Auch Reiterkrieger kommen nicht so einfach aus dem Stall getrabt: Ihr müsst eine oder mehrere Einheiten auswählen und diese mit einem Klick auf das entsprechende Pferd setzen – wenn Ihr denn schon welche gezüchtet habt. Neu ist, dass Eure Untertanen mit der Zeit an Erfahrung gewinnen, und so produktiver zu Werke gehen – jeder Verlust durch Kriege und Belagerungen wirkt da schmerzlich.
Eine starke Wirtschaft und die effiziente Ausnutzung der Diplomatie-Möglichkeiten können ebenso erfolgreich sein wie das Schleifen der feindlichen Städte. In dieser Hinsicht ähnelt Three Kingdoms dem Geheimtipp unter Hardcore-Strategen: Seven Kingdoms. Nicht nur dem Namen nach gleichen sich die Titel, auch in der Spieltiefe versuchen die Three den Seven Kingdoms nachzueifern. Hinzu kommen zahlreiche personelle Entscheidungen, denn eine richtige Außenpolitik ist z.B. ohne die Ernennung eines Ministers nicht möglich.
Ein echtes Novum im Echtzeit-Strategie-Genre stellen die zwei Karten dar, die Ihr immer in den unteren Ecken der Benutzeroberfläche sehen könnt. In der linken Ecke befindet sich eine Darstellung Eurer Stadt: Dort erkennt Ihr Eure Gebäude, die Stadtmauern und einen kleinen Teil freien Feldes davor. In der rechten Ecke wird das gesamte Reich mit allen Städten abgebildet – Eure Stadt ist nur als kleines Symbol zu erkennen, und erst wenn sich der Nebel des Krieges durch Eure Erkundungen lüftet, werden andere Städte sichtbar. Wenn Ihr nun mit einer Armee Eure Stadt verlassen wollt, klickt Ihr einfach auf den äußersten Bereich der Stadtkarte und irgendwann ist Eure Truppe dann im rechten Kartenausschnitt verfügbar. Hier wird der persönliche Geschmack entscheiden, ob die zwei Karten und der Truppen-Transfer eher effektiv oder unübersichtlich sind.
In Age of Kings konntet Ihr selbst mit Schwertkämpfern die Mauern Eures Gegners dem Erdboden gleichmachen. Three Kingdoms geht die Belagerungen realistischer an und zwingt Euch, schweres Kriegsgerät zu entwickeln, das auf historischen Vorbildern beruht: __NEWCOL__Sturmleitern, Katapulte und sogar die früheste Fallschirmjägerversion in Form von “fliegenden Papierdrachen” kann erforscht werden. Ich verstehe allerdings nicht, warum die Entwickler auf Formationen verzichtet haben. Erstens wird das Kampfsystem so um einige taktische Optionen beraubt und zweitens nervt es einfach, wenn man keine Ordnung in unterschiedlich strukturierte Armeen bringen kann: Langsamere Kriegsgeräte folgen dem Haupttross wie Schildkröten und können schlechter geschützt werden. Und noch ein Manko: Wenn der Gegner in Eure Stadt eingedrungen ist, arbeiten die Bauern und Schweinehirten weiter, als hätte sich freundlicher Besuch angekündigt – warum fehlt eine sinnvolle Einquartierungsoption?
Three Kingdoms spielt sich trotz der vielen Möglichkeiten und der zwei Karten recht flüssig. Allerdings hätte ein intuitivere Benutzeroberfläche für mehr Einsteigerfreundlichkeit und vor allem Übersicht gesorgt. Warum kann ich meinen Ressourcenvorrat erst sehen, wenn ich auf einen Button klicke?Im Multiplayer-Modus können übrigens 1 bis 8 Spieler über LAN oder Internet gegeneinander antreten.
Grafik/Sound
Auf den ersten Blick wirkt Three Kingdoms wie ein fernöstliches Age of Kings-Add-On: Isometrische Perspektive, detaillierte Gebäude und schön animierte Einheiten. Nicht nur das Gebäude-, sondern auch das Einheitendesign entführt Euch grafisch und historisch überzeugend ins alte China. Den Arbeitern und Soldaten wurden im Vergleich zu Kasernen und Tempeln nahezu maßstabsgetreue Größenverhältnisse verpasst, so dass Ihr Euer Volk mit der Zeit ameisenähnlich durch das immer größer werdende Reich wuseln seht. Die Grafik überzeugt zwar, aber begeistert nicht und muss sich gegenüber Age of Kings geschlagen geben.
Im Soundbereich begleiten Euch angenehme asiatische Melodien, die Euch akustisch auf die Zeit der “Drei Reiche” einstimmen. Eure Kommandos werden übrigens -auch in der deutschen Version- auf Altchinesisch bestätigt.