Tony Hawk's Downhill Jam(Rennspiel) von Activision Credit: Toys for Bob (Wii, PS2) / Vicarious Visions (DS, GBA) / Activision

Es geht abwärts

Man nehme: Eine Straße, die in einem möglichst steilen Winkel nach unten führt. Ein Skateboard, an dem eine Bremse ungefähr soviel Nutzen hat wie ein WLAN-Kabel. Und einen Skater, der weder Tod noch Verkehrsregeln fürchtet. Oder besser mehrere Skater, mit mehreren Skateboards – zack, das ist Tony Hawk’s Downhill Jam! Hier geht es nicht um technisch ausgefeilte Skate-Tricks, um zu lösende Aufgaben, um Trick-Wettbewerbe – sondern nur um Geschwindigkeit, Höchstgeschwindigkeit: Jede der zehn Welten, von den hügeligen Straßen San Franciscos über die Burglandschaften Edinburghs bis zu den Serpentinen der Alpen zeigt steil nach unten, ihr rast mit Vollgas auf eurem 

Am Anfang war der Berg: Downhill Jam ist eine rasante Bergabfahrt, die mit den klassischen Tony Hawk-Games nicht viel zu tun hat.
unzerstörbaren Board vom hohen Start bis zum tief liegenden Ziel – was selten länger als eine Minute dauert. Zwar sind die Levels völlig linear, was den grundlegenden Aufbau angeht, dennoch bieten euch massig Abkürzungsmöglichkeiten Gelegenheit, neue Bestzeiten einzufahren. Im Laufe eurer Karriere müsst ihr den ersten Platz belegen, Slalom-Tore erwischen, so viele Trickpunkte wie möglich einheimsen, möglichst viele Leute umhauen, größtmögliches Chaos anrichten oder Einzelrennen gegen Herausforderer bestehen. Normalerweise tretet ihr gegen bis zu vier Konkurrenten an, die im Gegensatz zu anderen TH-Games keinen Echtwelt-Profis nachempfunden sind (der einzige Pro bleibt Tony), sondern irgendwelche Comicfiguren mit Attitüde sind. Gelegentlich seid ihr aber auch allein unterwegs, etwa in Aufträgen, in denen es nur um Bestzeiten geht.

Neben dem Geschwindigkeitsrausch kommt auch das Trickfieber nicht zu kurz – allerdings wesentlich kürzer als in jedem anderen Spiel der Serie. Downhill Jam offeriert euch wesentlich weniger und damit wesentlich simplere Tricks als gewohnt: Ihr könnt grinden, ein paar Flip- und Grabtricks zünden und sehr cool powersliden – das war’s. »Das war’s??« schreit der Kenner, »Was soll der Mist?« fügt er hinzu. Bange nicht, Kenner, denn das hier ist Tony Hawk’s Pro Arcade, was spätestens bei der Steuerung klar wird: Auf dem Wii wird der Nunchuk nicht benötigt, außerdem haltet ihr den Wiimote wie ein Gamepad. Druck auf die »2«-Taste verschafft euch Geschwindigkeit, gelenkt wird mittels der Neigung des Pads. Darüber hinaus könnt ihr mit Taste »1« in »Road Rash«-Manier nach Konkurrenten oder herumstehenden Passanten hauen und mit dem A-Knopf powersliden. Die PS2-Steuerung entspricht dagegen den üblichen TH-Vorgaben, hier warten keine Überraschungen. In der Luft bewirken Tastenkombinationen und Richtungsangaben wilde Flip- und Grab-Mischungen, die aber auf wenige Manöver beschränkt sind. Wie arcadig das Ganze ist, sieht man spätestens an Levels wie Hong Kong oder Rio, in denen man die eigentliche Straße quasi nie zu

Ganz der Tony: Es gibt zwar deutlich weniger Tricks als gewohnt, aber die sehen immer noch cool aus.
Board bekommt – stattdessen verbringt man den größten Teil der Zeit entweder auf allen möglichen Rails grindend (das Gleichgewicht zu halten ist ein Klacks) oder Tricks kickend in der Luft. Noch mehr sogar, wenn man eines der gelegentlich vorbeischwirrenden Zeitverlangsamer-Items erwischt: Dann hat man nämlich eine kurze Zeitlupe lang Gelegenheit, so viele Tricks wie möglich vom Stapel zu lassen, um den Punkte-Multiplikator in luftige Höhen zu katapultieren. Mit jedem gelungenen Manöver füllt ihr euren »Zone Bone« genannten Extrameter, der bei vollständiger Füllung einen Turboschub ermöglicht – dazu muss der Wiimote kurz geschüttelt respektive die L2-Taste gedrückt werden. Um den Arcade-Charakter endgültig zu unterstreichen, fällt Hinfallen, eine Disziplin, die gleichsam in der Skater-Welt als auch in jedem TH-Spiel an der vernarbten Tagesordnung ist, tatsächlich ziemlich schwer: Einen Trick falsch zu landen (und damit zu stürzen), ist faktisch unmöglich – wenn man mal am Boden liegt, dann fast nur, weil man mit etwas sehr Solidem wie einem Auto oder einer Wand kollidiert.

Ich bin ich

Für jede gemeisterte Mission kassiert man je nach Erfolg zwischen Null und vier Punkte. Diese dienen dazu, im Rang aufzusteigen, was direkte Auswirkungen auf neue Levels und variantenreichere Missionen (vier davon mehr in der PS2-Fassung) hat. Allerdings lohnt es sich, jeden Level möglichst gut zu absolvieren, denn dadurch gibt es nicht nur mehr Punkte (so dass man es in späteren, ergo härteren Welten einfacher hat), sondern auch allerlei Boni: Neue Klamotten, neue Boards, neue Skater! Personalisierungsfreaks, die Wert darauf legen, den virtuellen Latissimus Dorsi möglichst präzise definieren zu können, werden auch hier ob der arcadigen Vereinfachung hilflos japsen: Es gibt elf vorgefertigte Skater, einen zusätzlichen kann man sich selbst aus wenigen Einzelteilen (Klamotten, Gesicht, Frisuren, Accessoires) zusammenpuzzlen, wobei es bei der PS2-Fassung ein paar Auswahlmöglichkeiten mehr gibt. Immerhin dürft ihr euren Liebling auch im Mehrspielermodus nutzen, wenn auch nur lokal: Bis zu vier Skater balgen sich am Splitscreen – entweder im schnellen Spiel, in einer Serie oder einem Einzelevent.

Bis zu vier Spieler dürfen sich am Splitscreen messen – einen Online-Modus gibt’s leider nicht.
Eine mittelschwere Enttäuschung ist dieses Mal der Soundtrack: Zugegeben, es gibt sehr geile Rocktracks mit angemessen schweren Gitarren, die angemessen schnell geschrammelt werden – allerdings tummeln sich im Soundtrack auch Songs, die man normalerweise nur auf Après-Ski-Sammlungen vermutet. Ausnahmslos gelungen dagegen die Sprachausgabe: Besonders die frotzigen Kommentare der Skater vor Beginn jeder Runde, die ihr euch im Videomenü auch gesondert ansehen könnt, sind nicht nur witzig, sondern auch gut synchronisiert. Das einzige Englisch im Spiel begegnet euch während der ebenfalls sehr unterhaltsamen Making-Of-Videos. Optisch liefert Downhill Jam eine sehr solide Leistung ab: Die Kulisse ist farbenreich, angenehm detailliert und teuflisch rasant – abgesehen von seltenen Slowdowns ist die Geschwindigkeit beeindruckend hoch. Genau gesagt sogar so hoch, dass die gut animierte Action immer wieder mal ins Unübersichtliche tendiert. Weit von unspielbar entfernt, aber ab und an bekommt man das Gefühl, ein Gasgeb-Roboter zu sein.

      

  1. Ein Nachteil ist der durchschnittliche Soundtrack? Gerade den finde ich beim Spiel besonders gelungen, welches andere Wii Spiel bietet so viele Lieder, die es auch tatsächlich gibt? Die Spielmodi reichen doch auch völlig aus: Rennen, Tricks, Slalom, Special Aufgaben wie zum Beispiel so viele Fußgänger wie möglich "umhauen" usw... Naja wenn man die Langzeitmotivation kritisieren würde, hätte ich da eher Verständnis für, aber selbst die würde ich ICH als Pluspunkt aufzählen, da es doch auch recht lange dauert, bis man alle Ränge und somit alle Boards und Skater bekommen hat.
    Edit: Hatte den Pluspunkt "abwechslungsreiche Missionen" übersehen, aber warum ist dann das Spielprinzip simpel? Und Ruckler hatte ich übrigens auch noch nie :D Vielleicht habe ich das Spiel ja noch nicht voll ausgekostet, wer weiss...

  2. Also mir gefällts ganz gut!
    Das letzte Tony Hawk, welches ich gespielt habe und mir Spaß gemacht hat, war "Tony Hawk's Pro Skater", also der allererste Teil. ;)

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