Sid Meier's Pirates!(Action-Adventure) von 2K Games Credit: Firaxis (PC, Xbox) / Full Fat (PSP) / 2K China (Wii) / 2K Games

Wo steckt Guybrush?

Wie so oft bei Umsetzungen sparen wir uns eine Beschreibung des Spiels und verweisen lieber auf den ausführlichen Test der PC-Fassung. Für alle Klickfaulen gibt es nur eine kurze Zusammenfassung: Karibik, 17. Jahrhundert. Ihr speist gerade mit eurer Familie, als ein mieser Baron zuerst Einlass und danach die Tilgung der Familienschulden begehrt. Dass der erwartete Reichtum in Form eines voll beladenen Schiffes nicht einläuft, sondern in dem Moment absäuft, ist sicher kein Zufall, ändert aber nichts daran, dass der Baron eure Sippschaft verhaftet und in den Kerker wirft – lediglich ihr könnt gerade

Der Schwertkampf ist essentieller Bestandteil jeder Piratenkarriere.
noch so entkommen. Zehn Jahre später ist aus dem flinken Knaben ein stattlicher Bursche geworden, der sich nichts sehnlicher als Rache wünscht. Und wo bekommt man die am besten? Richtig: auf hoher See! Zu Spielbeginn entscheidet ihr euch für eine Partei: Engländer, Franzosen, Spanier oder Holländer. Das hat Auswirkungen darauf, wie sich die Nationalitäten euch gegenüber verhalten, denn natürlich stehen alle mehr oder weniger im Krieg. Da sich dieses Verhältnis im Spielverlauf dauernd ändert (teilweise auch durch euren Einfluss), ist die anfängliche Entscheidung nur für den Beginn wichtig – mit der Zeit wechselt ihr die Fronten so häufig wie die Gouverneurstöchter!

In Pirates habt ihr zwar mit der Befreiung eurer Angehörigen ein Spielziel im klassischen Sinne, aber der Weg da hin ist euch selbst überlassen – ihr könnt gar komplett auf die Sippschaft pfeifen und als Rabensohn eurer eigenen Wege gehen. Und derer gibt es zuhauf: Ihr könnt Händler sein, Schatzsucher oder klassischer Pirat, der sich mit allem anlegt, was mehr als ein Segel hat. Es gibt Schatzkarten, die zu (fast) unermesslichen Reichtümern führen, geheimnisvolle Fremde, die euch eben diese oder weitere nützliche Gegenstände verhökern, reizende Gouverneurstöchter, die eure Hand beim Tänzchen halten, grimmige Piratenkapitäne, die ihr zur Strecke bringen müsst, um selbst in der Karibik-Hierarchie nach oben zu steigen, aus Gefängnissen

Was ein richtiger Pirat sein will, der beherrscht auch das Tanzbein: Die Herzen von Gouverneurstöchtern wollen erobert werden!
ausbrechen, rundenweise Städte erobern, jede Menge Duelle ausfechten undundund – jedes Klischee, das man aus Erroll Flynn oder Fluch der Karibik-Filmen kennt, wird ausgiebig bedient, nur Skorbut gibt’s keinen. Pirates ist weniger ein Spielerlebnis im altbekannten Sinne, sondern vielmehr eine Ansammlung von unterhaltsamen Minigames, auf die ihr euch einlassen könnt, aber nicht müsst.

Der Fluch der PSP

Gut zwei Jahre sind zwischen PC- und PSP-Fassung den reißenden Strom der Zeit hinabgeschwommen, und was wurde an Land gespült? Hauptsächlich Veränderungen im Detail, teils zum Besseren, teils zum Schlechteren. Fangen wir mit den positiven Aspekten an: Eroberte Schiffe zieht man nicht mehr wie an einer Perlenkette aufgereiht hinter sich her, stets die Gefahr im Hinterkopf, dass diese Rumbuddelnavigatoren gelegentlich auf die eine oder andere Sandbank auflaufen – sehr gut! Außerdem gibt es neue Schätze zu Suchen, frische Reichtümer und Extras. Außerdem dürfen maximal vier Badewannenkapitäne, entsprechend viele UMDs vorausgesetzt, in einer Art Hochsee-Deathmatch gegeneinander antreten – freie Plätze dürfen auch mit KI-Klabautermännern besetzt werden – allerdings ist das Herumschippern und -böllern auf Dauer wenig spektakulär.

Besonders auf See geht ein erheblicher Teil der grafischen Pirates!-Faszination flöten.
Kommen wir zu den weniger gelungenen Änderungen: Dass jetzt der volle PSP-Screen zur Darstellung genutzt wird, ist natürlich der Übersicht dienlich – doch leider ist das Gezeigte qualitativ mehrere Stufen unter dem, was an PC oder Xbox gezeigt wurde. Okay, gegen etwas grobe Figuren und Städte oder weniger Effekte kann man nicht viel sagen, das ist auch weniger wild – aber ganz besonders die See, einst Prachtstück von Pirates, ist nunmehr lediglich eine platte blaue, leblose Fläche, die nichts mehr mit den Postkartenmotiven der Vorlagen zu tun hat. Die Tanzeinlagen mit den Gouverneurstöchtern sehen zwar nach wie vor gelungen aus, allerdings liefert nicht mehr die Frau des Herzens die Richtungsanweisungen – stattdessen rauscht am unteren Bildschirmrand eine flotte Anzeige entlang, die kurz aufblinkt und damit verdeutlicht, welche Richtungstaste ihr drücken müsst. Noch mehr Reaktionstest als gehabt, den ich schwerer als gewohnt empfunden habe. Nach wie vor könnt ihr auch an bestimmten Stellen an Land gehen und nach Schätzen buddeln, dabei immer auf hungrige Tiger und bösartige Fallen achtend – doch leider sind diese Abschnitte furchtbar ruckelig. Die auf der Xbox eingeführte, sinnvolle Sicherheitsabfrage beim Schiffsverkauf wurde wieder gestrichen, genauso wie die umfangreiche »Piratopädie«. Darüber hinaus gibt es einen merkwürdigen Soundbug: Sowohl auf See als auch innerhalb von Städten werdet ihr immer wieder eine Weile nur von Totenstille begleitet – die synthetisch dudelnde Musik setzt einfach aus und erst nach einiger Zeit wieder ein.

  

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