Stress oder Spaß?

 

Denkspiele wandern bekanntlich auf einem schmalen Grad zwischen Lust und Frust. Einem Portal (kennt jeder) oder Crush (PSP, kennt kaum einer) gelang dieser Spagat zwischen „Arrgh, ich komm’ nicht drauf“ und „Heureka, was eine geile Lösung“ formidabel. Der Spieler wird gefordert, muss probieren, scheitert wiederholt – am Ende ist das Spiel aber nie so schwer, dass die Frustseite die Oberhand gewinnt. The Talos Principle hatte da schon mehr Schlagseite, allen unbestrittenen Qualitäten zum Trotz waren manche Rätsellösungen sehr anspruchsvoll.

The Pedestrian ist in dieser Hinsicht, vom finalen Master-Rätsel abgesehen, vortrefflich austariert: Die Lösungen werden selten auf dem Silbertablett serviert, sind aber nie so abwegig oder krass kompliziert, dass man seinen Monitor vom Tisch werfen möchte. Die Steuerung der Figur und das Anordnen der Schilder geht dabei sehr angenehm von der Hand, zumal die Entwickler zwischen komplexe Schilderwälder immer wieder kurze Abschnitte einstreuen, in denen das bloße Laufen oder Ansehen der Hintergründe im Fokus steht.

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Cooles Konzept: Die 2D-Schilder, auf denen geknobelt wird, sind in eine 3D-Spielwelt eingebunden. © 4P/Screenshot

Wie auf den Screenshots zu sehen, setzt The Pedestrian nämlich nicht nur auf seinen charmanten, minimalistischen Verkehrsschilder-Look. Die Bleche, Zettel, Schiefertafeln oder Displays, auf denen Herr oder Frau Klotür-Piktogramm herumhopsen, sind elegant in eine 3D-Kulisse eingebunden. Die reißt optisch keine Bäume aus. Aber dass sich durch geöffnete Türen im 2D-Knobelpart schon mal reale 3D-Aufzugtüren auftun oder dass man mit seiner Figur hoch über einer Verkehrskreuzung herumturnt, ist ein nettes Gimmick.

Strom & Farbe

 

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Komplexe Verkabelung: The Pedestrian ist selten zu hart, bietet aber etliche anspruchsvolle Denkaufgaben. © 4P/Screenshot

In der zweiten Spielhälfte führt The Pedestrian weitere Spielelemente ein: Dann muss man regelmäßig Stromkreisläufe verbinden – das ist schnell verstanden. In manchen Abschnitten gibt es aber auch Farb-Pumpen, die man mit Schildern verbinden kannn. Damit wird ein Schild eingefärbt und so der in ihm enthaltene Fortschritt (z.B. ein aktivierter Schalter oder dort abgelegter Schlüssel) konserviert. Ändert man nun einen Verbindungsweg, den die Spielfigur schon bestritten hat, werden die Elemente im eingefärbten Schild nicht zurückgesetzt. Das erlaubt ganz neue Optionen, um die Ecke zu denken – spätestens hier wechselt The Pedestrian vom bekömmlichen Denksport zum aktiven Gehirnjogging.

 

  1. Sehr schön, dass ihr solche Titel testet.
    Bin letztens auch durch euren Test auf Lightmatter aufmerksam geworden und war damit sehr zufrieden. The Pedestrian wird auch geholt.

  2. Flojoe hat geschrieben: 29.01.2020 16:57
    Jay Karraway hat geschrieben: 29.01.2020 15:15 p.s.: Ein extra Dankeschön für die korrekte Benutzung des Wortes scheinbar. Schön, dass es auch im Internet Autoren gibt, die das nicht mit anscheinend gleichsetzen.
    Danke dafür, das hab ich mal gegoogelt. Das war mich auch nicht ganz klar, wo da der Unterschied ist. :D
    Wo gerade dabei bist Google doch auch mal den Unterschied zwischen mich und mir :mrgreen:

  3. Jay Karraway hat geschrieben: 29.01.2020 15:15 p.s.: Ein extra Dankeschön für die korrekte Benutzung des Wortes scheinbar. Schön, dass es auch im Internet Autoren gibt, die das nicht mit anscheinend gleichsetzen.
    Danke dafür, das hab ich mal gegoogelt. Das war mich auch nicht ganz klar, wo da der Unterschied ist. :D

  4. Hier kann man sich wirklich mal rühmen eine komplett neue Spielidee entwickelt zu haben. Ich spiele seit über 30 Jahren Videospiele aber so etwas ist mir in der ganzen Zeit noch nicht untergekommen. Oder ich hab es mit meinen 41 Jahren mittlerweile vergessen :lol:

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