Einfach, aber effektiv

Spielt ihr gerne Jenga? Oder baut ihr gerne Türme, z.B. aus Lego ? Dann werdet ihr euch in der virtuellen Realität von Tumble wohlfühlen. Komplett ohne Hektik, ohne einen Anflug von Übelkeit (insofern PlayStation VR sauber konfiguriert wurde) und in einer überzeugenden, wenngleich etwas sterilen VR-Umgebung konzentriert man sich über etwa 80 Abschnitte auf den Auf- und Abbau von Türmen, die aus unterschiedlichen Materialien zusammengesetzt werden. Dabei muss man auf etwas mehr als eine Handvoll vorgegebener Regel-Prototypen achten. Mal muss der Turm aus vorgegebenen Teilen unterschiedlicher Formen und Stoffen (u.a. Holz, Glas, Plastik, Schaumstoff) so hoch wie möglich gebaut werden. Es kann aber auch passieren, dass man versuchen muss, aus den vorhandenen Stücken Brücken zu errichten. Auf einer Wippe müssen so viele Gegenstände wie möglich platziert werden, bevor man mit seiner Unbedachtheit dafür sorgt, dass das Hin und Her nicht mehr reguliert werden kann und alle Blöcke in den Abgrund fallen. Laserstrahlen müssen reflektiert und eingefärbt werden. Man muss Türme so effektiv wie möglich sprengen oder Bälle über sorgsam platzierte Bomben ins Ziel steuern. Oder aber man muss in die Breite bauen, damit der sich ständig über der Plattform hin und her  bewegende Limbo-Stab die Quader, Bretter etc. nicht abräumt. Innerhalb des simplen Konzepts wird ein erstaunliches Maß an Abwechslung geboten, das sich aber in etwa ab dem 20. Rätsel erschöpft und nahezu keine Überraschungen mehr offenbart.

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Wer kann am höchsten bauen? Die Steuerung per Move-Controller lässt einen millimetergenau die Blöcke aufeinander setzen. © 4P/Screenshot

Tumble ist als Geschicklichkeitstest auf das Wesentliche reduziert. Zwar wird man bei jedem Abschnitt von einem schwebenden sympathischen Mini-Roboter begrüßt, der mitunter sogar einen Tipp in seiner Ansprache versteckt. Doch die Kulisse ist minimalistisch. Der Fokus wird auf die zu verbauenden Elemente und die Hindernisse gelegt. Allerdings darf man sich auch leicht im Raum bewegen und die Rätsel aus verschiedenen Perspektiven betrachten, wobei der minimale von Sony vorgeschlagene VR-Platzbedarf dafür nicht wirklich ausreicht. Zudem kann es ab und an passieren, dass der Move-Controller bzw. das PS4-Pad als verlängerte Hand zum Greifen, Drehen und Platzieren der Bauteile außerhalb des erfassten Bereichs liegt. Das wird zum einen durch einen fiesen Warnlaut im Ohr markiert, zum anderen durch eine Rotfärbung des Geräts in der virtuellen Realität deutlich gemacht.

Akkurat, aber nicht meine Hand

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Auch mit Pad hat man eine optimale Kontrolle, um die schnell schwerer werdenden Puzzles zu lösen. © 4P/Screenshot

Selbst wenn man genug Platz hat und nicht Gefahr läuft, außerhalb der “Sicherheitszone” zu liegen, stört mich bei Nutzung des Move-Controllers ein kleines Detail. Im Gegensatz zu anderen Spielen wie Batman Arkham VR, die diese Zusatzhardware nutzen, um in der virtuellen Realität die Position der Hände glaubhaft darzustellen, ist der virtuelle Controller merkwürdig “entrückt”: Alle Achsen wirken verschoben, so dass das Gerät gefühlt etwa zehn bis 15 Zentimeter von der Stelle entfernt ist, an der ich meine Hand tatsächlich fühle. Doch da sich das Gehirn schnell an diese “andere” Perspektive anpasst, hat man trotzdem alles unter Kontrolle. Denn sobald man das entsprechende Bauteil hält, kann man es drehen, wenden und millimetergenau platzieren – auch wenn man trotzdem das Gefühl der falschen Perspektive nie verliert. Das sich hinter vielen der etwa 80 Puzzles nach erfolgreicher Bewältigung noch weitere Medaillen in Form von Zeitherausforderungen oder bestimmen Positionen verbergen, die man mit seinem Bauvorhaben erreichen muss, kehrt man gerne in bereits erledigte Rätsel zurück. Denn nur über mehr Medaillen kann man mehr “Zonen” freischalten, innerhalb derer man sich aber frei von Level zu Level bewegen darf.

So wird Frust minimiert, wenn man partout immer an einer bestimmten Aufgabe scheitert. Doch irgendwann lässt es sich nicht mehr verhindern. Bei mir z.B. war es irgendwo zwischen Level 35 und 45 so weit. Denn so einfach das Konzept verinnerlicht ist, so steil steigt die Lernkurve an, bei der man schließlich auch über einige Ecken decken muss, um auf die Lösung zu kommen. Und man sollte die bei Aufnahme jederzeit ersichtliche Beschaffenheit und das damit verbundene Gewicht bedenken. In einem Erdbebenabschnitt, in dem alle paar Sekunden die Umgebung und die Bauplattform zu vibrieren beginnt, hat es z.B. andere Auswirkungen ob man als Basis einen Metallwürfel oder ein Plastikmodell platziert. Und bei Schrägen sollte man bedenken, dass Schaumstoff und Gummi weniger anfällig für Rutschpartien sind. So wird man ständig gefordert – gelegentlich allerdings auch über das für mich erträgliche Maß. Wenn man aber nach zig Versuchen doch schließlich den Erfolg für sich verbuchen kann, ist die Genugtuung groß. Verzichten kann ich hingegen auf den Mehrspielermodus, in dem der Headset-Träger versucht, so hoch wie möglich zu bauen, während der zweite Spieler ihm das Leben schwer macht. Denn hier ist die (Schaden-)Freude nur auf Seiten des Zerstörers, der allerlei Hilfsmittel einsetzen kann, gegen die man im Normalfall keine Chance hat. Wer allerdings im Sommer auch Spaß daran hat, am Strand die Sandburgen kleiner Kinder wie Godzilla zu zertreten, wird diesem Modus u.U. sogar etwas abgewinnen können.

  1. Ich hab die Vollversion fast durch. Mir fehlen nur noch so en paar Rätselmedaillen. Da steh ich teilweise echt auf em Schlauch. Zum Bsp. Holzkoloss oder Schlichtheit, manmanman, aber macht total Spaß.^^

  2. Von den Demos die ich probiert habe mein Überraschungshit. Ich wollte eigentlich Thumper testen und hab den Namen falsch in Erinnerung gehabt.^^ War dann aber überrascht wie schnell man darin versinkt millimetergenau Blöcke zu platzieren. Und ja, bei dem Spiel braucht man auch keine Angst um Übelkeit zu haben. Ich werde mir die Vollversion recht sicher holen.

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