesBeat Conference in San Francisco im Hinblick auf die erz\u00e4hlerischen Potenziale auf PS4 und Xbox One tats\u00e4chlich ausf\u00fchrte, dass man \u201e(\u2026) glaubhaftere Charaktere und immersivere Handlungen in den Spielen die wir machen – sogar in den Sportspielen – sehen w\u00fcrde.\u201c <\/em>\u00a0<\/em>Oder war das ein Hinweis auf den Kauf von 2K Games?
Profidasein als sterile Pflichterf\u00fcllung<\/strong>
Die Anspr\u00fcche an eine bessere Dramaturgie entstehen n\u00e4mlich nicht nur, weil EA es besser k\u00f6nnte, sondern vor<\/p>\n<\/figure>\n
Im Vergleich zu diesem NBA 2K14<\/a> wirkt die Karriere in FIFA 15 immer noch wie eine sterile Tabellenkalkulation mit wahllos eingestreuten Transfer- und Sportnews, die mich absolut nicht interessieren. Was erlebt man denn da emotional? Nichts. Man beginnt in einem Verein ohne jegliche pers\u00f6nliche Kontakte, ohne Gespr\u00e4che mit Trainer oder Sportdirektor. Stattdessen bekommt man Ziele anonym per Text aufgetischt und kurze E-Mails. Es gibt kein Training mit Herausforderungen. Es gibt weder eine individuelle Ansprache noch eine Taktikeinweisung f\u00fcr das Team vor einem Spiel. Und wenn man nicht spielt, gibt es keine Begr\u00fcndung. Dann hei\u00dft es einfach: \u201eDu wirst in der heutigen Mannschaft nicht ber\u00fccksichtigt.\u201c Zumindest die Gef\u00fchlsk\u00e4lte wird klasse simuliert. Man f\u00fchlt sich wie ein namenloser Roboter. Es kann sogar sein, dass man in den News als Talent aus Japan, auf das sich alle freuen, erst angepriesen und dann ohne ein einziges Spiel direkt wieder verliehen wird.<\/p>
Und was passiert auf dem Platz innerhalb der Karriere? Wie sieht es im Spiel selbst mit Emotionen und vor allem taktischen Feedback aus, wenn man seinen Profi innerhalb des Teams steuert? Ganz schwach. EA schleppt das oberfl\u00e4chliche Ger\u00fcst der Karriere \u201eBe A Pro\u201c einfach seit Jahren weiter, ohne es sp\u00fcrbar zu entwickeln. Wenn ich hier als Solist spiele, gibt es zwar f\u00fcr gute P\u00e4sse, Zweik\u00e4mpfe oder Stellungsspiel auch Pluspunkte und f\u00fcr schlechte Aktionen tats\u00e4chlich Minuspunkte, was durch ein kurzes gr\u00fcnes oder rotes Aufleuchten bei der Spielernote dargestellt wird. Aber was ist das f\u00fcr ein oberfl\u00e4chliches Bewertungs-System im Vergleich zu NBA? Schon nach wenigen Eins\u00e4tzen fallen zudem all die alten Fehler und Defizite auf.
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Da kommt nicht mal der Kapit\u00e4n und klopft auf die Schulter oder staucht mich zusammen \u2013 da passiert rein gar nichts. Schlimmer noch: Selbst die einfachen \u201eEmotional Reactions\u201c, die man in normalen Matches sieht, finden in der Karriere nicht statt. Feel the Game? Ja wo denn, EA? Es gibt nicht einmal eine ordentliche Halbzeit- Analyse. Da spielt man eine Karriere und in der Pause wird keinerlei Feedback gegeben, keinerlei Taktik besprochen. Und der Trainer? Existiert nicht. Meine Einsch\u00e4tzung f\u00fcr diesen Spielmodus? Mangelhaft!
Sterile Karriere auch als Manager<\/strong>
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Dass dieser einzelne Spielmodus nicht an die Komplexit\u00e4t einer vollwertigen Simulation wie Segas Football Manager 2014 herankommen muss, steht au\u00dfer Frage. Aber dass sich auch hier so wenig in der Inszenierung tut, ist damit nicht zu entschuldigen. Immerhin zeigt ein Spiel aus eigenem Hause, n\u00e4mlich Madden NFL 15<\/a>, dass man auch den Manageralltag zumindest mit etwas mehr Pers\u00f6nlichkeit auflockern kann \u2013 dort gibt es z.B. Spielergespr\u00e4che. Hier muss ich mich nicht mit der Vereinsf\u00fchrung auseinander setzen, habe keinerlei Gespr\u00e4che mit Spielern, keine Konflikte oder Reibereien. Man denke an das, was beim HSV passiert: Was k\u00f6nnte man nicht alles anbieten, wie viel Drama verschenkt EA auch an dieser Stelle!<\/p>
Nachdem die Karriere entt\u00e4uscht, zur\u00fcck zum Spielgef\u00fchl in normalen Partien. Und da gibt es abgesehen von zig neuen Torjubelarten<\/a> tats\u00e4chlich mehr \u201eEmotional Reactions\u201c auf dem Platz: Die Spieler winken nach einer vertanen Chance ver\u00e4rgert ab, dem Torh\u00fcter wird nach einer Parade von allen Verteidigern gratuliert und nach einem Foul gehen die beiden Beteiligten w\u00fctend aufeinander los. Ihr wollt sehen wie \u00d6zil nach einem Fehlpass hadert, wie lamentiert und protestiert wird? Genau so etwas wird jetzt gezeigt. Es gibt zwar am Rande des Platzes bei den Trainern und – bis auf wenige Ausnahmen innerhalb der Premier League – auf der Bank nahezu keinerlei emotionale Reaktion, aber im Spiel selbst wirken Mimik und Gestik lebendiger als in FIFA 14<\/a>. Nur eines bleibt auf der Strecke \u2013 die akustische Reaktion: Es w\u00e4re klasse, wenn sich die Profis \u00fcber die Au\u00dfenmikrophone auch mal \u00f6fter zurufen oder gegenseitig anbr\u00fcllen w\u00fcrden.
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EA hat u.a. versprochen, wenn “(…) ein Spieler beispielsweise wiederholt von seinem Gegner gefoult [wird], stellt er ihn\u00a0 je nach der Schwere der Fouls und der Bedeutung des Spiels, eventuelle zur Rede.” So authentisch mancher wilde Disput zwischen Foulendem und Gefoultem wirken mag, baute in unseren Spielen bisher nichts aufeinander auf \u2013 sprich: Es sammelt sich keine Wut oder Rivalit\u00e4t, es gibt nicht dieses Summieren von Kleinigkeiten, das viele Fu\u00dfballspiele so kennzeichnet. Man beobachtet eher Br\u00fcche: Es kann sehr abstrus aussehen, wenn der aggressive Schubser von vorhin schon eine Aktion sp\u00e4ter ganz brav den Ball \u00fcbergibt. Aber auf das Gezeter und Theater einzelner Spieler ist f\u00fcr das Spielgef\u00fchl ohnehin nicht so gravierend.
Die Emotionen im Stadion<\/strong>
Aber bei den Reaktionen der Zuschauer bin ich von FIFA 15 ein wenig entt\u00e4uscht. Gerade dieses m\u00e4chtige Kollektiv der Fans m\u00fcsste man endlich besser und emotional vielf\u00e4ltiger abbilden. Zwar h\u00f6rt sich vieles zun\u00e4chst lauter und intensiver, aber unterm Strich nicht immer so authentisch an wie noch in FIFA 14. Zu oft wirken die Zuschauer-Reaktionen sogar komplett unpassend. Warum raunt das ganze Stadion bei einer einfachen Gr\u00e4tsche im Mittelfeld? Viele \u201eAaaahs\u201c und<\/p>\n<\/figure>\n
Gerade die heimischen Fans h\u00e4tten in diesem FIFA viel zur Emotionalit\u00e4t auf dem Platz beitragen k\u00f6nnen \u2013 hier h\u00e4tte sich nach mehreren Fouls am eigenen Spieler die Stimmung anhand von immer lauteren Pfiffen zeigen k\u00f6nnen. Aber es fehlt, bis auf den Torjubel, immer noch an mehr situativen Fan-Reaktionen auf das, was auf dem Platz passiert.Nicht falsch verstehen: FIFA 15 hat immer noch ein gutes akustisches Fundament. Aber EA l\u00e4sst als Spitzenreiter zu viel liegen, was Emotionen im Fu\u00dfball angeht!
FIFA 15 macht nichtsdestotrotz viel richtig, was die Inszenierung \u00a0betrifft: Die Pr\u00e4sentation der Stadien und Fans sieht vom Einmarsch bis zum Spielende samt Wiederholungen auch etwas besser aus als in FIFA<\/p>\n<\/figure>\n
Dass man sich da als offizieller Partner der Liga zur\u00fcckh\u00e4lt und auch virtuell keine Bengalos z\u00fcnden will, mag politisch verst\u00e4ndlich sein, aber dieser Aspekt der Fu\u00dfballkultur wird von FIFA 15 seit Jahren einfach ausgeblendet \u2013 obwohl das Motto \u201eFeel the Game\u201c f\u00fcr eine Einbindung gesprochen h\u00e4tte. Es ist ja auch nicht so, dass die Stadien leblos wirken w\u00fcrden. Denn es geht auch ohne Ultras auf den R\u00e4ngen etwas lauter und emotionaler zu als noch in FIFA 14. Allerdings weniger passend, mit einigen Br\u00fcchen.<\/p>
Zum einen gibt es eine Zweiklassen-Gesellschaft in diesem FIFA 15. Obwohl EA nahezu alle Lizenzen zur Verf\u00fcgung hat, werden diese mit zweierlei Ma\u00df behandelt, wie schon die ersten Videos<\/a> vermuten lie\u00dfen. Es gibt quasi eine noch exklusivere Lizenz in der exklusiven Lizenz. Mal abgesehen davon, dass es nur in der englischen Premier League auch wirklich alle 20 originalen Stadien vom Emirates bis zum Upton Park gibt, dass nur das britische Kommentatoren-Duo die Aufstellungen kommentiert, dass man nur auf der Insel die Torlinientechnik einsetzt und offizielle Men\u00fc-Einblendungen des<\/p>\n<\/figure>\n
Dabei sieht es in der Realit\u00e4t so aus, dass sich gerade englische Fans viel von der lebendigen Stimmung in deutschen Stadien zur\u00fcckw\u00fcnschen. Ein Spiel in Liverpool oder Arsenal h\u00f6rt sich in FIFA 15 authentischer an als eines in Dortmund, Frankfurt oder Gelsenkirchen \u2013 hier fehlen fast immer Einlaufmusik & Co, hier erkennt man seine Arena zwar architektonisch, farblich, aber nicht hinsichtlich der Stimmung und Ges\u00e4nge wieder.
Stimmung ja, aber wenig authentische Fankultur<\/strong>
Ja, es gibt nat\u00fcrlich noch viele originale Schlachtrufe, aber es fehlen viele neuere<\/p>\n<\/figure>\n
Selbst ein Heimspiel von Real Madrid<\/p>\n<\/figure>\n
FIFA 15 ist im Vergleich zu FIFA 14 das deutlich offensivere und unberechenbarere Spiel. Das liegt zum einen daran, dass man mit seinen schnellen St\u00fcrmern einfacher im Sprint an den Verteidigern vorbeiziehen kann \u2013 also ohne aktive Dribblings, nur \u00fcber viel Tempo plus Richtungswechsel. Sogar die direkte Ballannahme nach einem hohen Zuspiel \u00fcber den Analogstick wird fast immer in eine elegante Weiterleitung des St\u00fcrmers m\u00fcnden, manchmal sogar<\/p>\n<\/figure>\n
Der Vorteil: Man hat das Gef\u00fchl, dass der moderne Tempofu\u00dfball besser simuliert wird. Denn auch als Mittelfeldspieler kann man sicher eher \u00fcber pr\u00e4zise Richtungswechsel mehr Raum verschaffen, um den entscheidenden Pass zu spielen. \u00a0Vor allem die Zuspiele in die Tiefe sind explosiver, so dass mehr rasante Kontersituationen mit wenigen Kontakten entstehen \u2013 man kann also in FIFA 15 den traditionell eher beh\u00e4bigen Rhythmus im Mittelfeld mit Tempowechseln oder pl\u00f6tzlichen P\u00e4ssen etwas besser aufbrechen. Und man kann mit seinem Pressing wesentlich mehr Druck auf die Viererkette aus\u00fcben, so dass die Innenverteidiger sich meist in letzter Sekunde den Ball zuspielen m\u00fcssen. Es fallen auch mehr Tore, was Freunde der Offensive und des Spektakels freuen wird. Ergebnisse wie 3:3 oder 4:3 habe ich in FIFA 14 online sehr selten erlebt – jetzt gibt es derartige Torfestivals h\u00e4ufiger. Und Einsteiger, die mit allen Hilfe-Einstellungen spielen, werden auch ohne einen Blick auf die L2-Dribblingsteuerungen oder besondere Skills schneller spektakul\u00e4r einnetzen als noch im Vorg\u00e4nger. Veteranen mit mehr Realismusanspruch werden beklagen, dass ihnen diese Finessen im 1-gegen-1 immer zu wenig bringen und dass fast schon ein Hauch von Arcade auf dem Rasen weht. Ist das schlimm? Nicht unbedingt, denn offensive Spannung ist immer gut und mit mehr Erfahrung in der neuen Defensive kann man gegenhalten.
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Und das, obwohl man das Abschirmen, Pressing und Doppeln wie gehabt einsetzt. Es scheint so, dass EA das \u201eTactical Defending\u201c, das ja noch im Steuerungsmen\u00fc als Option existiert, abgeschw\u00e4cht hat – und zwar zu stark. Auch die Gr\u00e4tsche ist nicht wirklich eine physikalische Waffe, weil man damit in einem recht kleinen Radius fast immer sauber auf den Ball geht – dabei m\u00fcsste sie auch effizienter als Blockade wirken. Es ist nat\u00fcrlich trotzdem m\u00f6glich, eine effiziente Defensive aufzubauen, aber auch schwieriger als in FIFA 14 aus einer passiven Verfolgung an den Ball zu kommen. Selbst wenn man die neue totale Defensive aktiviert, also zwei Abwehrketten hinten in Busformation vor dem Tor aufbaut, muss man unheimlich aufpassen. Was nat\u00fcrlich auch die Spannung erh\u00f6ht, schlie\u00dflich kann das st\u00e4ndige Abfangen gerade den Fu\u00dfballspa\u00df im Keim ersticken.
Steuerung identisch, Standards verbessert<\/strong>
Das Spielgef\u00fchl ist also offensiver, aber die Spielmechanik bleibt leider nahezu identisch. Schade ist, dass man auf dem Platz nicht mehr M\u00f6glichkeiten hat, was die Steuerung angeht \u2013 hier gleicht FIFA 15 seinem Vorg\u00e4nger wie ein Zwilling. Ja, man kann den Ball etwas effizienter \u00fcber L2 mit dem R\u00fccken zum Gegner abschirmen, aber das war’s. Daher kann sich EA auch ein Trainingstutorial sparen. Wer FIFA 14 kennt, muss nichts hinsichtlich der Steuerung umstellen. Wer als Einsteiger dennoch alle Bewegungen lernen will, darf sich daf\u00fcr in 14 Skill-\u00dcbungen austoben, in denen nahezu alles an Man\u00f6vern in diversen Schwierigkeitsstufen abgefragt wird; inklusive einiger kreativer Parcours inklusive beweglicher Hindernisse oder gegen mehrere KI-Spieler.
Der bei allen aktivierten Hilfen m\u00e4chtige Schlenzer scheint \u00fcbrigens erneut abgeschw\u00e4cht zu sein \u2013 jedenfalls wenn man mit denselben Semi-Einstellungen kickt wie im Vorjahr. Man vermisst als FIFA-Kenner aber endlich mal neue Schuss- oder Kopfballtechniken, obwohl da auch<\/p>\n<\/figure>\n
Die Ballphysik wurde zwar nicht sp\u00fcrbar bei Fernsch\u00fcssen, aber zumindest in einigen Situationen verbessert. Endlich hat man diese \u00fcberdrehten Flanken ausgemerzt, so dass die hohen angeschnittenen und scharfen Hereingaben authentischer aussehen. Au\u00dferdem gibt es Fortschritte bei den Standards: Ich kann bei einem Einwurf direkt den Abnehmer bewegen und bei Ecken hat EA u.a. die Features der WM-Edition integriert und auch f\u00fcr mehr Leben gesorgt. Man kann vor dem Schuss nicht nur festlegen, ob die Spieler z.B. an den kurzen oder langen Pfosten oder die Strafraumgrenze laufen oder den Torwart bedr\u00e4ngen sollen, man kann auch gezielt zum Abnehmer in den Strafraum wechseln und mit diesem \u00fcber Knopfdruck erst eine K\u00f6rpert\u00e4uschung einleiten und dann die Flanke anfordern. So entsteht mehr Gerangel und situative Spannung im Strafraum \u2013 sehr sch\u00f6n.
Elfmeter- und Torlinien-Bug<\/strong>
Sehr \u00e4rgerlich ist allerdings ein Elfmeter-Bug, der zum Beenden von Partien zwingt. Die Sch\u00fctzen der Gegner-KI verschwinden manchmal links aus dem Bildschirm oder stehen ohne Regung vor dem Ball – und weil nichts passiert, muss man abbrechen. Wir haben das in einem Match zwischen Bayern und HSV auf der PlayStation 4 mit Share-Funktion<\/a> aufgezeichnet. Au\u00dferdem ist uns in einem Match bei Arsenal aufgefallen, dass ein Tor nach Lattentreffer gez\u00e4hlt wird, obwohl die eingeblendete Torlinientechnik deutlich zeigt, dass die Kugel nicht in vollem Umfang \u00fcber der Linie war – das ist nat\u00fcrlich extrem peinlich und \u00e4rgerlich.
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Sehr gut wird zudem das Abdr\u00e4ngen, Halten und Ziehen inszeniert: Man erkennt nicht nur klar, wie der Stoff des Trikots gezogen wird, auch das Verlangsamen und Umfallen sieht richtig nat\u00fcrlich aus. Hinzu kommt, dass jetzt allgemein mehr K\u00f6rperlichkeit im Spiel ist \u2013 die Physis \u00a0ist nicht nur ein neuer theoretischer Wert in der Spielerstatistik, sie wirkt sich auch praktisch auf dem Platz aus. Es gibt mehr Gerangel und Geschiebe im Zweikampf. Au\u00dferdem bemerkt man sofort, dass sich ein Sturmtank wie Lasogga nicht so einfach von einem kleinen Fl\u00fcgelflitzer wie Durm aus der Balance bringen l\u00e4sst \u2013 der prallt fast ab. Spieler mit hoher Physis halten auch l\u00e4nger ihre Balance und setzen sich im Kopfball \u00f6fter durch.<\/p>\n