Ja, es war an der Zeit… Während Gesangskünstler auf der Xbox 360 mit Lips bereits von Anfang an den Luxus kabelloser Mikrofone genießen durften, wurde die SingStar-Gemeinde bezüglich des heiß erwarteten Gegenstücks von Sony immer wieder mit Ankündigungen vertröstet. Erst seit Ende März dürfen auch Karaoke-Freunde mit PlayStation-Konsolen ohne den nervigen Kabelsalat losträllern – auch wenn diese Freiheit mit 50 Euro einen stolzen Preis hat, denn ein Spiel sucht man in der Packung mit den beiden Mikrofonen vergeblich. Stattdessen findet man einen Empfänger, der zunächst via USB mit der Konsole verbunden werden muss. Warum das nötig ist? Immerhin hätte man doch auch Bluetooth für die Übertragung nutzen und damit ohne einen separaten Empfänger auskommen können, oder? Das funktioniert an der Xbox 360 doch auch! Allerdings sollen die kabellosen Mikrofone auch an der PS2 funktionieren – und die “alte Lady” ist noch nicht mit einer standardmäßig integrierten Drahtlos-Übertragung gesegnet. Kurz gesagt: Der separate Empfänger ist ein notwendiges Kompatibilitäts-Übel, das aber nicht weniger stört als die Sensorbar einer Wii-Konsole, auch wenn das schwarze SingStar-Kästchen etwas größer ausfällt als Nintendos Leiste. Das USB-Kabel ist übrigens genau so im Lieferumfang enthalten wie die jeweils zwei AA-Batterien (Mignon) für die beiden Mikrofone, die aufgrund einer etwas schlechteren Balance und Größe allerdings nicht ganz so gut in der Hand liegen wie die Lips-Pendants von Microsoft. Trotzdem haben Sony-Jünger mit Karaoke-Ambitionen
Die kabellosen Mikrofone sind zwar recht teuer, aber gestalten die Karaoke-Abende ohne Stolperfallen sehr viel angenehmer. |
allen Grund zur Freude, denn ohne Kabel lässt es sich einfach sehr viel komfortabler und auch sicherer singen. Sicherer? Ja, wenn ich an so manche Leute denke, die in meiner Bude schon mehrmals fast über das gespannte Kabel gestolpert wären und mir dabei auch noch gleich die Konsole mit aus dem Regal gerissen hätten…
Die Stimme der Macht
Mit der Pop-Edition schwindet sogar das Controller-Kabel als potenzielle Gefahr, denn auf Wunsch lässt sich die Navigation durch die Menüpunkte und Songlisten fast ausschließlich mit Sprachbefehlen erledigen. Die Erkennung der Künstler- und Songnamen funktioniert dabei exzellent – selbst bei einem extra übertriebenen Nuscheln wurde ich zum Titel meiner Wahl geführt. Gerade angesichts der Tatsache, dass viele erst nach dem einen oder anderen Bierchen in Sing-Laune kommen, ist eine solch vorbildliche Spracherkennung einiges wert. Alle Songs, die man sich als PS3-Besitzer bereits aus dem SingStore angeschafft hat und folglich automatisch in die Liste anderer Editionen aufgenommen werden, lassen sich übrigens auch alle mit Worten anwählen. Bisher wurden ältere Edition wie Vol. 2 oder auch Queen jedoch noch nicht via Patch “sprachtauglich” gemacht, so dass man hier noch wie gewohnt mit dem Controller agieren muss. Für Unentschlossene ist dieser übrigens immer noch die erste Wahl, da das sprachgesteuerte Durchblättern etwas zu schnell geht, so dass man sich die Songs kaum anhören kann. Folglich müsste man ständig “Anhalten” ins Mikro plärren, was auf Dauer etwas nervig wird.
Bon Jovi “betet” nicht länger nur in Rock Band und Guitar Hero, sondern ist jetzt auch bei SingStar angekommen. |
Doch wer bereits von vorneherein weiß, was gesungen werden soll, erspart sich mit der Sprachsteuerung lästiges Durchblättern und kommt umgehend zu seinem Wunschlied bzw. Künstler.
Ausgewogene Mischung?
Die Pop-Edition beinhaltet wie gehabt 30 neue Songs, die sich über verschiedene Jahrzehnte und Stilrichtungen erstrecken. So trällert man sowohl zu modernen Hits wie “Human” von “The Killers” oder “So What” von “P!nk” ins Mikrofon als auch zu Klassikern wie “Every Little Thing She Does is Magic” von “The Police” oder Queens “Bohemian Rhapsody”, wobei Letzterer gleichzeitig ein erneutes Anzeichen dafür ist, dass man bei Sony nicht mehr vor einer Zweit- oder sogar Drittverwertung zurück schreckt. Das bekannte Stück findet sich nicht nur in einem der beiden Queen-Download-Packs im SingStore, sondern ist selbstverständlich auch bei SingStar: Queen und jetzt eben auch noch in der Pop-Edition vertreten. Neben poppigen Songs, zu denen auch “Girls” von den Sugarbabes zählt, kommen aber auch Hip-Hopper mit Nellys “Party People” auf ihre Kosten, während Pop-Rocker jetzt nicht nur in Rock Band / Guitar Hero mit “Livin on a Prayer” von Bon Jovi ihren Spaß haben. Wer lieber das Feuerzeug rausholen, zu einer Ballade kuscheln oder das Risiko des typisch weiblichen “Robbie-Gekreisches” eingehen will, sollte sich dagegen lieber für Songs wie “Angel” entscheiden. Etwas übertrieben hat man es bei der aktuellen Edition aber mit den deutschen Künstlern, die mit elf Vertretern mehr als ein Drittel der Auswahl darstellen. Dazu zählen die üblichen Verdächtigen wie MIA (“Mein Freund”), Annett Louisan (“Drück die 1”) und Juli (“Dieses Leben”). Der letztjährige DSDS-Gewinner Thomas Godoj sucht dagegen Helden, während sich LaFee den “Ring frei” singt und Altrocker Udo Lindenberg über den “Horizont” sinniert. Die Toten Hosen stehen da lieber unter “Strom” und Sarah Connor sorgt mit “Under My Skin” hoffentlich nicht für eine grausige Gänsehaut bei den Spielern. Was BAP mit “Verdamp lang her” hier zu suchen hat, wird mir allerdings nicht so ganz klar. Wäre das nicht besser auf einer Après-Ski-, Kölsch- oder Ballermann-Edition aufgehoben?
Och... ich hatte "Pope-Edition" gelesen. Naja, Daumen hoch.
"Denn seit den Queen- und Abba-Auskopplungen scheint man bei Sony zweigleisig auf PS2 und PS3 zu fahren. So auch bei der Pop Edition,"
Das ist falsch. Und auch, dass ältere Versionen noch nicht nachgepatched wurden, ist eigentlich auch nicht ganz richtig, man kann die Sprachsteuerung nämlich im Singstore kostenfrei downloaden.