Still Life 2(Adventure) von Rondomedia Credit: Microids, GameCo / Rondomedia
CSI lässt grüßen

Ansonsten ist dieses Mal mehr Polizeiarbeit zu tun, so dass man sich schon fast in CSI wähnt, obwohl es sich immer noch um ein französisches Adventure handelt. Vic hat nun auch so ein schmuckes Köfferchen spendiert bekommen, wie es die Jungs

Mit diesem praktischen aber nur semi-authentischen Köfferchen kommt man sich vor wie beim Crime-TV

von der Spurensicherung mit sich tragen. Obwohl sie eigentlich bei der Mordkommission ist, muss sie nun selbst Spuren eintüten. Allerdings wird das nicht sonderlich originalgetreu darstellt, da die Geräte teils frei erfunden sind. Ein 3D-Scanner wie hier ist noch Zukunftsmusik und der genetische Fingerabdruck spielt keine große Rolle, obwohl das Adventure in der Gegenwart spielt. Dass der Spieler genetisches Material einsammelt, ist eher die Ausnahme, stattdessen muss man Fingerabdrücke nehmen wie vor 30 Jahren.

Wie vieles im Spiel ist das Sammeln und Auswerten der Spuren ohne großen Anspruch. Man muss lediglich wissen, was womit eingesammelt wird – das war’s schon. Angesichts der wenigen, übersichtlichen angeordneten Gerätschaften, die auch noch haarklein erklärt werden, ist das kein Hexenwerk. Eher schon ist wiederum das Finden der Punkte schwierig, weil es leider keine Hot-Spot-Anzeige gibt, die man zuschalten könnte. So bleibt nur mühsames Absuchen, was einen in den voll gestopften Räumen, unübersichtlichen Gängen und verdreckten Außenarealen oft überfordert.

Durchwachsene Rätsel

Bis auf diese kriminalistischen Suchspielchen löst man seltener klassisches Rätselwerk, das allerdings nicht immer überzeugt. Da gilt es,

Die stark schwankenden Rätsel scheitern oft daran, dass man was nicht findet. Hot-Spot-Anzeige hat man sich gespart.

ein Schloss zu knacken, eine bestimmte Kombination rauszufinden oder einen Schlüssel zu ergattern. So muss man im Haus des Killers einen Safe öffnen, wofür man einen Tipp vom farbigen Kollegen bekommt. Leider fehlen bisweilen solche Hinweise, woran auch die zuschaltbare Hilfe wenig ändert, da diese nur Tipps für bereits bekannte Puzzle gibt. Was hilft, wenn man gar nicht weiß, wo’s weitergeht? Bei den vom Schwierigkeitsgrad stark schwankenden Rätseln macht sich zudem Linerarität bemerkbar, denn man muss immer hübsch eins nach dem anderen machen. Ohne dass die Heldin etwas angeschaut, braucht man sich gar nicht an den nächsten wagen. Denn sie muss erst feststellen, was zu tun ist, auch wenn der Spieler es vielleicht schon längst weiß.

Das Inventar ist begrenzt, so dass man nicht immer alles einstecken kann. Allerdings muss man sich kaum mal überlegen, was man zuerst machen möchte, was taktisch durchaus interessant wäre, da es genug Stauraum gibt. Man muss die Schränke nur finden, in die man viel packen kann. Finden muss man auch die nicht gerade großen Schaltflächen im Inventar, womit man Dinge trennen und zusammenfügen kann. So muss man die Glasröhrchen erst umständlich voneinander trennen, damit man mit ihnen experimentieren kann. Wieso das nicht automatisch geht, wissen nur die Entwickler. Wer das nicht weiß, probiert alle bis er schwarz wird oder stirbt wahlweise zum 100. Mal den Spieltod, weil er sich vergiftet.

Kaum Nervenkitzel

Zum Schluss bleibt noch die Frage, warum Still Life 2 überhaupt “ab 16 Jahren” ist? Das Adventure gibt sich im Gegensatz zum Vorgänger reichlich harmlos – alles bleibt auf Geisterbahnniveau, ohne je wirklich gruselig zu sein. Letztes Mal sorgten die Leichen der Opfer für reichlich Unbehagen, deren zerschundenen Gesichter ziemlich realistisch anmuteten. So etwas gibt es zwar dieses Mal auch, aber das ist viel weniger schockierend. Anders als beim ersten Teil sind zudem die Zwischensequenzen zwar professionell gemacht, sorgen jedoch nicht für einen offen stehenden Mund. Wie der Mörder tötet, sieht man dort nicht mehr. Stattdessen wird die Ermittlungsarbeit gezeigt, was deutlich mehr an einen interaktiven Krimi erinnert.

Zwar gibt sich das Spiel immer noch ziemlich düster, aber es ist wesentlich heller geworden. So erinnert das Haus des Mörders im Wald fast an eine Indian Summer-Idylle. Wäre da nicht der unpassende Elektrozaun und die Stolperfallen, wäre es fast schon einladend. Für eine Aufhellung gibt es eigentlich keinen Grund, denn die Mordserie geht ja munter weiter. Zudem ist die Handlung ja auch schwermütig, denn die Lösung des Falles treibt Vic an den Rand der Verzweiflung, da der Mörder keine Ruhe gibt. Vielleicht wollte man die Spieler durch das Weichspülen einfach nicht mehr so schockieren, aber genau das geht atmosphärisch nach hinten los.
       

  1. Bildunterschrift auf Seite 2:

    Mit diesem praktischen aber nur semi-athentischen Köfferchen kommt man sich vor wie beim Crime-TV
    Fehlt hier - neben dem Punkt am Satzende - nicht ein "u" bei "athentisch"?

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