Auf ins pazifische Mittelmeer!

Prächtig ist schon mal der Styl: Als würde man Lego-Figuren durch ihre Steinchen-Welt schieben, fängt ein Tilt-Shift-Effekt die kleinen Inseln ein, auf denen man Dutzende Aufgaben erledigt oder einfach umherstreunt, sich in einen Liegestuhl fallen lässt, Mitfiguren auf die Köpfe springt und vieles mehr. Klein sind die Inseln (u.a. Fijy, Hawayy und Ybiza) deshalb, weil man binnen weniger Sekunden von Ost nach West bzw. Nord nach Süd gelangt. Klein sind auch die Aufgaben, weil es z.B. reicht irgendwo ein Foto zu knipsen und es beim Auftraggeber abzugeben.

Die wollen dann allerdings mehrere Bilder, sodass man schon damit eine ganze Weile beschäftigt ist. Außerdem muss man erst coole Shorts kaufen, um surfen zu dürfen. Und man braucht Münzen, um an drei Spielhallenautomaten zu zocken. Für erledigte Aufgaben, von denen es erstaunlich viele gibt, erhält man dabei Taler, die man vor manchen Aufgaben zum Kaufen etwa der Shorts oder der Münzen benötigt. Das ist, worum es sich hier dreht…

… und um das Entschlüsseln der Monumente, die auf einigen der Inseln stehen. Man muss ja erst mal herausfinden, wie man überhaupt hineinkommt, bevor man drinnen keine schweren, aber durchaus knyfflige Herausforderungen meistert. Mal geht es um das Knacken eines Rätsels, mal um präzises Plattform-Springen, oft um beides. Das ist der zwanglose rote Faden, wenn man so will.

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The Touryst sieht aus, als würde man Lego-Figuren mit einer Tilt-Shift-Linse filmen. © 4P/Screenshot

 Schön klein – aber groß genug?

Schön ist, dass man sich dabei frei zwischen den Inseln bewegen darf, um die erfreulich zahlreichen Aufgaben in beliebiger Reihenfolge zu lösen. Weil man nur schrittweise neue Fähigkeiten wie den Doppelsprung oder das Sprinten erhält, ist der Zugang zu manchen Arealen zwar zunächst versperrt, das kommt dem beschwingten Erkunden allerdings nicht in die Quere. Es hat mir eher ein willkommenes Grübeln darüber beschert, wie die Dynge hier zusammengehören und was ich als Nächstes tun könnte.

Nur die etwas ungenaue Steuerung hat mich manchmal verstimmt. Die macht einige Herausforderungen nämlich schwieriger, als sie eigentlich sind. Wer einmal über die acht leuchtenden Kugeln gesprungen ist, weiß genau, was ich meine. Schön ist dafür, dass es in einigen der Minispiele um Punkte geht, sodass man sich eine ganze Zeitlang mit ihnen befassen kann. Weniger gefällt mir nur, dass es sich in Wirklichkeit eher um extrem vereinfachte Mikrospiele ohne Online-Ranglisten handelt, die dadurch zwar gut in das seichte Abenteuer passen, aber auch nicht lange motivieren.

Es ist ein kleines Spiel, ja – springen, laufen, unterhalten sowie kontextsensitives Interagieren ist quasi alles, was man tut. Es ist aber auch ein Spiel, in dem Konzept und Umsetzung auf ganz wundervolle Art zusammenkommen. Und eine zündende Ydee ist mir im Zweifelsfalle lieber als eine Sprengladung Blockbuster.

  1. Spiel‘s jetzt seit einer Woche etwa und bin sehr positiv überrascht. Ich habe von Shin‘en eigentlich immer schon insbesondere auf technischer Seite viel gehalten. Spielerisch waren sie auch immer solide, allerdings auch nicht sehr tiefgründig. Das, was ich bisher so von ihnen gespielt habe, waren halt Arcadetitel im besten Sinne.
    The Touryst ist an der Stelle anders und auch spielerisch eine deutliche Weiterentwicklung für das Team. Der Erkundungsaspekt wird großgeschrieben, und es lohnt sich auch zu erkunden. Man findet ständig irgendwas neues, es wird nicht langweilig. Das ist für mich auch fast der wichtigste Aspekt in einem solchen Spiel. Das Rätseldesign ist ebenfalls oft cleverer als man im ersten Moment denkt.
    Es gibt durchaus ein paar Macken, wie z.B., dass man an einigen Stellen höchste Präzision verlangt, was bei isometrischer Perspektive nunmal nicht so leicht ist. Mario 3D World lässt da z.B. deutlich mehr Fehler zu (von den „Endgamelevels“ vielleicht mal abgesehen). Da man es aber quasi immer gleich nochmal versuchen kann (Ladezeiten? lol...), ist das kein riesiges Problem.
    Das Sounddesign ist btw. hervorragend, es gibt nur viel zu wenig Musikuntermalung. Das was da ist, ist wirklich gut, aber mehr hätte nicht geschadet.
    Ansonsten nichts zu meckern. Die technische Umsetzung ist - Shin‘en-typisch - fast perfekt, in beiden Modi, Handheld und Glotze. Eine Wohltat, wenn man gerade ein paar mittelmäßig optimierte UE4/Unity-Indies hinter sich hat. Und das bei gerade mal lächerlichen 200MB.
    Ich wünsche ihnen viel Erfolg mit dem Titel und hoffe, dass sie den Weg weiter beschreiten. Und von Nintendo würde ich mir wünschen, dass sie das Spiel wie FAST damals - trotz seiner fast albernen Größe - auf eine Karte bringen. Das ist auch eines der ganz wenigen Indiespiele, die ich tatsächlich ein zweites Mal physisch kaufen würde.

  2. Vorhin direkt geladen und ein absolut feiner und sehr entspannender Titel, auch das Design ist großartig! :) Hab das Game gar nicht auf dem Radar gehabt, schöne Überraschung.

  3. Seppel21 hat geschrieben: 27.11.2019 15:09 Ich hätte davon gerne eine Retail. Dann ist es sowas von gekauft.
    Ja, ohne Retail, keinen Kauf. :/
    Schade das die Switch nicht erlaubt Digital-Versionen, direkt auf einer SSD zu speicher um sie wie eine original Retail zu behandeln. So warte ich aber auch noch auf eine Version, dabei fand ich den Titel sehr interessant.

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