Bloß gut, dass Platinum Games gerade bei den Zwischen- und Endbossen weder Mühe noch Kreativität gescheut hat – einige Monsterdesigns sind wirklich wahnwitzig! Da wäre z.B. eine leuchtende Kugel, die an sich recht harmlos wäre, würde sie nicht einen Haufen scharfen und ballernden Abfall um sich scharen – der Morph-Effekt, die dem sich dieses Monster zusammenbaut, ist der Hammer! Mal kämpft man gegen einen dicken Truck mit gigantischen Kreissägen an der Front, ein paar Mal gegen einen turmhohen Giganten, dessen Schwachpunkte an Armen und Beinen (orange leuchtend – natürlich!) man erst zerlöchern muss, bevor man seinen Kern unter Beschuss nehmen darf. Und mal legt man sich gleich mit einem mehrere hundert Meter langen Schlachtschiff an – Sam Gideon scheut keine Herausforderung.

Das gilt für das ganze Spiel, das, typisch japanisch, kein Spaziergang ist – zumindest nicht auf jedem Schwierigkeitsgrad außer dem allereinfachsten. Die Gegner mögen simpel wirken, wenn man sie wie Moorhühner einzeln mit dem Scharfschützengewehr zerlegt. Aber sie beherrschen fiese Flankierungs-Taktiken, springen einem gern in den Rücken und leisten in Grüppchen bemerkenswerten Widerstand. Außerdem gibt es einige sehr fiese Stellen, die das »Du darfst kein einziges Mal sterben«-Achievement zu einer echten Belastungsprobe machen – wie der erwähnte Schräg-Abschnitt, in dem man es nicht nur mit vielen Feinden, sondern auch mit vielen explodierenden Fässern sowie dem bedrohlich zerfallenden Level zu tun bekommt, wodurch schon mal ein halbes Haus in Sams Gesicht landet. Dankbarerweise gibt es viele fair verteilte Checkpunkte, selbst inmitten von Bossfights. Hat man Vanquish durchgespielt, gibt es zur Belohnung einen nochmal härteren Schwierigkeitsgrad sowie die Möglichkeit, alle Levels nochmal gegen die Zeit durchzurasen – Online-Ranglisten sollen dazu motivieren.

Watashi wa nihongo o hanashimasu!

Dass Platinum Games nicht nur einen an der Waffel, sondern auch verdammt talentierte Grafiker und Designer haben, sah man sehr eindrucksvoll an Bayonetta. Vanquish mag nicht so abgefahren sein wie das Hexen-Abenteuer, aber es hängt in Sachen Kreativität und Stil den größten Teil seiner Konkurrenz mit einem kalten Lächeln ab. Stil ist hier besonders wichtig, denn Vanquish ist futuristisch und altmodisch, abgefahren und konservativ zugleich. Alles ist wunderbar zackig und rasant, Boost und Zeitlupe dienen nicht nur dem Levelfortschritt, sondern sind auch wichtiger Teil der Spielästhetik.

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Vanquish spielt nicht nur in futuristischen Szenarien – ein Ausflug in einen grünen Park gehört genauso dazu wie eine Fahrt mit einem Transportzug oder eine unheimliche Wanderung durch dunkle Tunnel. © 4P/Screenshot

Noch dazu ist die 3D-Engine verdammt leistungsfähig: Mir fällt kein einziges Spiel ein, das derartige Partikelmassen dargestellt hat – zerlegt man einen Bossgegner, schwirren sprichwörtlich tausende glühende und zischende Funken durchs Bild, begleitet von wahnwitzigen Explosionen, fettem Rauch und beeindruckenden Schattenwürfen. Allein wenn ein Argus-Boss im Sterben liegt und mal eben Hunderte kleiner Raketen abfeuert, die den Bildschirm in einen Linien-, Zisch- und Blink-Wahnsinn verwandeln, weiß man, dass Vanquish kein Spiel ist wie jedes andere. Es ist ein Shooter, ja, aber auch ein einzigartiges, beeindruckendes audiovisuelles Meisterwerk.

Kein audiovisuelles Meisterwerk ohne Audio: Der Soundtrack des Spiels hämmert wunderbar hektisch aus den Boxen, eine Art Speed-Trance verleiht der frenetischen Action einen coolen Zusatz-Rhythmus, den man so nicht erwartet. Klar gibt es gelegentlich auch heldenhafte Themen oder ruhigere Momente, aber wenn die Bassdrum  die 140Bpm-Grenze hinter sich lässt, geht die Vanquish-Party erst richtig los! Darüber hinaus ist Vanquish eines der wenigen Spiele, in denen man komplett freie Sprachwahl hat: Deutsch, Englisch, Japanisch, Französisch, Italienisch und Spanisch stehen bereit, die man frei auf Sprachausgabe, Nachrichten und Interface-Sprache verteilen darf.

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