Falscher Alarm oder ein Ernstfall?

Man blickt von schräg oben auf eine statische Stadt aus grauen Bauklötzchen, kann weder drehen noch zoomen – diese Kulisse ist eher zweckmäßig als ansehnlich. Immerhin kann man sich so auf die farbigen Marker konzentrieren, die überall auftauchen und Vorfälle symbolisieren: Neben Ehekrach, Lärmbelästigung, Raub, Brandstiftung, Vergewaltigung oder Amoklauf gibt es auch dubiose Anfragen vom Bürgermeister, Firmen oder der Mafia, die andere Farben aufweisen. Klickt man diese an, schickt man so viele Cops oder gar ein Sondereinsatzkommando hin wie erforderlich scheinen; dabei deutet die Anzahl der möglichen Plätze auf die Brisanz hin. Wer selbst investiert oder bei der Mafia schnorrt, kann später auch einen Einsatzwagen losschicken – aber die Entwicklung der eigenen Abteilung hält sich in engen Grenzen.

Sobald ein Team losdüst, erkennt man eine farbige Spur, die sich vom Polizeiquartier zum Tatort bewegt, während weitere Verbrechen gemeldet werden, für die man in der Schicht hoffentlich noch genug Cops hat: Für was lohnt sich also welches Personal? Als dann auch noch ein Mafia-Krieg entbrennt, bei dem man eine Seite unterstützen soll, kann man der Spirale der Verbrechen kaum entkommen. Oder doch? Ist es möglich eine halbe Million zu scheffeln, ohne dass einem alle an den Hals wollen? Man denkt sich: Jeden Tag derselbe Scheiß! Und dann wird einem auch noch der Lohn gekürzt, wenn die Aufklärungsquote sinkt…

An Tatorten kann es passieren, dass das voll besetzte Kommando nur einen Fehlarm meldet, dass der Fall komplett gelöst wird oder dass es zivile

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Wie viele Cops schickt man zum Einsatz? © 4P/Screenshot

Opfer oder gar Verluste in den eigenen Reihen gibt – das ärgert den Bürgermeister, der beim nächsten Meeting vielleicht das Personal kürzt, so dass man statt sieben nur noch sechs Leute zur Verfügung hat. Krankheit und Kündigungen sorgen für weitere Ausfälle, manchmal wirken diese Vorfälle auch sehr willkürlich. Der permanente Verlust ist besonders bitter, wenn es sich um erfahrene Leute handelt, was durch einen steigenden Zahlenwert dargestellt wird, der von 5 bis 1000 reicht. Erst ab 250 gelten die Polizisten als einigermaßen zuverlässig, was ihre Erfolgsaussichten bei einem Einsatz steigern soll. Aber auch das ist nicht immer plausibel erkennbar, zumal z.B. Teambildungen aus starken und schwachen Cops nicht statistisch oder visuell erfasst werden. Was wirkt sich wie aus? Zwar kann man über die Jobbörse frisches Personal buchen, aber auch das ist nicht immer gut qualifiziert…

Entscheidungen am Tatort

Schön ist, dass die Einsätze meist kurz beschrieben werden und dann mehrstufig ablaufen, ebenfalls inklusive Text-Entscheidungen: Soll man mit dem Messerattentäter sprechen, ihn ablenken oder einfach schießen? Spricht man per Lautsprecher zu den

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Man beobachtet das kriminelle Treiben aus der immer gleichen Perspektive. Mit der Zeit öffnen sich lediglich weitere Gebäude wie jenes der Mafia. © 4P/Screenshot

Geiselnehmern oder schleicht man sich von hinten rein? Drängt man den Fluchtwagen ab oder schießt man auf die Reifen? Knüppelt man Demos nieder oder lässt man es bleiben? Es gibt einige Situationen, in denen nicht die Gewalt, sondern das subtile Vorgehen eher das Mittel der Wahl ist. Hinzu kommen allerdings bizarre Anfragen, die selbst in einer fiktiven Stadt unrealistisch wirken: Da soll man plötzlich alle Schwarzen oder alle Frauen bis zu einem bestimmten Zeitpunkt aus seinem Revier rausschmeißen, weil der Bürgermeister bzw. die öffentliche Meinung das angeblich verlangt.

Man kann ihn natürlich ignorieren. Wer das tun will, hat nur zwei Möglichkeiten, denn man braucht Gründe, um jemanden zu feuern: Entweder ist er zu alt, hat bei zu vielen Fälle versagt oder man engagiert die Mafia, die die eigenen Leute auch töten kann. Dafür braucht man allerdings erstmal deren Vertrauen und genug Geld. Das kann man beiseite schaffen, indem man nach erfolgreichen Hausdurchsuchungen z.B. die Drogen und Waffen nicht abliefert, sondern an die Mafia verscherbelt. Den Gewinn kann man mit seinen Leuten teilen, was sie zufriedener macht, oder ganz allein einsacken. Aber Vorsicht: Wer zu offensichtlich kriminell agiert, wird von der Aufsichtsbehörde untersucht und befragt, wobei auch eigene Mitarbeiter zu Wort kommen. Je unzufriedener die sind, desto größer ist die Chance, dass sie einen anschwärzen…diese Spirale wird schon druckvoll gedreht, aber man kann einfach selbst nicht tief genug spielen, sondern nur an der Oberfläche verwalten. Viele interessante Mechaniken wie z.B. die Ermüdung oder Schichtwechsel sind auf Dauer nahezu nutzlos, weil sie nicht wirkungsvoll in die nötige Strategie und Planung eingreifen. Dazu gehört auch die Beförderung: Wann hat man wie viele Streifen zur Verfügung? Warum kann man seine Leute so nicht besser binden? Sie kündigen wie jeder andere.

Bilder-Puzzle mit Detectives


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In welcher Reihenfolge ist die Tat passiert? © 4P/Screenshot

Während man seine Cops auf Streife losschickt, sendet man seine Detectives an Tatorte, wo sie nach kurzer Analyse samt diverser Zeugenaussagen spezielle Bildbeweise sammeln, die man in korrekter Reihenfolge platzieren muss, um den Fall zu lösen – wie in einem Legepuzzle. Das ist auch eine nette Idee, zumal man Geduld beweisen und auf die richtigen Motive warten muss, aber letztlich sind diese Rätsel viel zu einfach über Trial&Error statt Investigation zu lösen. Dazu gehören auch die verdeckten Ermittlungen bei Kartellen und Gangs, in die man Spitzel einschleusen kann: auch hier läuft die Enttarnung fast von selbst und man fragt sich, was genau wer jetzt geleistet hat.

Trotzdem fließen gerade im ersten Durchlauf die interessanten Ereignisse mit ihren Entscheidungen sowie die Puzzles nahtlos in die drögen Management-Elemente. Warum sind Letztere  langweilig? Weil es keine Spieltefe beim Studieren und Verwalten des Personals gibt. Zwar gibt es individuelle Gesichter, aber lediglich Kurzbiografien, in denen bis auf Alkoholprobleme oder politische Ansichten kaum etwas nachzuvollziehen ist. Nur in der Theorie klingt es interessant, dass man einen Spitzel beauftragen kann, denn praktisch bringen einem diese zu wenig Einsichten. Und wenn man mal jemanden befördern will, darf man gerade in dieser Situation nicht auf das wichtigste Kriterium schauen: wie viele Fälle hat der Mann oder die Frau erfolgreich gelöst? Das nervt genauso wie die Willkür, mit der sich verdiente Leute plötzlich verabschieden, weil sie den Türsteherjob so toll fanden, oder das Fehlen einer Rangliste, um nach einem Game Over zumindest eine grundsätzliche Motivation für erneutes Spielen aufzubringen. Denn beim zweiten Durchlauf finden selbst kleine Ereignisse wie Überfälle exakt so statt wie bisher – man weiß also genau, wann was passiert und wie man welchen Fall lösen kann. Hier hätte eine prozedurale Erstellung geholfen, den Spielspaß langfristig zu garantieren.

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