Auf der Suche

Der Jungvogel Birb wurde zwar unter Pfauen aufgezogen, doch wie auch seine Stief-Familie ihm immer wieder klar macht, gehört er trotz aller entstandener Bindung nicht wirklich zu ihnen. Und so macht sich der niedlich flötende Flattermann auf die Suche nach seinen Eltern, wobei ihm die weise Eule aus dem nahe gelegenen Wald unter die Flügel greift: Um dem Rätsel seiner Herkunft näher zu kommen, muss Birb andere Vögel besuchen und von ihnen Töne lernen. Und damit beginnt eine Reise, die versucht, einen mechanischen Spagat zwischen so vielen Genres zu schaffen, dass es eigentlich unmöglich scheint, dies bravourös zu bewältigen. Insbesondere, da alles auf einem musikalischen Fundament aufbaut. Die Plattform-Abschnitte, in denen man das eine oder andere (auch erzählerisch) gut eingebettete Geheimnis finden kann, sind Teil des ausgefeilten Klangkonzepts. Beim Hüpfen kann man immer wieder im Zusammenspiel mit der Umgebung Geräusche erzeugen. Löst man bestimmte Rätsel, wird dem Musikteppich eine neue Spur hinzugefügt. Und Fahrstühle, Türen oder bewegliche Plattformen müssen durch Noten-Kombinationen aktiviert werden. Später kommt mit dem sich nicht aus seinem Ei trauenden Egbert noch ein Begleiter hinzu, der ebenfalls eine Rolle bei bestimmten Puzzlelösungen spielt.

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Mitunter können die Rhythmus-Sequenzen hektisch und unübersichtlich werden. © 4P/Screenshot

Das Lernen neuer Töne und bestimmte Herausforderungen wiederum sind mit einem klassischen Rhythmus-Spiel verknüpft: Man muss im richtigen Moment und Takt die richtigen Tasten drücken, wobei mit jedem „Boss“-Lied eine neue Note (also Taste) freigeschaltet wird. Zusätzlich gibt es zig Variationen, wie die geforderten Töne auf dem Bildschirm auf den Zielpunkt zusausen, so dass man sich immer wieder kurz neu orientieren muss und die Aufmerksamkeit hoch gehalten wird. Sehr schön: Man kann eigentlich nicht scheitern. Bei den Sprungpassagen wird man nur mit der Umgebung konfrontiert, es gibt keine Gegner, die einem das Leben schwer machen könnten. Und da der unfreiwllige Held zwar noch nicht komplett flügge ist, aber sich dennoch zumindest gleitend in der Luft halten kann, gibt es auch keine Absturz-Gefahren. Bei den Songs kann man ebenfalls nicht wirklich versagen – dass man eine möglichst hohe Endwertung haben möchte und sich daher dennoch über Fehler ärgert, steht auf einem anderen Blatt. Doch dies ist alles letztlich ein Indiz dafür, dass die erzählerische Komponente bei Songbird Symphony ein weiterer wichtiger Punkt ist, der in den Fokus gerückt wird.

Große Emotionen

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Birb mag zwar nur ein kleiner Vogel sein, doch er weckt mitunter große Emotionen. © 4P/Screenshot

Die Suche nach Birbs Familie wird von einem breiten Spektrum an Themen sowie damit verbundenen Emotionen eingerahmt. Einsamkeit und das Bedürfnis nach Zugehörigkeit z.B. werden dabei ebenso leicht und spielerisch angepackt wie Mobbing, der Wert von Freundschaft, Individualität oder die Fähigkeit, sich anderen anvertrauen zu können. Es gibt komische Elemente ebenso wie traurige, doch nichts wird mit einem erhobenen Zeigefinger oder Moralansprüchen verknüpft. Die Gratwanderung, die aufkommenden Emotionen für sich sprechen zu lassen, ohne ihnen eine Wertung mitzugeben, gelingt dem in Singapur arbeitenden Team der Joysteak Studios durch die Bank mindestens gut. Vielleicht auch, weil man in einigen Kernsituationen in die Rolle eines Zuschauers versetzt wird, der alles auf sich wirken lassen kann.  Zumeist vor einem Rhythmus-Segment wird quasi in einen „Musical-Modus“ geschaltet: Der Text der Sänger wird eingeblendet und wie bei älteren Karaoke-Tracks hüpft ein Ball im richtigen Takt von Silbe zu Silbe, von Wort zu Wort, so dass sich zusammen mit der Melodie beim Zuschauer das Lied im Kopf formt und Songbird Symphony zu einem „Musiktheater-Kopfkino“ wird – was ungewöhnlich klingt, hier aber im Zusammenspiel mit allen anderen Melodie-Elementen klasse funktioniert.

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Auch Schalterrätsel gehören bei den Plattform-Abschnitten zum guten Ton. © 4P/Screenshot

In dem Zusammenhang ist es allerdings schade, dass das Produktionsbudget offensichtlich nicht ausgereicht hat, um den Sound moderner zu gestalten bzw. die Entscheidung getroffen wurde, komplett auf Retro-Design zu setzen. Die Chiptune- und Midi-Sounds passen zwar optimal zu dem 16-Bit-Grafikstil, den sich Joysteak auserkoren hat. Doch gleichzeitig steigt auch die Gefahr, dass Songbird Symphony allein schon durch das audiovisuelle Design in die sich stetig füllende Schublade gesteckt wird, in der ungeachtet des Inhalts alles landet, was nach Verbeugungen vor Spielen der Super-Nintendo- bzw. Mega-Drive-Zeit aussieht. Das hätte hier zumindest durch aufwändigere sowie variantenreichere Animationen sowie Hintergründe und vor allem eine zeitgemäßere Akustik etwas aufgefangen werden können – Teams wie Way Forward (Shantae, Mighty Switch Force, A Boy and his Blob) zeigen, wie es gehen kann. Es ist zwar in sich komplett stimmig sowie größtenteils charmant. Doch gerade bei den durchaus schmissigen Melodien hätte ich mir mehr Klangtiefe gewünscht. In dieser Form hat Songbird Symphony zwar eine Menge Charakter, aber mit leichten Modernisierungen hätte das inhaltliche Potenzial noch stärker ausgeschöpft werden können. Zudem hätten die deutschen Texte von einem Paar zusätzlicher Korrektur-Augen profitiert: Im Großen und Ganzen zwar in Ordnung, gibt es hier und da kleine Fehler oder nicht gesetzte Leer- bzw. Satzzeichen.

  1. Klingt interessant.

    Das Lernen neuer Töne und bestimmte Herausforderungen wiederum sind mit einem klassischen Ryhthmus-Spiel verknüpft
    Was für das Spiel gilt, gilt daher auch für den Test:
    Zudem hätten die deutschen Texte von einem paar zusätzlicher Korrektur-Augen profitiert: Im Großen und Ganzen zwar in Ordnung, gibt es hier und da kleine Fehler.
    Diese Hitze aber auch. ;)

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