Länger als eine Minute nachdenken muss man eigentlich nie – sämtliche Schalter- und Kistenrätsel, sofern man sie überhaupt Rätsel heißen kann, sind spätestens auf den zweiten Blick durchschaut. Das enttäuscht Knobelprofis freilich, sorgt auf der anderen Seite aber für einen angenehmen Spielfluß und vermeidet Frust. Stela ist ist zwar grundsätzlich rasanter als das spielerisch ähnlich gelagterte FAR: Lone Sails, die Komplexität der Denkaufgaben ist aber vergleichbar. Natürlich fehlt Stela die Komponente des Fahren und Managens eines Wagen, doch nüchterne Farben und erdrückende Leere der Landschaft gibt es in beiden Titeln. Die zahlreichen Todesmöglichkeiten (Decke fährt langsam nach unten, Schneemonster bricht aus dem Boden, Laserstrahl grillt die Spielfigur) schöpft man beim ersten Durchlauf unfreiwillig voll aus; sie sind zwar nicht so überraschend und perfide wie in Limbo – wenn man eine Szene noch nicht kennt, tappt man aber trotzdem meist in die Falle.

 

Kleine Weltreise

 

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Zum Finale hin wird Stela abgehobener und futuristischer – es geht über Treppen und Brücken hinauf ins leuchtende Nichts. © 4P/Screenshot

Wie Journey bedient sich Stela verschiedener, auch farblich stark unterschiedlicher Landschaften: aschgrauer Wald, orange loderndes Schlachtfeld, weiße Eiswüste, blau getünchter Tempel. Dabei ist der Farbeinsatz jedoch nie so stilsicher und die grafische Qualität weniger hochwertig. Stela ist in etlichen Momenten trotzdem ein schönes Spiel, man darf nur nicht so genau hinsehen wir bei den offensichtlichen Vorbildern! Womit wir wieder vom Vergleichen wären, vor allem mit Limbo und Inside. In puncto Einfallsreichtum, kohärente Spielwelt und „environmental storytelling“ muss sich der Nachahmer leider klar geschlagen geben. Einiger angenehm bedrohlicher Momente zum Trotz erreicht das Spiel zu keiner Zeit die atmosphärische Dichte von Limbo, geschweige denn entwirft es eine in sich so stimmige, hochinteressante Welt wie Inside. Vielmehr hat man das Gefühl, durch etwas konzeptlos aneinandergereihte Areale zu laufen und am Ende des knapp vierstündigen Abenteuers nicht schlauer zu sein als am Anfang.

 

 

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Einer der stärksten Momente: Ihr müsst über ein Feld, wo Feuerpfeile herabregnen, und schleppt einen Eisenschild. Man hat keine Ahnung, wer hier Krieg führt oder warum – dennoch fühlt sich die Szene bedrohlich und dramatisch an. © 4P/Screenshot

Dass diese vier Stunden dennoch ein Stück weit spannend sind, liegt an wenigen sehr starken Momenten (die natürlich nicht verraten werden) und der Klangkulisse. Diese stammt von A Shell in the Pit, einer kanadischen Spielmusik- und Soundeffekt-Firma, die schon Stücke für die Indietitel Wandersong und Forager beisteuerte. Und sie ist extrem gut gelungen – mal untermalt sie eure Schritte mit melancholischen, erhabenen Klängen, mal kriechen Bedrohung und Gefahr förmlich aus den Boxen. Wer die dänischen Vorbildspiele nicht selbst erlebt hat, dem sei noch gesagt, dass der Spielablauf auch von Stela trotz der 3D-Kulissen strikt zweidimensional ist. Bonus-Infos: Wer keine Xbox One, dafür aber ein Apple-Arcade-Abo hat, der kann das Spiel auch zocken. Steam-Spieler dürfen 2020 loslegen.

 

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