Wer das als (zu) anstrengend empfindet, der hat mein vollstes Verständnis. Auch ich fand die Härte mancher Kopfnüsse, das ständig nötige Nachschlagen im Handbuch oder die kleinen Schriften auf den Pulten nicht gerade spielspaßfördernd. Still There bietet nach ein paar ratlosen Minuten zwar stets eine leichte Version des aktuellen Rätsels an – das fühlt sich aber nach einem faulen Kompromiss an. Weil man dann eben zugibt, mit einer Aufgabe überfordert zu sein. Die Knobeleien dürft ihr euch übrigens nicht nach dem Muster „Kombiniere Schnur mit Haken“ vorstellen, stattdessen müsst ihr an vielen Schaltern drehen, um z.B. Wellenlängen zu manipulieren, oder auf einer Art Klavier eine kleine Melodie nachspielen – auch Letzteres klingt einfacher als es ist und klappt nur, wenn man – richtig geraten – im Handbuch nachschlägt.

Rettung in der Not

 

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Knöpfe und Schalter en masse: Auf Switch blendet man auf Knopfdruck eine Lupe ein – so lassen sich auch die kleinen Schriften erkennen. © 4P/Screenshot

Neben solch kniffligen Tätigkeiten und den bisweilen mühevollen, aber deutlich simpleren Herausforderungen des täglichen Bedarfs (Leguan füttern, Toilettengang, Wasser-Aufbereitung, Essen kochen) nehmen Gespräche und Sequenzen eine großen Teil des fünf bis siebenstündigen Abenteuers ein: Mitunter begegnet Karl in Träumen seiner Familie, Stück für Stück erfahrt ihr seine tragische Geschichte und könnt nachvollziehen, warum es ihn in die Isolation dieses Ein-Mann-Jobs mitten im All verschlagen hat. Gleichzeitig ergeben sich im Hier und Jetzt dringende Probleme: Karl erhält den Notruf einer Frau, deren Schiff manövrierunfähig und Crew kurz vor dem Verhungern ist – und versucht im Anschluss alles Menschenmögliche, um diese Leben zu retten. Eine Referenz auf die katastrophale Situation der Seenotrettung im Mittelmeer? Gut möglich, schließlich haben sich zwei Italiener die rührende, aber nie rührselige Geschichte ausgedacht.

 

 

 

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In den teils interaktiven Sequenzen erfahrt ihr mehr über Karls Vergangenheit. © 4P/Screenshot

Die vielen Dialoge in Kombination mit den immer wieder eintretenden, unvorhergesehen Ereignissen führen dazu, dass man als Spieler die enorme Begrenzheit der Spielwelt kaum als Einschränkung wahrnimmt: In der nur wenige Bildschirme großen Umgebung sind so viele Details, Pulte, Gegenstände und mit dem Handbuch eben auch dringend notwendige Informationen verborgen, dass es immer etwas zu tun, zu untersuchen, zu studieren gibt.

 

 

PC-Spieler sind im Vergleich zu Switch-Weltallleuchtturmwärtern (was ein Wort!) im Vorteil: Sie haben zwar keine Lupe-Funktion, brauchen diese aber auch nicht. Dafür gehen die zahllosen Klicks, das Umlegen von Schaltern oder das Blättern im Handbuch per Maus viel angenehmer von der Hand als mit der Stick-Steuerung auf Konsole. Etwas angenehmer ist auf Switch tatsächlich die Bewegungssteuerung: Deren Handhabe ist zwar nicht so intuititv wie ein Mauszeiger, tatsächlich ist Still There so aber weniger mühevoll als mit der trägen Analogstick-Kontrolle.

  1. ChristianSmiTh hat geschrieben: 30.11.2019 10:40 Seit Firewatch die beste Geschichte also.....wie gern ich doch an dieses Spiel erinnert werde. Dann ist Still There wohl Pflichtkauf :)
    Firewatch werde ich wohl nie vergessen. Die Atmosphäre und Geschichte dieses Spiels hat sich in mein Hirn gebrannt. Und eigentlich stehe ich gar nicht so auf diese Art Spiel.

  2. Klingt interessant, ich fand auch das hier gelobte Heavens Vault bisher super (bin aber erst 6h im Spiel) und lasse mich gerne mal auf neue Spiele ein, von denen ich bisher noch gar nix gehört habe^^

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