VR-Zeitreise unter Wasser

Offenbar blieb das Virus Millionen von Jahren im Eis eingeschlossen, doch der Klimawandel bringt die Bedrohung erneut zum Vorschein. Also reist man als frisch rekrutierter Zeitreise-Kadett in die Unterwasserwelt der Vergangenheit, in der man allerlei schwimmende Urzeit-Viecher scannt, während die sonore Computerstimme interessante Hintergründe über Territorialverhalten, die Beute großer Räuber und andere biologische Feinheiten analysiert. Doch steckt hinter dem lehrreichen Ausflug auch ein Spiel? Auf Steam wird der Titel schließlich als „Erlebnis“ mit Hintergrundgeschichte und spielerischen Mechaniken beworben, die nach Rätseln und Überlebenskampf klingen. In der Praxis ist davon leider wenig zu spüren: Während man in seiner Zeitreise- und Tauch-Kapsel sitzend behutsam durch die Unterwasserwelt navigiert, muss man sich immer wieder an die Tiere heranwagen, um sie mit einer Hand voll Scannern zu untersuchen. Mal werden die Innereien mit einem Röntgenblick unter die Lupe genommen, später ein Tumor oder das Fressverhalten.

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Neben dem hier zu sehenden Raubtier Dakosaurus trifft man u.a. auf den bis zu 18 Meter langen Mosasaurus, den krokodilähnlichen Pliosaurus, den Tauchvogel Hesperornis oder den Elasmosaurus mit seinem meterlangen Hals. © 4P/Screenshot

Leider bleibt das spielmechanisch fast völlig belanglos. Da die Unterwasserriesen hier ganz und gar nicht scheu sind, kann man meist gemütlich an sie heran schwimmen, statt wie in Jagdspielen Vorsicht walten zu lassen. Greift ein Raubtier an, schaltet man einfach in die üppig bemessene temporäre Zeitlupe um und drückt den Scanner-Knopf. Die Deutung übernimmt der Computer, Deduktions-Puzzles wie in Sherlock Holmes fehlen also. Eine Bedrohung spürt man ebenfalls nie, da man bei einer Attacke einfach in Sicherheit gebeamt wird. Auch die Dramatik rund um den Virus wird nicht spürbar: In meiner norwegischen Basis sehe ich zwar anhand eines rapide ratternden Zählers, dass der Killer-Erreger schon mehrere Millionen Menschenleben auf dem Gewissen hat, davon erfahre ich allerdings nur in fade inszenierten Videotelefonaten mit meiner Vorgesetzten.

Unter Wasser hört dich niemand göbeln!

Im Endeffekt sorgen also lediglich die Infos über die gescannten Dinos für Unterhaltung. Es ist tatsächlich deutlich interessanter, vor den eigenen Augen zu sehen, wie sich ein Dakosaurus die Zähne an einem gut gepanzerten Ammonit ausbeißt, statt nur in einem Buch oder einem Animationsfilm mit fester Perspektive davon zu erfahren. Für Lehrzwecke könnte der VR-Titel also durchaus interessant werden, zumal sich die Erkenntnisse nach den Levels noch einmal mundgerecht in der übersichtlichen Datenbank anschauen lassen. Die Authentizität der Infos kann ich als Laie natürlich nur sehr bedingt beurteilen.

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Mit Hilfe technischer Gadgets untersucht man die Innereien der Meeressaurier, um dem Virus auf die Spur zu kommen. © 4P/Screenshot

Interessierte Lehrer oder Museen sollten allerdings genügend Bares für einen Spiele-Rechner beiseite legen: Auf unserer GTX 980 kam es immer wieder zu nervigen Rucklern, welche sich nicht gerade positiv aufs allgemeine Befinden auswirkten. Speiübel wurde mir nie, ab und zu machte sich aber ein mulmiges Gefühl in der Magengegend bemerkbar. Dabei wirkt die Kulisse gar nicht mal so aufwändig: Sie versetzt den Spieler glaubwürdig in die Unterwasserwelt, in der die Dinos meist realistisch animiert umher schwimmen – nach wenigen Sekunden wiederholen sich die Bewegungen allerdings meist. Aus der Nähe entdeckt man kaum Feinheiten wie Pflanzen, feine Felsformationen oder Ähnliches. Zudem sorgt das fehlende Anti-Aliasing für unangenehm flimmernde Kanten. Auf der Oculus Rift fällt das Problem nicht ganz so negativ auf, weil auf deren Display einzelne Pixel nicht so deutlich sichtbar sind wie auf der HTC Vive. Davon abgesehen spielt sich das Erlebnis auf beiden Geräten sehr ähnlich. Besonders ärgerlich ist es, dass man in den Optionen nicht einmal die Grafikqualität herunter regeln kann, um die Bildrate zu verbessern.

Steuerungs-Feinheiten

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Fütterungszeit! Der Spieler steht leider nicht auf der Speisekarte – er wird beim Zubeißen einfach in Sicherheit gebeamt. © 4P/Screenshot

Die Steuerung mit den Bewegungs-Controllern der Vive wirkt reichlich schwammig. Auch mit HTCs VR-Headset empfiehlt es sich also, von Anfang an auf einen Xbox-One- oder 360-Controller umzusteigen. Mit dem Gamepad funktioniert die langsame Navigation der Kapsel nämlich problemlos. Das Zielen mit der Markier-Kanone oder den Scannern läuft dann per Kopftracking ab: Einfach zum entsprechenden Körperteil des Sauriers schauen und schon legt man ähnlich präzise an wie in Gunjack.

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