Wie in solchen Fällen üblich enthält die auf den Konsolen erhältliche Ausgabe auch die Zubmariner-Erweiterung, mit der man einen zweiten großen Bereich erkundet. Dafür macht man das aktuelle Schiff U-Boot-tauglich, um buchstäblich in die Sunless Sea einzutauchen, wo neue Orte, Kreaturen und Geschichten warten. Zum Zeitpunkt unseres damaligen Tests (Wertung: 90%) gab es diese Inhalte zwar noch nicht, abgesehen davon hat er in allem Wesentlichen aber nach wie vor Bestand, weshalb ich für weitere Informationen wie gewohnt darauf verweise.
Reichtum und Unsterblichkeit?
Auch auf Switch und Xbox One bewegt man sich per Schiff über bzw. durch das Meer, um mit Transportaufträgen, dem Beschaffen von Informationen sowie dem Erfüllen anderer Aufgaben Geld zu verdienen, sich einen Namen zu machen und schließlich ein selbst gestecktes großes Ziel zu erreichen. Das kann vom Erleben zahlreicher Geschichten über großen Reichtum bis zur Unsterblichkeit gehen. Besonders am Anfang dreht sich allerdings vieles auch einfach nur darum überhaupt zu überleben, denn das ist auf dunkeln Ozean gar nicht so einfach.
Von den knappem Vorräten ganz abgesehen treiben sich an vielen Stellen nämlich gefährliche Gegner herum, die in kurzen Gefechten erlegt oder deren Schiffe versenkt werden müssen. Trotzdem ist man den Großteil des Spiels nicht mit kämpfen, sondern damit beschäftigt, kurze Geschichten zu erleben, die so hervorragend geschrieben sind, dass die unheilvolle Schönheit der gotischen Unterwelt anschaulich zum Leben erwacht. Selbst regelmäßige Aktionen wie das Erkunden der Inseln sind kurze Erzählungen, weshalb das Lesen sich wiederholender Tätigkeiten auf Dauer an Reiz verliert, beim Entdecken von etwas Neuem aber sofort wieder Fahrt aufnimmt.
Immerhin trifft man auch zahlreiche Entscheidungen, bei denen weder die eine noch die andere Wahl eine rosige Zukunft bedeutet. Oft muss man sich sogar aufs Glück verlassen, das von den Werten des eigenen Charakters bzw. denen der aktuellen Crew abhängt. Mit fortlaufendem Abenteuer heuern schließlich erfahrene Seeleute an und stärken bestimmte Werte, die beim „Auswürfeln“ der jeweiligen Wahrscheinlichkeit eine zentrale Rolle spielen. Ungeschoren kommt man auf Dauer aber kaum davon. Vieles dreht sich daher um die Frage: Auf welche Weise will man die Widrigkeiten der Sunless Sea überleben?
Lenken oder Gas
Da das Lesen von Texten also im Vordergrund steht, funktioniert das alles natürlich auch auf Switch und Xbox One weitgehend einwandfrei – kleine Abstriche muss man in den Umsetzungen aber in Kauf nehmen, da sie zu wenig an die Besonderheiten der Hardware angepasst wurden. So kommen beide Versionen etwa alle paar Sekunden lang ganz kurz ins Stocken, während man auf dem Meer unterwegs ist. Ob das Nachladen von Inhalten oder etwas anderes dafür verantwortlich ist: Das stört die dichte Atmosphäre ein wenig.
Hinzu kommt eine Steuerung, die anders als auf PC nicht frei einstellbar ist und zudem sehr halbherzig an das Spielen mit Gamepad angepasst wurde. Anders kann ich mir jedenfalls nicht erklären, dass das im Kampf wichtige ständige Erhöhen und Verringern der Geschwindigkeit des Schiffs über das Digikreuz stattfindet, während man das Boot nur mit dem linken Stick lenkt. Ich würde gerne beides gleichzeitig ausführen, um möglichst schnell zu reagieren, was mit dieser Steuerung freilich nicht möglich ist. Erwähnt sei außerdem, dass sich eine Touch-Steuerung auf Switch gerade beim Lesen der vielen Menüs hervorragend gemacht hätte, aber auch die gibt es nicht.
Großer Lesespaß?
Nicht zuletzt wurden die Menüs zwar vergrößert, sodass sie jetzt fast den gesamten Bildschirm einnehmen und das ist sowohl auf manchen Displays als auch beim mobilen Spielen mit Switch sehr sinnvoll. Auf großen Fernsehern, deren Maße die gewöhnlicher Computer-Monitore deutlich überschreiten, wirkt das allerdings vollkommen absurd. Es raubt der vom PC bekannten Ästhetik einen Teil ihres Reizes und sieht schon deshalb falsch aus, weil die Schritt innerhalb dieser ohnehin überdimensionierten Kästen auch noch so stark vergrößert wurde, dass trotzdem weniger Text als im Original in die Menüs passt.
So gut es ist, dass das für die Umsetzungen verantwortliche Nephilim Game Studios auf Unterschiede zwischen PC und Konsolen Rücksicht nimmt, so ärgerlich ist es, dass das Ergebnis in vielen Fällen schlechter abschneidet. Zu allem Überfluss sind die Texte auf Switch nämlich immer noch dermaßen klein, dass das Lesen auf Dauer recht anstrengend ist. Warum hat sich Nephilim nicht die Mühe gemacht, variable Einstellungen für verschieden große Menüs und auch verschieden große Texte anzubieten? Immerhin steht das Lesen von Texten doch im Mittelpunkt. Auch dass manche Informations-Einblendungen einen Teil der Texte überdecken, hinterlässt keinen guten Eindruck.