Als deutlich hilfreicher erweist sich sein Begleiter, welcher dem Abenteurer seit einer Expedition im ewigen Eis unaufhörlich hinterher trottet. Das unförmige “Vieh” erinnert ein wenig an die Aliens aus der Sesamstraße. Es besitzt neben einem unglaublich stupiden Gesichtsausdruck die Eigenschaft, dass es sich durch alle möglichen schmalen Ritzen quetschen kann – nicht gerade unpraktisch für ein Adventure-Helden.
In den mystischen Ruinen eines versunkenen Tempels und an anderen Stellen muss die ungleiche Crew zusammenarbeiten. Das Umschalten zwischen den Charakteren erweist sich leider als etwas zäh. Bevor ich endlich den angeklickten Charakter steuern darf, muss ich nicht selten erst einmal mehrere Sekunden lang Däumchen drehen. Ist die aktuelle Figur an einen von den Entwicklern vorgesehenen Ort spaziert, geht es endlich weiter.
In den staubigen Tempeln warten außer den absichtlich eingebauten Fallen auch ein paar Bugs auf Opfer: Eine geöffnete Tür sieht aus wie verschlossen und Charaktere weilen nicht mehr an dem Ort, wo sie noch kurz zuvor in der Zwischensequenz standen. Oder aber Wilbur kann Knöpfe aus mehreren Metern Entfernung bedienen und durch eine massive Mauer von einer Empore herunter spazieren. Letzteres sieht nicht nur seltsam aus, sondern sorgt auch dafür, dass eine wichtige Tür nicht geöffnet werden kann. Erst nach einigem Herumirren habe ich eine Möglichkeit gefunden, das Problem zu lösen. Zur Not hilft auch ein früherer Spielstand weiter – speichert also nicht zu selten.
Komfortable Abenteuerreise
Von solchen Schnitzern abgesehen spielt sich das magische Abenteuer aber bequemer als eine Fahrt in der Stretch-Limousine. Ab und zu muss man durchaus ein wenig die grauen Zellen quälen: Doch dank logischer Rätsel, Hotspot- und Kombinations-Hilfen sowie diverser Hinweise der Dialogpartner bin ich erfreulich selten in einer Sackgasse gelandet. Das Spiel besitzt genau den richtigen Rhythmus aus Entdeckungstouren, Rätseln und lustigen Gesprächen.
In Seefels ist die Krise noch nicht angekommen: Der Hamster vom Börsen-Spezi Wuppermann ist so gut genährt, dass er den Käfig komplett ausfüllt (linker Bildrand). |
Die Entwickler hätten allerdings in Punkto Rätseldesign etwas kreativer sein können – vor allem Knobel-Veteranen könnten sich unterfordert fühlen. All zu betagt sollte euer Rechenknecht übrigens nicht sein: Ab einem Prozessortakt von 1,5 GHz, 512 MB Arbeitsspeicher und einer DirectX-9c-fähigen Grafikkarte könnt ihr das Spiel laut Packungsrückseite aber zum Laufen bewegen.
Die Reise führt mich vom idyllisch-verschneiten Weißkammgebirge zum Schloss des Erzmagiers, in schummrige Höhlen oder in überwucherte Tempelanlagen. Es wirkt ungemein stimmungsvoll, wenn der vom warmen Schein einer Fackel erleuchtete knorrige Baum sich über einen sumpfigen Teich beugt, in dessen Wellen sich die Charaktere spiegeln. Überall gibt es hübsche Details zu entdecken. Der Licht- und Schattenwurf macht die Verschmelzung von Render-Umgebungen und Polygon-Figuren komplett. Auch die Augenbewegungen hauchen den Bewohnern der Welt Leben ein. Vor einem Dialog rutschen die Figuren allerdings auch gerne einmal regungslos über den Boden. Da sich das Charakterdesign bei beliebten Filmen und Spielen bedient, hatte ich beinah den Eindruck, als würde ich meine Schützlinge schon seit einer Ewigkeit kennen. Es ist so, als würde man eine lustigere Variante des kleinen Hobbit nachspielen.
Hör mal, wer da spricht!
Auch die Stimme der Hauptfigur sorgt für Vertrautheit: Der kleine Abenteurer wird von Oliver Rohrbeck gesprochen, welcher u.a. Ben Stiller und Justus Jonas von den drei Fragezeichen seine Stimme leiht. Auch die restlichen Figuren sind für Adventure-Verhältnisse erstaunlich gut vertont. Kein Wunder: Die Liste der Sprecher liest sich wie das Who-is-Who deutscher Star-Sprecher: Thomas Danneberg (Arnold Schwarzenegger), Marion von Stengel (Lara Croft), Wolfgang Völz (Käpt’n Blaubär) und viele andere bekannte Namen liefern einen guten Job ab. Nur ab und zu fällt anhand falscher Betonung auf, dass die Helden hinterm Mikrofon nicht so viel Zeit zum Einsprechen hatten wie bei einem Hollywood-Blockbuster. Auch die Hintergrundgeräusche und die vielen vom Kompositions-Studenten Benjamin Oschmann arrangierten Orchester-Stücke sorgen für die passende Abenteuer-Stimmung.
Wirklich ein sehr schönes Adventure. Technisch nicht so ganz ausgereift, aber in allen anderen Belangen wird das mehr als wettgemacht, wirklich rundum. Eine schöne Geschichte und unglaublich viel Humor, tolle Charaktere. Von vielen vielen gespielten Adventures wirklich ein echtes Highlight.
Wirklich, wirklich, wirklich ... Hab da tatsächlich nur langweilige lobende Worte für über.
Ja, die Rätsel sind oft viel zu leicht, sind dafür aber auch immer sehr stimmig ins Geschehen eingebettet und nie unsinnig. Hatte auf jeden Fall meinen Spaß die letzten Tage.
Durch Zufall erst vor kurzem auf das Spiel aufmerksam geworden, wegen der Kickstarter-Kampagne für den zweiten Teil.
Das Spiel wird wohl vermutlich dann auch (leider) etwas untergegangen sein, bei Erscheinen, wenn es für den zweiten Teil nicht mehr gereicht hat. Ich wünsch den Machern auf jeden Fall viel Erfolgt beim zweiten Versuch und ich werd mich mal als Nächstes an den "Vieh-Chroniken" versuchen.
Ist das jetzt ein Klick and Point Game oder nicht?