Es war einmal im Jahr 1990… Auf dem Schulhof gab es unter den Zocker-Nerds plötzlich nur noch ein Thema: Turrican! Das Ballerspiel auf dem C-64, in dem man einen schwer bewaffneten Kämpfer in einer Art futuristischer Roboter-Rüstung sowohl hüpfend als auch ballernd durch herrlich verzweigte Level dirigierte, galt als das Non-Plus-Ultra in Sachen Action. Es war vor allem die gelungene Mischung aus dem reinen Ballern mit einer tollen Auswahl an Waffensystemen wie Laser und Streuschuss (inklusive Ausbaustufen) und Erkundung, die das Werk des deutschen Designers Manfred Trenz ausgezeichnet haben. Hinzu kamen innovative Spielelemente, die man zuvor vielleicht schon auf Konsolen erlebt hatte, aber auf Heimcomputern ein echtes Novum darstellten: Zum einen gab es einen coolen Rundumschuss, wenn man den Feuerknopf des Joysticks festgehalten hat. Zum anderen konnte man die Figur zeitweise in ein unzerstörbares Rad verwandeln, kleine Bomben legen sowie eine gewaltige Energiewelle über den ganzen Bildschirm abfeuern. In speziellen Blöcken, die sogar gewisse Parallelen zu Mario Bros. aufwiesen, fanden sich nicht nur Waffen-Icons, sondern mit etwas Glück auch nützliche Dinge wie ein Power-Up zur Wiederherstellung der Lebensenergie, die nach Treffern oder Feindberührungen rapide abnahm.
Bei Turrican Flashback findet man allerdings nicht die Ur-Version vom C64, sondern die technisch aufgepeppte Amiga-Umsetzung, bei der damals von Factor 5 nicht nur technisch die Messlatte durch mehr grafische Details und ein nahezu blitzsauberes multidirektionales Scrolling höher gelegt wurde, sondern auch der fette Soundtrack von Chris Hülsbeck mit seinem bekannten Titel-Thema erst richtig zur Geltung kam – zumal die C-64-Variante trotz der ebenso gelungenen Titelmelodie von Ramiro Vaca nur in wenigen Abschnitten musikalisch untermalt wurde.
The Final Fight
Nachdem Turrican die Herzen der Fans und Kritiker erobert hatte, erschien mit Turrican 2 – The Final Fight bereits ein Jahr später der Nachfolger, der die Messlatte noch ein ganzes Stück höher legte und mit einem großartigen Leveldesign samt eingestreuter Shoot’em-up-Passage in einem Raumschiff, gewaltigen End- und Zwischenbossen sowie Spielereien wie der Einbindung von Wind begeisterte. Ich kann mich noch genau daran erinnern, als ich als C64-Besitzer dieses Meisterwerk zum ersten Mal am Amiga mit heruntergefallener Kinnlade in Aktion erlebt habe. Und als mich gleichzeitig dieser phänomenale Soundtrack von Chris Hülsbeck in Klangsphären katapultiert hat, die ich bislang nicht gekannt oder für möglich gehalten habe. Ich bekomme heute immer noch eine Gänsehaut, wenn die Titelmelodie von Turrican 2 erklingt, die für mich nicht nur eines der herausragendsten Werke des Kult-Komponisten markiert, sondern zur besten klassischen „Computerspielemusik“ gehört, die jemals erschaffen wurde. Wer im Hauptmenü von Turrican 2 statt der Start-Taste den rechten Trigger drückt, landet übrigens wie damals am Amiga in einem Menü, in dem man sich den kompletten Soundtrack zu Gemüte führen darf.
Turricans größter Feind
Für Amiga-Fans war es ein harter Schlag, als Factor 5 sich dazu entschlossen hatte, sich für den Nachfolger ausschließlich auf Segas Konsole Mega Drive konzentrieren zu wollen – mit einem Mega Turrican statt einem Turrican 3. Dabei hatten sich die Commodore-Fraktion ihr eigenes Grab geschaufelt: Die exzessive Raubkopiererei war tatsächlich der größte Feind von Turrican und eigentlich war der Abschied von der einstigen Wunderkiste bereits besiegelt. Trotzdem schaffte es eine verspätete Umsetzung des Megadrive-Moduls schließlich doch noch auf den Amiga: Zwar musste das Kaiko-Team rund um Peter Thierolf ein paar grafische Abstriche hinsichtlich der Parallax-Ebenen samt Hintergründen vornehmen und sich schließlich sogar von Factor 5 unter die Arme greifen lassen, lieferte aber dennoch eine ordentliche Umsetzung ab, die man zunächst gar nicht für machbar hielt. Im Vergleich zum Original enttäuschte sie allerdings mit einem niedrigeren Schwierigkeitsgrad – schon beim ersten Versuch hatte ich das Ding damals durchgespielt und war trotz der tollen Action und der grandiosen Credits-Musik am Ende doch etwas enttäuscht. Neben ein paar neuen Waffensystemen zählte vor allem der Greifhaken zu den großen Neuerungen von Turrican 3 / Mega Turrican, womit man sich u.a. über Abgründe schwingen oder höher gelegene Plattformen erreichen konnte. Das verwinkelte Leveldesign der Vorgänger wich hier jedoch einer eher linearen Ballerei, bei der weniger auf Erkundung, dafür stärker auf besondere Momente wie eine Aufzugfahrt oder Sprungeinlagen unter Zeitdruck in luftigen Höhen gesetzt wurde. In die Flashback-Sammlung hat man die Megadrive-Version aufgenommen, die zwar besser aussieht als das Amiga-Pendant, aber aufgrund des FM-Soundchips längst nicht so gut klingt wie das, was Chris Hülsbeck mit seinen Samples und der „Sieben-Stimmen-Routine“ von Jochen Hippel aus dem Paula-Soundchip des Commodore herausgekitzelt hat.
Habs mir letzte Woche auch geholt und gleich mal den Zweier durchgezockt, erstmal im gechillten Modus, und war erstaunt, wie viel ich davon noch auswendig kannte Secrets, Boss-"Taktiken" usw. Was man mal gelernt hat, verlernt man halt nicht mehr ^^
Die Steuerung ist die erste halbe Stunde ein wenig gewöhnungsbedürftig, bis man mal drin ist, aber danach läuft es super. Gute Sache mit den komplett frei belegbaren Knöpfen, mit dem Patch kann man auch auf den "Classic Jump" stellen, also das Springen wie früher Joystick nach oben ist, das funktioniert für mich aber mit einem Analogcontroller überhaupt nicht, die Steuerung der Spiele war einfach ausgelegt auf die damaligen 8-Wege-Digitaljoysticks. Ich hab mich dann sehr schnell zurecht gefunden mit Schiessen auf R1, Kreissäge R2, Jump X und das Rad (das meiner Meinung nach mit Abstand wichtigste Tool überhaupt) auf O.
Für die Platin brauch ich aber definitiv ein paar mehr Anläufe, früher ist man nach der Schule da so kurz durchgerannt in einer Stunde und hatte zum Schluss 30-40 Leben über, da muss definitiv noch ein wenig der Rost weg.
Ich habe mir das Spiel für die Switch gegönnt. Für mich eins der besten Amiga Spiele. Ab dem Zeitpunkt wo der Sound aus den Boxen geschossen kam , habe ich mich wieder zurückgesetzt gefühlt in die gute alte Amiga Zeit und die Welt war wieder in Ordnung. Jetzt fehlt nur noch Apidya.....
Kudos an gamefaqs an dieser Stelle:
https://gamefaqs.gamespot.com/genesis/5 ... faqs/11266
Mein Bruder und ich haben gestern Mega Turrican durchgespielt und anschließend festgestellt, dass es dazu eine Trophäe für das Entdecken eines geheimen Levels gibt.
Weiß von euch jemand, wo das ist?