Ein überzeugendes Kaufargument?

Nintendo Switch Online ist bekanntlich das Switch-Gegenstück zu Xbox Live – bisher leider in einer reichlich kläglichen Ausführung, mit Voice-Chat per Smartphone-App, stotternden NES-Spielchen übers Netz und steinzeitlich umgesetzten Online-Features in Spielen wie Super Smash Bros. Ultimate. Keine schlechte Idee also, ein wenig mehr für die rund vier Euro (ein Monat) bis 19 Euro (ein Jahr) zu bieten, die man als Einzelperson für Online-Service zahlt. Der Name Tetris zieht immer, Battle Royale sowieso – also nichts wie rein ins Steinchengemetzel! Passend zum Konzept darf man nur online spielen, in nur einem einzigen Modus.

Wer Abwechslung sucht, wird also mit Puyo Puyo Tetris oder Tetris Effect deutlich besser bedient. Sogar bei der schlichten grafischen Präsentation und den wenigen Menüs gibt sich Entwickler Arika schrecklich minimalistisch. Kenner dürfen in den Optionen lediglich zwei Steuerungs-Belegungen, die Vibration sowie den möglichen schnellen Fall auf Knopfdruck regeln – mehr nicht! Im Spiel gibt es wieder und wieder den gleichen, nur leicht variierenden Trance-Interpretation des bekannten Tetris-Themas zu hören. Ich mag das Lied ja (und auch den Remix) – aber so sehr nun auch wieder nicht! Sobald man rausfliegt und den Profis zuschaut, wird man sogar nur mit einem zehnsekündigen Loop beschallt. Nicht einmal die Musiklautstärke darf man herunter regeln. Ist das euer Ernst?

Kurzfristig packend

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Rache! © 4P/Screenshot

Hat man sich daran gewöhnt, ist es aber wie beim Chart-Gedudel im Radio: Sobald das Unterbewusstsein solche Ärgernisse ausblendet, wird es immerhin kurzfristig spannend. Wieder und wieder hat mich das Prinzip bei der Ehre gepackt. Irgendwie muss man es doch mal in die Top 10 schaffen! Seitlich neben dem eigenen Spielfeld sind die Becher der 98 übrigen Spieler aufgereiht. Mit Hilfe des Steuerkreuzes darf man auswählen, wem man bei einem Tetris (oder weniger weggeräumten Reihen) einige Abfallblöcke zusendet. Kurz danach verstopfen sie den Boden seines Feldes. Und wenn ihm auch noch andere Gegner solche „Geschenke“ zusenden, kommt er schnell ins Schwitzen. Besiegte Spieler bringen Abzeichen ein. Je mehr ich von diesen besitze, desto größer meine Angriffskraft – und desto mehr Reihen schicke ich an die Gegner!

Sobald ich das Opfer solcher Attacken werde, kann ich mich auch wehren, ohne meine Multitasking-Fähigkeiten überzustrapazieren. Statt meine Gegner direkt mit dem Steuerkreuz anzuwählen (was hier ebenfalls möglich ist), aktivere ich stattdessen einfach eines der vier automatischen „Leitsysteme“. Danach landen meine Zuwendungen z.B. als Konter bei agressiven Angreifern (die übrigens mit praktischen Linien gekennzeichnet werden), bei guten Spielern oder auch bei solchen, die kurz vorm Exitus stehen. Wähle ich die letztgenannte Option, steigt meine Chance, selbst „Kills“ abzusahnen, wenn es wieder einmal jemand anderen erwischt hat.

Viel Feind, keine Freunde

Diese Mechaniken ermöglichen also ein paar taktische Feinheiten, auch wenn natürlich immer etwas Glück im Spiel ist. Manchmal wird man zwar von zu vielen Spielern gleichzeitig in die Zange genommen, meist haben die Entwickler die Balance aber gut im Griff. An der Spitze tummeln sich zwar oft Profis mit japanischen Schriftzeichen, ich lande aber trotz wechselnder Taktiken oft in einem ähnlichen Bereich zwischen dem 15. und 30. Platz. Wer sich z.B. etwas zu lange ausruht und so langsam wie möglich spielt, baut sich zwar selbst nur einen kleinen Turm, kann aber den massiven Ansturm von Abfallsteinen nicht schnell genug abbauen. Es bietet sich also an, auch selbst aktiv zu werden, um viele Tetrisse, Kombos oder zumindest mehrere Reihen mit den immer schneller fallenden Steinen abzuräumen. Bevor neue Blockaden ins Spielfeld rutschen, sieht man übrigens nützliche Warnhinweise.

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Auf dem Weg zu einem K.O. © 4P/Screenshot

Ein Armutszeugnis ist allerdings die fehlende soziale Einbindung. Warum gibt es keine Freundes-Einladungen oder Party-Möglichkeiten, bei denen Bekannte zusammenhalten können? Nicht einmal die Namen der übrigen Spieler sind unter ihren Mini-Kästchen zu sehen. Erst nach dem Ausscheiden kann man anhand der sich füllenden Bestenliste mitverfolgen, wer zum Schluss noch mitkämpft. Das Ausschalten gesichtsloser Anonymer ist deutlich weniger motivierend als die Begegnung mit teamfähigen Fremden in Battle-Royale-Shootern wie Apex Legends. Positiv zu erwähnen ist, dass es trotz der Rekord-Spielerzahl bei uns immer flüssig blieb. Ein Match dauert zwar nur wenige Minuten und die ausgetauschten Datenmengen sind natürlich nicht besonders groß oder zeitkritisch – aber das tut ja dem Spaß keinen Abbruch! Auf Dauer steigt übrigens das Spieler-Level und die Statistiken füllen sich (z.B. über T-Spins); viel mehr gibt es leider nicht freizuschalten. Demnächst sollen Infos über Online-Events bekanntgegeben werden – also vermutlich ähnlich wie bei Splatoon 2.

  1. Also ich habe für das Spiel bezahlt. Es war der Grund für mich den Service in Anspruch zu nehmen. Aber ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß für so wenig Geld :) Und das hau ich jetzt als bekennender Nintendo-Kritiker und Non-Online-Zocker raus.

  2. Levi  hat geschrieben: 24.02.2019 05:39
    Kant ist tot! hat geschrieben: 24.02.2019 00:05
    Levi  hat geschrieben: 23.02.2019 21:30 Wenn man das Abo bereits besaß, ist es effektiv kostenlos. Zumindest hat man nicht dafür bezahlt.
    Nach der gleichen Logik sind ja auch die PS+ Spiele kostenlos. Ist klar.
    Wie kann etwas als kostenlos gelten, was ich nicht ohne den Einsatz von Geld erlangen kann?
    :roll:
    Nö.
    Nicht zwingend. Zumindest ich habe das PS Plus vorwiegend für die Spiele damals weiter geführt. Ergo hab ich was für die Spiele bezahlt.
    Wenn jetzt wer das nintendo Abo abschließt und dabei Tetris 99 ein entscheidender Faktor war, dann ist es eben nicht kostenlos.
    Wenn jemand ein Plus Abo ernsthaft nur für den online Mode abgeschlossen hätte,..
    Oder anders:
    Wenn du bei einer Bestellung eines Baguettes überraschend einen Cookie dazu bekommst, dann war er für dich kostenlos. Deine Leistung für die dir aufkommenden Kosten wären schon mit den Baguette abgedeckt gewesen.
    Die Motivation ist dabei doch völlig unerheblich. Und der Cookie in deinem Beispiel ist ebenfalls nicht kostenlos. Kostenlos wäre er, wenn du ihn einfach so bekommen würdest. So wie bei den Verköstigungsproben im Supermarkt.

  3. Kant ist tot! hat geschrieben: 24.02.2019 00:05
    Levi  hat geschrieben: 23.02.2019 21:30 Wenn man das Abo bereits besaß, ist es effektiv kostenlos. Zumindest hat man nicht dafür bezahlt.
    Nach der gleichen Logik sind ja auch die PS+ Spiele kostenlos. Ist klar.
    Wie kann etwas als kostenlos gelten, was ich nicht ohne den Einsatz von Geld erlangen kann?
    :roll:
    Nö.
    Nicht zwingend. Zumindest ich habe das PS Plus vorwiegend für die Spiele damals weiter geführt. Ergo hab ich was für die Spiele bezahlt.
    Wenn jetzt wer das nintendo Abo abschließt und dabei Tetris 99 ein entscheidender Faktor war, dann ist es eben nicht kostenlos.
    Wenn jemand ein Plus Abo ernsthaft nur für den online Mode abgeschlossen hätte,..
    Oder anders:
    Wenn du bei einer Bestellung eines Baguettes überraschend einen Cookie dazu bekommst, dann war er für dich kostenlos. Deine Leistung für die dir aufkommenden Kosten wären schon mit den Baguette abgedeckt gewesen.

  4. Scorplian190 hat geschrieben: 24.02.2019 01:36Bei PS+ oder XBoxGold wird man regelrecht gesteinigt, wenn man mal sagt, die Spiele wären gratis. Bei Nintendo ist es dann auf einmal was ganz anderes...
    Es kommt immer darauf, von wem du gesteinigt wirst.

  5. Find ich jetzt auch eine ziemlich schräge Argumentation :Kratz:
    Bei PS+ oder XBoxGold wird man regelrecht gesteinigt, wenn man mal sagt, die Spiele wären gratis. Bei Nintendo ist es dann auf einmal was ganz anderes...
    naja, kommt aber vermutlich auch nicht von den selben Leuten

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