Nervtötender Tauchgang

Die Abzweigungen im Story-Verlauf unterscheiden sich allerdings kaum: Kurz danach muss Kate trotzdem noch persönlich am Meeresgrund auf einen schrecklich zähen Tauchgang gehen. Auf der Suche nach weggeschwemmten Teilen der maroden Schleusentore erreicht die Kameraregie einen neuen Tiefpunkt und blendet noch wirrer um als sonst. Auch anderswo halten sich die Unterschiede der Handlungsstränge in Grenzen: Reagiert Kate etwa flapsig auf die sadistische Ader von Dr. Olga, wird sie zwar mit einer Betäubungsspritze ins Land der Träume geschickt, danach ändern sich die Rätsel aber nicht. Später steht auch ein Besuch im verseuchten Baranour an, in dem man mitunter zwischen der Steuerung von Kate und einem humanoiden Automaten – also einer Art Steampunk-Roboter – wechselt, der bei Serienfans ein Deja-vu auslösen dürfte. Er kann radioaktiv verseuchte Gebiete erschließen, um z.B. mit Hilfe eines gefundenen Saitenschneiders ein Dach zu öffnen oder die wild gewordenen mechanischen Hunde abzuwehren.

[GUI_STATICIMAGE(setid=81726,id=92544626)]
Die Hunde in Baranour leiden nicht unter Eisenmangel. © 4P/Screenshot

Letztere streunen seit der misslungenen Evakuierung  nach einem Supergau in der Stadt herum. Schön, dass ein bekanntes Wahrzeichen hier auf coole Weise in die Rätsel einbezogen wird. Schade allerdings, dass man sich vorher so lange durch Valsembor quälen muss, bevor man in die verfallene Zone gelangt. Am vom Fallout verschonten Ausgangsort muss Kate sich nämlich nicht nur mit der feindseligen Regierung herumschlagen, sondern auch einige Verbündete für sich gewinnen, darunter ein von Schuldgefühlen zerfressener Kapitän oder der Uhrmacher Steiner.

Tooktook, spihid!

Die Youkol zeigen sich von Anfang an sehr hilfsbereit, auch wenn ihre nach oben verrenkten Köpfe oder wilden „Tooktook“-Ausrufe etwas arg albern anmuten. Für noch mehr unfreiwillige Komik sorgt die zerhackte deutsche Synchro: Etwa jeder fünfte Satz wird nicht komplett ausgesprochen, sondern nach ein paar Sekunden einfach abgeschnitten. Auch mitten im Satz kommt es immer wieder zu bizarren Sprechpausen – zumal manche Sätze auch ohne die technischen Probleme nicht gerade passend betont werden.

[GUI_STATICIMAGE(setid=81726,id=92544613)]
Ein Blick aufs Camp der Youkol und ihre heiligen Schneestrauße. © 4P/Screenshot

Auf der „gewöhnlichen“ PlayStation 4 leidet das Gesamtbild zusätzlich unter starkem Ruckeln, auf dem PC und der PS4 Pro läuft es immerhin etwas flüssiger. Die Steuerung ist primär auf das direkte Laufen per Analogstick des Controllers ausgelegt. Wer möchte, kann stattdessen auf eine noch umständlichere und schwammigere Mausvariante umsteigen. Dann wird per Tastatur die Laufrichtung vorgegeben, während mit der Maus Hebel bewegt oder Gegenstände in Schubladen zur Seite geräumt werden. Zudem lassen sich einige Komfort- und Hilfefunktionen an- oder abwählen. Dazu gehören z.B. die grobe Vorgabe der nächsten Aufgabe oder kontextbezogene Hinweise, die zeigen, an welchen Orten sich Gegenstände einsetzen lassen. Ich empfehle allerdings, alles aktiviert zu lassen. Wie bereits erwähnt sind die Rätsel an sich ziemlich einfach gestrickt – der nervige Such- und Probier-Marathon zieht sich ohne die Hilfsmittel aber noch weiter in die Länge. Glücklicherweise werden die Nerven währenddessen immerhin etwas von Inon Zurs sphärischem Soundtrack beruhigt – viel retten kann aber auch das nicht mehr.

 

 

  1. 4P|Jan hat geschrieben: 26.04.2017 13:04
    Ziggy Stardust hat geschrieben: 26.04.2017 10:47 Dreamfall Chapters enttäuschend? Nur wegen dem Durchhänger in der zweiten Episode?
    Meiner Meinung nach ist dies eines der besten Adventures der letzten zehn Jahre. Erscheint übrigens im Mai auch für PS4 und Xbox One, dann können sich auch Konsolenspieler ein Bild davon machen.
    Wirklich? Für mich eines der schlechtesten. Völlig verbugt und die Rätsel waren eigentlich kaum der Rede wert. Ist natürlich schade um die Welt, die tollen Dialoge und Entscheidungen, aber das alleine macht noch kein gutes Adventure.
    Ich hatte nur einmal Probleme mit einem Bug. Da bin ich von aktuellen AAA-Spielen wie Dishonored 2 (PC) viel schlimmeres gewohnt.
    Die Rätsel sind nicht sonderlich anspruchsvoll im Vergleich zu einem Thimbleweed Park, das stimmt. Aber im Vergleich mit den ganzen Telltale-Adventures und was noch so derzeit in der Videospielwelt erscheint gehen sie absolut in Ordnung. So klassische Adventures wie Deponia Doomsday reizen mich heutzutage auch überhaupt nicht mehr.

  2. Das Problem ist, das 4P nur die Release-Versionen testet und dann nichts mehr dazu schreibt, wenn ne Woche später die gröbsten Fehler via Patch ausgebessert wurden. Was hier auch der Fall ist.
    Aber auch inhaltlich muss ich bei diesem 4P Test passen.
    Ich persönlich finde nämlich, dass Syberia 3 ein würdiger Nachfolger ist und man defintiv das bekommt, was man erwartet.

  3. So kann man einen Namen kaputt machen...Teil 1 und 2 waren recht gute Abenteuer...warum muss man verfrüht so einen technischen Abfall heraus bringen? Noch 3-4 Monate Entwicklung und es wäre sicher ebenfalls ein gutes Spiel geworden...

  4. Na das lässt dann ja noch hoffen. Würde den 3. Teil auch noch gerne irgendwann mal spielen.
    Wenn ich allerdings schon wieder etwas von kaputten Spielständen lese... da muss ich direkt an die alten Teile denken, da ist mir das nämlich auch passiert, als ich die Teile vor ein paar Jahren noch mal spielen wollte... Spielabsturz, Speicherstand hin, hätte komplett von vorne anfangen müssen. 3 mögliche Speicherstände sind für mich Pflicht um genau so etwas zu vermeiden.

  5. Seit gestern ist der Patch für Syberia verfügbar. Zumindest kann ich einen spürbaren Boost in Sachen Performance bestätigen. Auch das „kleben“ an den Treppen wurde behoben. Ebenfalls konnte ich auch keine Sprachaussetzer mehr feststellen.

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1