Unter „lediglich nett gedacht“ fällt auch die freie Charakterentwicklung, bei der man Ottos und Trolls Fähigkeiten nach eigenem Gutdünken erweitert. Immerhin kann sich die Kreatur heilen, unsichtbar machen und Gegner anbrüllen, um sie aufzuhalten, während Otto irgendwann länger sprintet oder stärker zuschlägt. Nur macht nichts davon das stupide Knopfdruckhämmern besser, bei dem es meist am effektivsten ist, wenn Troll einfach auf eine Gruppe Feinde zuläuft, um sie mit seinen großen Fäusten und Füßen zu zerschmettern. Theoretisch kann sich Otto zwar anschleichen, um Gegner heimlich auszuschalten. Weil hohes Gras oft fehlt, ist das zum einen aber nur selten möglich und zum anderen ist es ohnehin kaum effektiver als das Trampeln und Schlagen seines Begleiters. Dass man dessen Bewegungen nicht präzise steuern kann, ist dabei besonders frustrierend: Bis das Programm entscheidet, dass er einen Gegner präzise zermalmt, haut er nämlich automatisch weit daneben. Anspruchsvoll sind die Kämpfe trotzdem fast nie – und diese ungelenke Mischung macht nicht den geringsten Spaß!
Beutejäger
Apropos Steuerung: Die hat mich mal fast zur Weißglut getrieben, mal beinahe einschlafen lassen. Denn beide Helden bewegen sich furchtbar träge, was besonders das (völlig gefahrlose) Klettern zur Geduldsprobe macht. Animationen gehen außerdem nicht ineinander über, weshalb man z.B. jedes Mal warten muss, bis Otto vollständig zum Stehen gekommen ist, bevor er in die Hocke gehen kann. Enervierend auch, dass man selbst während relativ langer und häufiger Animationen wie dem Aufsitzen auf Troll nicht einmal die Kamera drehen darf.
Noch ein seltsamer Fauxpas gefällig? Otto jagt Wildschweine, um mit deren Fleisch einen Teil seiner Gesundheit wiederherzustellen – eigentlich eine gute Idee. Blöd nur, dass die Jagd erstens völlig anspruchslos ist und zweitens viel zu gekünstelt verläuft. Schließlich gibt es in der Umgebung überhaupt keine Wildschweine! Von denen wird genau eins vielmehr immer erst dann platziert, wenn Otto per Tastendruck eine Fährte liest. Und auch die gab es vorher natürlich nicht.
Selbst der Rasen (t)rollt!
Jenseits eines unglücklichen Missgeschicks im Spieldesign war hingegen folgende Situation: Ich lade einen Spielstand, nachdem Otto doch tatsächlich mal das Zeitliche gesegnet hatte und höre, wie er sich sofort wieder in einem Kampf befindet. Eingreifen kann ich allerdings nicht, denn das Artwork des Ladebildschirms bleibt so lange stehen, bis er erneut stirbt. Das wiederholte sich selbst nach mehreren Versuchen und einem kompletten Neustart. Wahlweise durfte ich also das Kapitel oder das komplette Spiel von vorne beginnen.
Zu „guter“ Letzt ist es mir außerdem unbegreiflich, wie es selbst nach dem heutigen Update einen Fehler geben kann, dank dessen ein Mauszeiger in der Mitte des Bildes auftaucht, sobald man das Menü öffnet – nicht das Systemmenü, sondern das ständig gebrauchte Inventar. So weit, so ärgerlich, aber der Mauszeiger verschwindet auch nicht, wenn man das Menü verlässt und obwohl man mit Gamepad spielt. Nach jedem Zugriff aufs Menü bewege ich also die Maus ein kleines Stück, damit ich wenigstens den gut sichtbar aufklappenden Rollrasen direkt vor Otto in Ruhe „bewundern“ kann.
Spontan hätte ich hier auf einen "Geheimtipp-Konkurrenten" für The Last Guardian gehofft.
So kann man sich täuschen...
Haha, das Spiel sieht ja mal über grottig aus. So schlecht, dass es schon wieder lustig ist. Das Highlight ist das Voiceacting von Otto. Hat definitiv irgendeinen Preis verdient xD