Wer das Herz des Weltenbaums stehlen will, muss sich etwas einfallen lassen. Nicht nur, weil man als Goblin viel kleiner ist als all diese Menschen und Elfen. Sondern vor allem, weil aus dem Baum auch noch etwas sehr Wertvolles tropft, mit dem man das Volk unterjocht: Goldharz. Und das wird natürlich gut beschützt. Nach dieser Droge lechzen sie scheinbar alle. Vor allem die Menschen erliegen immer mehr dem trügerischen Rausch. Wieviel würde man wohl bekommen, wenn man die Quelle selbst besitzt? Diese Gier inspiriert einen Goblin zu einem waghalsigen Plan.
Zwar erinnert diese dekadente Steampunk-Fantasy mit ihren Konflikten an Dishonored oder Thief, und man schmunzelt angesicht einiger hundsgemeiner Kommentare sowie zynischer Spitzen. Aber es gibt nur einen sehr bescheidenen Charakteraufbau abseits des Protagonisten, keinerlei interessante Antagonisten, nur schwache Mimik sowie Gestik. Die gesellschaftlichen Hintergründe werden in der weitgehend sterilen Spielwelt zwar angedeutet, die Story wird jedoch nur in halbgaren statischen Zwischensequenzen inszeniert – großes Kino ist heutzutage anders. Aber es bleibt doch ein gewisser Charme. Und alle zwei Minuten ein herrlich misanthropischer Spruch.
Kleiner Mann, großes Ziel
Selbst wenn die Produktionsqualität – vor allem im Vergleich zu Dishonored – in Sachen Regie, Artdesign und Inszenierung etwas zu wünschen übrig lässt, bekommt man durchaus ein Gefühl für die Skrupellosigkeit, die Intrigen und die Machtpolitik rund um das Goldharz.
Schleicher, Mörder und Dieb Styx hat jedenfalls schon viele krumme Geschäfte für die Großen abgewickelt, kennt die verschlagenen Elfen und dummen Menschen nur zu gut. Aber jetzt will der cool designte Goblin sein eigenes dickes Ding zwischen den Fronten drehen. Er will den schwer bewachten Turm von Akenash ganz allein infiltrieren, um dieses mysteriöse Herz an sich zu reißen.
Moment: So einsam ist der Weg ins Zentrum der Macht auch wieder nicht, denn Styx kann auf Knopfdruck einen Zwilling herbeirufen. Diesen kann man separat steuern, um ihn z.B. exklusiv durch schmale Gatter zu bewegen, Schalter zu bedienen oder Wachen abzulenken. Man kann ihn auch wie einen Alp auf den Rücken eines Menschen springen, ihn Fackeln löschen oder sich in Luft auflösen lassen, bis er verwirrenden Rauch hinterlässt – es gibt viel zu experimentieren. Und das Schöne ist: Der Klon wird einem nicht in Trial&Error-Manier künstlich aufgezwungen, er ist eher eine optionale Bereicherung, so dass Styx auch vieles ohne ihn lösen kann.
Trotzdem hat diese magische Kooperation ihre Vorteile und trägt viel zur Unterhaltung bei. Richtig cool wird es z.B., wenn man den Klon in einer Kiste versteckt, so dass er vorbei laufende Waffen schnappt, reinzieht und dort abmurkst! Oder wenn eine Wache gerade aus dem Halbschlaf aufwacht, man eben noch den Hebel neben ihr aktiviert und den Klon dann in letzter Sekunde mit einer Rauchwolke verschwinden lässt! In diesen Momenten läuft die Stealth-Action mit den kleinwüchsigen Killern zur Höchstform auf.
Ich muss sagen, der Test hat mich wirklich neugierig gemacht. Und was man hier im Forum liest, klingt ja auch überwiegend positiv. Zudem kostet das Game zur Zeit bei "Deals with Gold" 12€. Muss ich wohl gleich mal downloaden das Teil!
Habs mir mittlerweile auch geholt und 5 Stunden gespielt bis jetzt.
Wurde ja schon gesagt, aber das Leveldesign ist auch für mich die wirklich herausragende Stärke! Die Vertikalität ist großartig und gepaart mit dem komplexen, aber logischen und manchmal auch überraschenden, Aufbau wirklich einzigartig. Es macht einfach Spaß die Level zu erkunden und alle Münzen zu finden.
Die Schleichmechaniken sind grundsolide und nach der ersten Mission, in der ich rabiat vorgegangen bin, versuche ich mich jetzt daran die Levels mit allen Münzen zu meistern, ohne zu töten oder entdeckt zu werden. Normalerweise mag ich so eine Vorgehensweise überhaupt nicht, z.B. in Dishonored, aber hier wird diese Methode durch das Leveldesign getragen und macht einen Heidenspaß.
Mit der Steuerung und der Sprung- und Klettermechanik hatte ich bisher keine Probleme, lässt sich alles präzise handeln und ist durch recht wenige Automatismen auch nicht komplett anspruchslos wie in AC zum Beispiel.
Ansonsten empfinde ich den Artystyle und den Humor als ebenfalls gut gelungen. Das das Kampfsystem so lächerlich simpel und ineffektiv ist, empfinde ich im Endeffekt als eine gute Designentscheidung. Es soll nur als absolute Notdürftigkeit dienen und damit den Fokus auf Stealthgameplay nicht zerstören. Nach meiner Erfahrung sind Stealthspiele besser, wenn man in ihnen gezwungen wird auch Stealth zu spielen. Wenn einem die Möglichkeit gegeben wird auch laut vorzugehen, hab ich das Gefühl das das immer kontraproduktive Kompromisse zur Folge hat.
Letztlich merkt man dem Spiel sein das Productionvalue an. Keine cinematische Grafik oder Zwischensequenzen, übersichtliche Qualität in Sprachausgabe und Soundtrack. Aber das will es auch gar nicht sein. Als Stealthspiel macht es seine Sache sehr gut und erinnert mich sehr positiv an Mark of the Ninja.
Habe das Spiel ca. zur Hälfte durch und muss sagen: Das mit Abstand beste Schleichspiel seit Jahren!
Finde den härtesten Schwierigkeitsgrad genau richtig - man hat ja alle diese abgefahrenen Fähigkeiten, wodurch man übermächtig genug ist, um zu überleben, ohne zu Kämpfen.
Und ja, die Checkpunkte sind eher zurückhaltend gesetzt, dennoch gibt es neben diesem Autosave ja auch den Quicksave UND unendlich viele "richtige" savesgames. Endlich mal wieder, frei speichern, alles versuchen, Kopf benutzen. Nicht nur kauen, was einem die Vogelmutter hervorwürgt.
ganz klassisch. aber viele leute kennen das reine stealth genre heute so in der form gar nicht mehr, und da kommt es dann schnell zu missverständnissen.