Chance vertan!

Die Reflexe von Hudsons guten alten Bombermännern sind offenbar gehörig in die Jahre gekommen: Sie reagieren zumindest nur mit einer kurzen, aber deutlich spürbaren Verzögerung auf die Eingabebewegungen. So „pflanzt“ man immer mal wieder einen Sprengsatz ein Feld zu früh oder zu spät und baut sich selbst eine tödliche Falle. Oder man kann sich nicht schnell genug vor den Bomben der Gegner in Sicherheit bringen. Was man auch tut – es empfiehlt sich immer eine kleine Reaktionszeit vorauszukalkulieren, was bei diesem actionreichen Spielprinzip fatal ist. Schade, denn das Grundprinzip aus dem Jahr 1983 rockt auch heute noch: Bis zu acht Spieler wuseln aus der Draufsicht durch ein kleines Labyrinth und sprengen mit pulsierenden Zeitbomben poröse Wände und Gegner aus dem Weg. Aufgepeppt wird das herrlich hektische Getümmel von sammelbaren Extras und Fähigkeiten wie mehr Sprengkraft, dem Legen ganzer Bombenketten oder dem nicht ungefährlichen Kicken (und Stoppen) von Sprengsätzen in andere Bereiche. Wer ausgeschieden ist, darf seine Peiniger mit einem Fahrzeug vom Rand aus weiter ärgern, um vielleicht sogar ins Spiel zurückzukommen.

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Bis zu acht Spieler mischen mit unterschiedlichen Verbindungs- und Eingabemöglichkeiten mit. © 4P/Screenshot

Dank der Switch-Möglichkeiten tritt man auf mannigfaltige Weise mit bis zu acht Personen gegeneinenander an, z.B. vorm TV mit Pro-Controllern und von der Konsole abgezogenen Mini-Controllern. Oder man baut maximal vier Konsolen auf einem Couchtisch auf, zieht die Joycons ab und legt mit bis zu acht Freunden los, löblich! Sitzt man auf einem Stuhl, lässt sich das Gewusel im spitzen Winkel auf den kleinen Bildschirmen allerdings etwas schlecht erkennen. Wir haben uns irgendwann lieber im Schneidersitz auf den Boden niedergelassen, um näher am Geschehen zu sein. Auch ein Online-Modus wird mitgeliefert, darin fetzen sich standardmäßig nur vier Teilnehmer. Wenn sich an einzelnen Konsolen je ein zweiter Spieler anmeldet, können aber sogar acht Personen mitmischen.

Bomberman auf Valium

Trotz all dieser Potenziale ist das von Konami und HexaDrive entwickelte Spiel aber ein Rückschritt. Im Laufe der Jahrzehnte gab es immer wieder gelungene Erweiterungen des Konzepts, z.B. für die PC Engine und den Amiga (DynaBlaster) oder den PC. Besonders cool war die furiose Saturn-Fassung, welche bereits 1996 einen Zehn-Spieler-Modus und einen Haufen wilder Extras mitbrachte. Super Bomberman R gehört leider nicht in diese würdevolle Ahnenreihe der Sprengmeister. Ganz so grottig wie in der eintönigen Xbox-360-Verwurstung Bomberman Act Zero wird es zwar nicht, trotzdem stören auch hier zahlreiche Schnitzer das Gemetzel. Das größte Manko ist die schon erwähnte schwammige Steuerung. Im Docking-Modus vorm TV fühlt sich die Eingabe-Verzögerung sogar noch einen Deut träger an. Aktiviert also möglichst den Game-Modus an eurer Anlage und dem Fernseher und deaktiviert alle unnötigen Bildfilter! Noch schwammiger wird es in den weltweiten Online-Matches. Die Spielsuche bietet zwar vier Stufen zur Einschränkung auf lokalere Regionen oder Spieler mit einer guten Verbindung, doch auch in komplett deutschen Matches habe ich manchmal derart arge Lags erlebt, dass die Duelle zum reinen Glücksspiel wurden. In innerdeutschen Auseinandersetzungen bleibt aber immerhin die Mehrzahl der Runden erträglich. Im Gegensatz zu Fast RMX gibt es in der Spielersuche übrigens die Möglichkeit, der Lobby eines Freundes beizutreten.

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Die Bosse sind immerhin kleine Highlights im etwas faden Story-Modus und greifen in mehreren Phasen an. © 4P/Screenshot

Weitere Negativpunkte sind z.B. die etwas umständliche Menüführung beim Eröffnen eines Matches sowie der Mangel an Extras: Es gibt zwar nach wie vor schwächende Totenkopf-Items (z.B. zur Verlangsamung der Figuren), Konfigurationsmöglichkeiten und Power-Up-Vielfalt bleiben aber deutlich hinter älteren Ausgaben zurück. Nicht einmal der berühmt-berüchtigte „Bombendurchfall“ ist mir bislang untergekommen. Online gibt es lediglich freie Matches mit einer Hand voll Optionen oder die nicht sonderlich motivierende Möglichkeit, in Rang-Matches in ein par Ligen auf- oder auch wieder abzusteigen. Zudem dauert es ziemlich lange, sich die nötigen Münzen für neue Arenen und kleine Accessoires fürs Erscheinungsbild zu verdienen. Die etwas fade designten Schlachtfelder bieten zwar hier und da Brücken, Rampen oder Höhenunterschiede, Letztere erkennt man in der Iso-Perspektive aber nicht immer sofort.

Durchwachsenes Abenteuer

Auch der Story-Modus konnte mich nur mäßig unterhalten. Bosskämpfe gegen eine Mech-Spinne oder ein bildschirmgroßes wandelndes Fort lockern den Alltag als Sprengmeister ein wenig auf. Die kleinen scrollenden Standard-Levels bieten aber nur altbekannte Standardkost gegen mehr oder weniger putzig animierte Kopffüßer. Meist ist man als Kammerjäger unterwegs und soll wandelnde Wärmflaschen, degenerierte Düsenfrösche oder hetzende Harley-Heizer aus der Arena bomben. Anderswo müssen einfache Schalterrätsel gelöst werden. Oder eine Reihe „versprengter“ Männchen wird in die Rettungszone geführt und dackelt dabei wie in Pix the Cat hinter dem Spieler her. Die kleinen Regelvariationen bleiben aber eine Nebensache und können die Action nicht wirklich bereichern.

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Alles was kreucht und fleucht, muss sterben – oder man evakuiert ein paar andere Kopffüßer aus der Gefahrenzone. © 4P/Screenshot

Am meisten sind mir aber die bemüht komischen Cartoon-Sequenzen rund um das Grüppche von Bomberman-Helden auf den Wecker gegangen. Im Kampf gegen den intergalaktischen Bösewicht Emperor Buggler arbeiten sie sich über eine Reihe infizierter Planeten und treffen dabei auf eine Reihe von Widersachern. Nach einigen Minuten inkoherentem Gekreische habe ich es aufgegeben und die Zwischensequenzen einfach weggedrückt. Positiv hervorzuheben ist, dass man die Kampagne kopperativ zu zweit angehen kann und den angesichts der schwammigen Steuerung recht hohen Schwierigkeitsgrad senken darf. Zur Not lassen sich mit verdienter Währung auch Continues erkaufen, was aber das Freischalten neuer Mehrspieler-Arenen weiter verzögert.

  1. Hans_Wurst80 hat geschrieben: 22.10.2018 13:07 Falls das hier irgendwann noch jemand liest: Mit dem aktuellen (finalen?) Patch 2.2 ist Bomberman R eine Wucht. Die Steuerung ist punktgenau, es gibt enorm viel freizuschalten, die Grafik ist flüssig und sieht hübsch aus. Zusammen mit der spaßigen (englischen) Sprachausgabe eines meiner derzeitigen Highlights in punkto Couchmultiplayer.
    Die Wertung im Test ist komplett obsolet, da können jetzt locker noch 30 % draufgepackt werden.
    Ist was dran. Im späteren Nachtest für PS4 und One hat das Spiel im Juni bereits 18 Prozent mehr bekommen:
    http://www.4players.de/4players.php/dis ... man_R.html

  2. Hans_Wurst80 hat geschrieben: 22.10.2018 13:07 Falls das hier irgendwann noch jemand liest: Mit dem aktuellen (finalen?) Patch 2.2 ist Bomberman R eine Wucht. Die Steuerung ist punktgenau, es gibt enorm viel freizuschalten, die Grafik ist flüssig und sieht hübsch aus. Zusammen mit der spaßigen (englischen) Sprachausgabe eines meiner derzeitigen Highlights in punkto Couchmultiplayer.
    Die Wertung im Test ist komplett obsolet, da können jetzt locker noch 30 % draufgepackt werden.
    Danke für die Info!
    Habe es eine Ewigkkeit nicht mehr gezockt und fand es schon zu Beginn ziemlich gut.
    Aber gegen Verbesserungen hab ich natürlich nix :D

  3. Ich finde ja persönlich, dass sie die Sprache optional hätten halten können.
    Normalerweise bin ich ein Freund von englischen Stimmen (z.B. Soul Calibur oder DBZ), aber hier bei Bomberman finde ich die überaus nervig. Da gefielen mir die japanischen Stimmen damals auf der PS1 deutlich besser... wobei ich es aber in der Story in Ordnung fand o.o

  4. Falls das hier irgendwann noch jemand liest: Mit dem aktuellen (finalen?) Patch 2.2 ist Bomberman R eine Wucht. Die Steuerung ist punktgenau, es gibt enorm viel freizuschalten, die Grafik ist flüssig und sieht hübsch aus. Zusammen mit der spaßigen (englischen) Sprachausgabe eines meiner derzeitigen Highlights in punkto Couchmultiplayer.
    Die Wertung im Test ist komplett obsolet, da können jetzt locker noch 30 % draufgepackt werden.

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