Zug um Zug (2008)(Taktik & Strategie) von Playful Entertainment Credit: Next Level Games / Playful Entertainment

Authentischer Schienenbau

Regelwerk und Spielablauf wurden eins zu eins übernommen: Es geht nach wie vor darum, ein möglichst langes und effektives Eisenbahnnetz quer durch die USA und Teile Kanadas zu spannen.

Mit farbigen Schienen schließt ihr amerikanische Städte an euer stetig wachsendes Streckennetz an.
Welche Städte ihr dabei verbindet, hängt von gezogenen Zielkarten ab; welche Routen ihr aus dem Boden stampft, von farbigen Verbindungsmöglichkeiten, vorrätigen Zugkarten und euch in die Quere kommenden Gegenspielern. Offline dürfen sich bis zu vier, online sogar bis zu fünf Schienenbauer ans Werk machen.

Runde für Runde habt ihr dann die Möglichkeit, entweder neue Zielkarten zu ziehen, Zugkarten für den Streckenbau auszuwählen oder, wenn ihr genug Zugkarten gleicher Farbe für einen entsprechenden Streckenabschnitt besitzt, diesen zu eurem Schienennetz hinzu zu fügen. Wie und wann ihr die Städte auf euren Zielkarten verbindet, bleibt euch überlassen. Zum Ende des Spiels sollten die Verbindungen aber keine Lücken mehr aufweisen, da es sonst Punktabzug gibt. Wer die insgesamt längste zusammenhängende Strecke sein Eigen nennt, bekommt hingegen Bonuspunkte und wer am Ende die meisten Punkte hat, gewinnt.

Der Spielverlauf selbst ist also denkbar simpel, der Wettstreit um strategisch wichtige Streckenabschnitte und persönliche Pflichtverbindungen sowie das Durchkreuzen von Konkurrenzvorhaben aber ungemein spannend und motivierend. Auch die Bedienung gestaltet sich denkbar einfach und intuitiv. Im Gegensatz zur Brettspielvorlage wird euch sogar das Zählen der Punkte abgenommen und ihr könnt, wenn keine Mitspieler zur Hand sind, einfach in drei Stufen regulierbare KI-Gegner verpflichten. Aufgrund des Glücksfaktors beim Kartenziehen sind diese auch für Profis brauchbare Gegner. Gegen Spieler aus Fleisch und Blut macht der Wettkampf aber natürlich deutlich mehr Spaß. Nur schade, dass es davon während unserer Testphase nicht allzu viele gab. Die Server schienen eher schwach besucht – egal ob man einfach nur ein Freundschaftsspiel oder ein Ranglisten-Match bestreiten wollte.

Karg, aber spannend

Immerhin werden sowohl Headset als auch Vision Cam unterstützt, so dass ihr eure Gegner, sofern sie das wollen, auch hören und sehen könnt, wie sie sich freuen oder aufregen. Ansonsten werden Augen und Ohren aber nicht gerade verwöhnt: Sound- und Grafikkulisse präsentieren sich ungemein nüchtern und minimalistisch. Es gibt weder eine ansehnliche 3D-Ansicht, noch änderbare Skins oder irgendwelche Sequenzeinspielungen. 
Die Präsentation ist eher zweckmäßig, aber immehin gibt es eine praktische Zoom-Funktion.
Auch inhaltlich wird nur das nötigste geboten. Zwar sind die Erweiterungen Zug um Zug Europa und Zug um Zug 1910 bereits in Arbeit, aber im Moment müsst ihr euch mit dem amerikanischen Originalszenario als einzigen Schauplatz und nicht anpassbaren Standardregeln zufrieden geben. Auch sonst gibt es keinerlei Features, die man nicht schon aus der Brettspielvorlage kennt.

Nichtsdestotrotz entfaltet der digitale Schienenbau enormes Suchtpotential. Jede Partie ist anders, jeder Gegner eine neue Herausforderung, auch wenn ihr natürlich mit der Zeit ein immer besseres Gespür für mögliche Ziele und Vorhaben eurer Rivalen entwickelt. Langweilig wird es aber trotzdem nie und spätestens beim Erscheinen der zwei angesprochenen Zusatzinhalte, die wohl nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen, stehen euch mit Tunneln, Bahnhöfen, Fähren und Großstädten schon wieder neue Herausforderungen bevor. Und wenn diese preislich ähnlich fair wie das Basisspiel angeboten werden, spart ihr im Vergleich zur Brettspielvariante auch noch eine Menge Geld. Über die bisher angefallenen 800 Microsoft-Punkte (knapp zehn Euro) kann man jedenfalls nicht meckern.   

  1. Pallino22 hat geschrieben:aber wer auf carcassone mit zügen gewartet hat, dem gefällts vielleicht
    Abgesehen, dass es beides (absolut geniale) Brettspiele sind haben sie eigentlich gar nichts gemeinsam.

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