Aussaugen oder nicht?
Ein praktischer Nebeneffekt der gesammelten biografischen Hinweise ist, dass damit auch das Blut wertvoller wird. Sprich: Wer voll entschlüsselte Bürger aussaugt, bekommt deutlich mehr Erfahrungspunkte, mit denen man umgehend viele coole Fähigkeiten freischalten kann. Allerdings kann man zu Beginn nicht jeden auf diese Art töten, denn man muss sein Opfer zuerst “mesmerisieren”, also hypnotisieren. Diese nach Anton Franz Mesmer (1734-1815) benannte Methode beherrscht Jonathan zunächst nur schwach auf erster Stufe und muss erstmal an Kraft gewinnen, um besonders starke Charaktere als Bluthappen einfach so in dunkle Gassen zu führen. Aber will man überhaupt töten? Immer wieder serviert einem die Story moralische Vorlagen, wenn man etwa skrupellose Mörder oder ihre Kinder quälende Eltern entlarvt…haben sie den Tod nicht verdient?
Aber man hat stets die freie Wahl und muss theoretisch niemanden auf diese Art umbringen. Allerdings bleibt der Widerspruch, dass man ohne Konsequenzen weiter dutzende menschliche Wachen dahin metzeln kann! Trotzdem wird es
einem auch abseits der erzählerischen Motive schmackhaft gemacht, die Bürger umzubringen: Denn das Spiel, das nur einen Schwierigkeitsgrad besitzt, wird durch das Aussaugen viel einfacher – durch den erhöhten Boost an Erfahrungspunkten schaltet man wesentlich schneller passive und aktive Vampirfähigkeiten frei, kann zudem seine wichtigen Statuswerte (Leben, Ausdauer, Blut) früher anheben. Andererseits verliert man durch dieses Töten vielleicht eine Quest und es kann sich negativ auf die Stabilität der vier Stadtviertel (Docks, Whitechapel, West End, Pembroke Hospital) auswirken. Hier präsentiert Dontnod eine innovative Spielmechanik, die nicht nur die Ausbreitung der Seuche, sondern auch die Relevanz bestimmter charismatischer Schlüsselfiguren simuliert.
Aktive Bürgerpflege
Das “Management” der Stadtviertel erinnert ein wenig an inFamous 2: Je nachdem wie gesund die Bevölkerung ist, ändert sich nach jeder Übernachtung der Zustand in mehreren Stufen von “Gereinigt” bis “Chaos” von hundert bis null Prozent – je schlimmer es wird, desto mehr Monster streifen umher und desto teurer werden die Preise, bis irgendwann gar kein Bürger
mehr zu sehen ist. Leute werden vermisst gemeldet, können Opfer von Mord werden. Da sich einmal vorhandene Krankheiten aber ausbreiten, wird die grassierende Epidemie fast wie in Plague Inc oder dem Brettspiel Pandemic Legacy simuliert: Kaum wacht man auf, hat sich wieder jemand angesteckt! Aber womit? Es gibt von der Erschöpfung über Migräne bis Blutarmut eine Hand voll unterschiedlicher Symptome, die an Intensität zunehmen. Um dem entgegen zu wirken, kann man jedem Bürger z.B. eine Medizin geben, die man allerdings selbst über spezielle Zutaten erstellen muss.
Pro Stadtviertel hat man es mit mehr als einem Dutzend Bürgern zu tun, wobei einer die zentrale tragende Rolle einnimmt – um diesen ist auch meist eine Hauptquest gestrickt, in der sich die eigenen Entscheidungen sehr stark auf das Gleichgewicht im Viertel auswirken. Man hat am Ende dieser Missionen meist die Wahl, ob man diese
Schlüsselfigur einfach gehen, in Hypnose versetzt und alles vergessen lässt, in einen Vampir verwandelt oder aussaugt und damit tötet. Hier spitzen die Autoren die moralischen Fragen meist so zu, dass man sehr lange überlegen muss. Egal was man macht: Es wird am anderen Tag in der Zeitung davon berichtet, der Zustand kann rapide sinken und die Bürger reagieren danach auf diese Entscheidung. Man spürt die Auswirkungen also nicht nur statistisch, sondern auch an einem weiteren zynischen Alkoholiker oder desillusionierten Bürgern – ein schönes System, das einen zum verantwortlichen Handeln animiert! Das gilt abseits der Stadtviertel auch für die Frage der Politik: Man kann nicht über ganze Questlinien, aber in bestimmten Schlüsselszenen unterschiedliche Fraktionen unterstützen und so die Macht in der Stadt sowie das Ende des Spiels beeinflussen.
Trotzdem habe ich hier mehr relevante Zwischenstufen vermisst, denn die mittleren Bereiche unterscheiden sich kaum. Und wenn man es mal schafft, ein Viertel komplett zu reinigen, gibt es zu wenig positive Auswirkungen. Was bringen mir bei diesen überflüssigen Händlern billigere Zutaten? Hier hat man sehr viel an Belohnungsmöglichkeiten verschenkt! Warum gibt es keine neuen Quests? Oder neue Bürger, die von dem gesunden Viertel angelockt werden? Außerdem hat diese im Ansatz innovative Mechanik einige üble spielmechanische Nebenwirkungen. Bisher habe ich das nur angedeutet, aber das Sammeln ist ein wesentlicher Nervfaktor.
Das mit dem Looten hält sich bei Vampyr echt noch in Grenzen. Ja, es gibt keinerlei Konsequenzen für Diebstahl, aber das ist in Cyberpunk genauso, nur mit dem Unterschied, dass es hier noch viel, viel mehr Loot gibt. Teilweise wirklich so viel, dass man nach einem Kampf nochmal 2-3 Minuten investieren muss, nur um Alles abzugrasen. Bei Cyberpunk scheint das aber Alles nicht so schlimm gewesen zu sein.
Auch das Upgraden der Waffen und die Herstellung von Tränken nimmt nicht wirklich viel Zeit in Anspruch, man findet erst garnicht genug Materialien um hier viel Zeit rein stecken zu können, selbst wenn man Alles mitgehen lässt. Zeitfresser sind in Vampyr da eher die Dialoge und die Laufwege zu den NPCs um ihnen Medizin zu geben, sofern man imer Alle gesund halten will.
Ich frag mich warum ich dafür überhaupt zahlen musste. Angeblich waren Vampyr und NFS Payback nämlich letztes Jahr Oktober im PS Plus. Und ich hab immer ein Jahresabo. Dass ich Payback nicht habe wird daran liegen das es mir selbst geschenkt zu teuer ist, ich meine Bibliothek nicht mit uninteressanten Spielen zumüllen will, aber warum fehlt mir Vampyr?
Andromeda geht so.Wenn du mit DA den letzten Ableger meinst, da hab ich nach 10 Stunden das Handtuch geworfen und war froh nur 10 Euro bezahlt zu haben. Gameplay und Questdesign aus der MMO Hölle.
Habe es fuer 8 Euro auf der Xbox im Sale gekauft. Aber eben auch noch Dragon Age und ME Andromeda. Wird eng
Ich werd das Gefühl nicht los das Jörg da echt 10% abgezogen hat weil er sich am ungestraften Looten und generell an der Notwendigkeit das zu tun gestört hat. Denn davon abgesehen ist das Kampfsystem solide, macht Spaß. Die Dialoge unterhaltsam, die Story bis jetzt jetzt für mich nicht vorhersehbar. Und die Auswirkungen auf das eigene handeln… ich hab mir Whitechapel ruiniert… weil nicht über die Auswirkungen meiner Entscheidung nachgedacht. Es ist’s erfrischend das dieses Spiel nicht wie ein Mass Efect einen böse, gut Balken hat, sondern die eigenen Handlungen tatsächlich Auswirkungen haben und man zuallererst mit sich selbst seine Entscheidungen ausmachen muss.
Also wer grundsätzlich daran Interesse hat - für 10 Euro aktuell im PSN kann man nicht viel falsch machen.