Neue Fans braucht das Land

Final Fantasy richtet sich traditionell an ältere Spieler, die auch mit den mitunter reiferen Themen der Geschichten etwas anfangen können und nicht davon abgeschreckt werden. Was aber macht man mit den jüngeren Rollenspielern, die vornehmlich mit Titeln wie Pokémon, Digimon oder Yo-Kai Watch taktische Kämpfe erleben? Diese Frage hat World of Final Fantasy Ende 2016 auf PS4 und ein Jahr später am PC adäquat beantwortet. Denn zum einen ist die Geschichte um die Zwillinge Reynn und Lann, die man nun auch auf One und Switch erleben darf, weder so vielschichtig noch so melodramatisch aufgebaut wie viele andere Final Fantasys vor allem seit dem siebten Teil. Stattdessen setzt sie auf leichte Zugänglichkeit, niedliche Figuren wie z.B. den leicht an die Mogrys der Hauptserie erinnernden Tama mit seinem süßen Sprachfehler und mitunter sogar platte Albernheit. Diese äußert sich meist über den nicht immer sehr hellen Lann und dessen Kommentare, die Veteranen nach einigen Stunden nicht nur wegen der Vorhersehbarkeit zunehmend auf den Geist gehen können, während jüngere Zuschauer und Mitspieler auch nach dem x-ten Missverständnis oder fehlerhafter Wortinterpretation immer noch glucksten oder lächelten. Allerdings ist weiterhin bedauerlich, dass nur die Untertitel lokalisiert wurden, aber immerhin neben der englischen die japanische Originalsprachausgabe zur Verfügung steht.

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Das Figurendesign schmiegt sich ein wenig an die Kingdom-Hearts-Serie an. © 4P/Screenshot

Auch das Grafikdesign wurde vornehmlich für eine jüngere Zielgruppe geplant. Einerseits mit seinem Figurendesign an die Kingdom-Hearts-Serie erinnernd, spielen andererseits in vielen der besuchbaren Bereiche Charaktere im kindlichen Chibi-Design die Hauptrolle. Obwohl bei diesen Figuren die Mimik eher rudimentär bzw. plakativ und nicht so ausgefeilt ist wie bei den Zwillingen, der Schutzpatronin Enna Kros oder bei Gastauftritten einiger Helden alter Final-Fantasy-Spiele, schließt man sie sofort ins Herz. Ihre Emotionen übertragen sich rasend schnell, man leidet und freut sich mit ihnen. Dass erzählerisch alles bis auf wenige Ausnahmen oberflächlich bleibt, hat in diesem Fall auch Vorteile. Die zwei Fokuspunkte der Geschichte sind schnell erklärt: Auf der einen Seite haben wir das Schicksal der beiden Zwillinge, deren merkwürdige Markierungen auf dem Arm sie als Miragen-Meister definieren. Doch sie haben ihr Gedächtnis verloren, haben keine Ahnung, wieso um sie herum alles menschenleer ist und müssen in der Welt Grymoire wieder bei null anfangen. Dass Grymoire hingegen von einer bösen Macht heimgesucht wird, die vermutlich mit ihrem Gedächtnisverlust zusammenhängt, ist nicht besonders einfallsreich, reicht aber im Zusammenspiel mit dem Kernthema aus, um einen ordentlichen Hintergrund für die weit mehr als 45 Stunden zu liefern, die man mit World of Final Fantasy verbringen kann. Vor allem mit den Inhalten der Maxima-Edition, die neben neuen Serien-Heroen wie Noctis aus FF15 oder Serah aus FF13-2, auch neue Miragen beinhalten. Zudem gibt es einige relevante neue Story-Sequenzen, die den Zwillingen mehr Tiefe geben, so dass auch Besitzer der PS4- oder PC-Version verführt werden könnten, sich das für 15,99 Euro erhältliche Maxima-Update als DLC anzuschaffen und einen erneuten Abstecher nach Grymoire zu unternehmen.

Zufällige Stapeltaktik

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Im Kampf spielt auch die Art und Weise, wie man seine Figuren “stapelt”, eine entscheidende Rolle und beeinfusst die Taktik. © 4P/Screenshot

Doch zurück zur Mechanik: Während man durch die nicht besonders großräumigen sowie meist linearen Gebiete, Dungeons und Gewölbe läuft, kann man nicht nur über Truhen stolpern, in denen sich bekannte Gegenstände wie Phönix-Federn (zur Wiederbelebung) oder Potions (Heiltränke) finden lassen. Man bekommt als Belohnung nach einem Kampf auch die allseits bekannte Final-Fantasy-Währung Gil, die man u.a. benutzen kann, um in den Shops Waren zu erstehen. Die Kämpfe wiederum werden wie in der guten alten FF-Zeit größtenteils per Zufall ausgelöst. Allerdings hat man hier eine akzeptable Frequenz gefunden. Man wird nicht alle paar Schritte von den Feinden attackiert, wobei man mitunter auch die Gegner mit einem Initialangriff überraschen kann. Und dennoch kann man sich vor allem in Höhlen nicht auf die faule Haut legen, da die Speicherpunkte zum Aufladen der Aktionspunkte und Lebensenergie hier dünn gesät sind.


  1. Bisher finde ich WoFF deutlich besser als Pokemon Lets Go, und ich finde man kann die zwei Spiele auch gut miteinander vergleichen. Ich bin bei Pokemon Lets Go noch lange nicht durch, aber es macht den Anschein als würde der Wertungsunterschied einzig und allein auf Erwartungshaltung basieren ... anders kann ich mir das bisher nicht erklären.

  2. Nachtklingen hat geschrieben: 15.11.2018 21:44 Dann hast du nichtmal ansatzweise das Spiel durchgespielt, für Platin muss man enorm grinden, allein schon um alle Monster Aufzuleveln.
    Durchgespielt heißt nicht "Platin"..
    und ka.. ich habs platiniert.. kam mir zumindest nicht wie n Grind vor .. :wink:

  3. Todesglubsch hat geschrieben: 15.11.2018 15:12
    Ultimatix hat geschrieben: 15.11.2018 15:07 Auch FF XV war kein richtiges FF. Nur 6-10 sind echte FF's
    Ich versteh, dass du bei 10 einen Schlussstrich ziehst ... aber wieso sind FF 1-5 keine richtigen FFs?
    FF 12 (abgesehen von den Onlineteilen) ist eigentlich das Einzige, das KEIN FF ist. Es hat keine Story, alle Hauptcharaktere sind durch die Bank langweilig ...

  4. Einigen wir uns auf: Grind ist nicht nötig, um normale Story- und Nebenmissionen durchzuspielen. Es wird erst dann nötig, wenn man Erfolge/Trophäen sammeln möchte oder im Endgame-Content nach Abschluss von allem anderen. Und so habt ihr beide ziemlich recht.
    Ansonsten, zum Spiel selbst... ich mag es. Sehr sogar. Ich hätte jetzt nicht die Chibi-Figuren gebraucht (obwohl sie spielerisch sinnvoll genutzt sind), wegen mir hätte es optisch gern einen Hauch düsterer/ernster sein dürfen (die Story wird ja gegen Ende sogar noch durchaus eine Ecke dunkler), den Schwierigkeitsgrad hätte man auch etwas höher ansetzen können (der neue Alptraum-Modus ändert da nicht so viel, weil man im Regelfall dann schon so hochstufig ist, dass die Herausforderung eher gleich bleibt) und das Stapelsystem... naja, da wäre mir etwas ähnlich anspruchsvolles, was aber nicht teilweise so bekloppt aussieht, auch lieber gewesen... aber insgesamt macht WoFF meiner Meinung nach verdammt viel richtig. Das Setting ist stimmig umgesetzt, die Story macht etwas her (auch wenn sie etwas braucht und natürlich nicht ganz so vielschichtig ist, wie in so manch anderem Titel der Reihe), die Charaktere sind gut gezeichnet - wenn auch nicht frei von Stereotypen (aber hey, es ist ein JRPG), dass Kampfsystem macht verdammt viel Spaß und lässt einen eine große Menge an Freiheiten, es gibt ein bisschen was zu entdecken, es gibt eine ordentliche Menge an Nostalgie, es gibt - dann sogar durchaus fordernden - Endgame-Content. Ich würde es das beste Final-Fantasy-SpinOff bisher überhaupt nennen - aber das hängt natürlich sehr davon ab, wie gut man sich selbst mit dem extremen "Niedlich"-Faktor arrangieren kann. Leider hält sich, zumindest, wenn man nicht auf Endgame-Content steht oder das Spiel im NG+ gern noch einmal spielen möchte, der neue Content mit dem Maxima-DLC ziemlich in Grenzen, aber als Komplettpaket, wie hier getestet, oder wenn man wirklich ähnlich viel Spaß an dem Ding hat wie ich, kann man sich das...

  5. Wiicasso hat geschrieben: 15.11.2018 21:08 Als Kontra steht da, dass Grind notwendig ist.
    Ich habe das Spiel auf der PS4 und jetzt auf der Switch durchgespielt. Es war kein einziges mal notwendig zu grinden.
    Dann hast du nichtmal ansatzweise das Spiel durchgespielt, für Platin muss man enorm grinden, allein schon um alle Monster Aufzuleveln.

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