Auch wenn Shinsekai weder mit der technischen Pracht sowie dem fein kalibrierten Mechaniken eines Ori and The Will of the Wisps noch mit der mythischen Anziehungskraft oder den Bossen eines Hollow Knight mithalten kann: Das Spiel sorgt von Beginn an für Neugier, weil eine ansehnliche Unterwasserwelt inszeniert wird, in der sich realistische und fiktive Elemente auf ästhetisch markante Art vermischen. Man begegnet nicht nur Korallen, Krebsen, Haien & Co, sondern auch robotischen Wesen und vor allem genug rätselhaften Leitungen, Apparaten und Monumenten im Hintergrund, so dass man das Gefühl hat, ein fremdes Biotop zu erforschen. Wer hat diese leuchtenden Relikte hinterlassen? Haben hier Aliens gehaust?
Es gibt übrigens keine Dialoge oder klassische Erzählphasen, lediglich archäologische Funde sowie Reaktionen aufgrund von Gestik, so dass das mysteriöse Flair noch verstärkt wird. Immerhin wird das interne Lexikon stückweise mit Infos zu Lebewesen & Co befüllt, so dass man dort ein wenig schmökern kann. Zwei Elemente des Spieldesigns sorgen für eine Wechselwirkung aus Gefahr und Hoffnung: Da ist zum einen das alles verschlingende Eis, das ganze Gebiete blockiert, den Taucher bei zu langem Kontakt erfieren lässt und manchmal unheimlich dynamisch in Bewegung gerät – so dass man fast Lawinenangst bekommt. Und zum anderen ist da dieses coole Gefühl der Tiefe, wenn man über die Aufrüstung seines Anzugs plötzlich weitere untere Bereiche freischaltet, die vormals in tödlichem Rot vor dem Druck warnten, so dass neben dem Erkunden von links und rechts auch eine vertikale Dimension steht. Kann man sich da unten vor der apokalyptischen Eiszeit retten? Gibt es dort eine Lösung?
Sammeln, freischalten, kämpfen
Innerhalb der Erkundung geht es wie in Metroid & Co darum, stückweise neue Bereiche zu erforschen, indem man Türen öffnet, Hindernisse beseitigt oder seine Fähigkeiten verbessert – man kann über diverse Rohstoffe sowohl seine Waffen als auch seinen Vorrat an Energie oder die Tragekapazität erhöhen. Allerdings sind diese Verbesserungen recht überschaubar.
Besonders wertvolle Elemente kann man auch orten und wie einen Schatz ausbuddeln, so dass Sammeln und Craften zum Alltag gehören – aber nicht auf eine penetrante, sondern dezente Art, denn man greift auch vieles nebenbei ab. Zu dem Anzug gesellt sich bald ein Greifhaken, mit dem man an markierten Stellen hin und her schwingen sowie Schalter bedienen kann – ist eine gute Idee, aber dass man unter Wasser nicht immer punktgenau mitten im Sprung den nächsten Haken trifft, sorgt schonmal für Frust. Aber spätestens, wenn man von einer putzigen Drohne vegleitet wird, die einem z.B. Schätze aus engen Schächten bringt, oder sogar ein U-Boot besteigt, verfliegt die Zeit wieder im Nu. Das liegt auch am gefühlten Komfort der hilfreichen Automap, der jederzeit möglichen Ortung von Schätzen sowie den vielen Geheimgängen, so dass es einfach Spaß macht, alles frei zu buddeln. Allerdings schleicht sich im letzten Drittel, wenn man seine Ausrüstung nahezu komplettiert hat, eine gewisse Routine ein. Es gibt später nicht mehr diese magischen Momente durch neue Fähigkeiten oder Ausrüstung.
Zwischendurch wird zwar immer wieder gekämpft, allerdings auf einem recht einfachen Niveau: Mit einem Schlag kann man normale Feinde besiegen, für die stärkeren Viecher muss die Harpune herhalten, die man hinsichtlich Reichweite und Anzahl der Projektile verbessern kann. Aber wer spektakulär hauen, stechen ud kloppen will, ist in anderen Titel wie Guacamelee! 2 besser aufgehoben. Interessant ist jedoch, dass man mit dem Greifhaken nicht nur Fische heranziehen und dann attackieren, sondern dass man sie auch vergiften und so als tödlichen Köder für größere Jäger einsetzen kann. Apropos: Es gibt auch größere Bosse, die teilweise prächtig designt sind, aber sie können rein taktisch nicht so begeistern wie in anderen Plattformern – außerdem zeigt die Steuerung hier und beim oben erwähnten Ködern so ihre Tücken, denn so klasse die Schubdüsenmechanik auch ist, wirkt so manches in der Hektik eines Gefechts etwas zu schwammig in der Ausführung. Dafür sind die Ungetüme auch auf dem höheren der beiden Schwierigkeitsgrade wesentlich einfacher zu meistern als die verflixten Hardcore-Schergen in Hollow Knight, die in der Void-Edition schon fast olympische Reaktionen verlangen. Überhaupt ist Shinsekai ein verzeihliches Spiel, man kann häufig an Stationen speichern und mehrere Spielstände anlegen.
Zusatzinhalte für Switch? Nein.
Jetzt kann man sich fragen, ob man für 20 Euro auf Switch deutlich mehr Inhalte bekommt? Schließlich zahlt man für Apple Arcade nur fünf Euro monatlich – und kann hundert Spiele frei zocken, darunter auch Shinsekai. Nein, das Abenteuer für Switch ist weder grafisch noch spielerisch irgendwie aufgewertet. Der direkte Vergleich mit dem Abo-Service hinkt natürlich, aber wer die Wahl zwischen iPad oder Switch hat, sollte sich das Geld sparen und unter iOS loslegen. In der Nintendo-Version war zumindest von Beginn an zusätzlich der Another-Dive-Modus enthalten, bei dem man unter Zeitdruck die Tiefe erkundet. Hinzu kam der Jukebox-Modus, der aber lediglich die Soundtracks abspielt. Beide Modi wurden mittlerweile kostenlos für das iOS nachgeliefert.
Ja, das wäre ne feine Sache mit Ecco. @PS4: Nope, noch nix in Sicht.
Ja, Unterwasserscenarien sprechen mich auch an; Subnautica z.B. hat mich (aber erst mit geeigneter Hardware) für meine Verhältnisse sehr, seeehr lang motiviert.
Aber apropos: ECCO the Dolphin (hab ich damals auf SEGAs DC wie bekloppt gespielt) ist einer meiner all time favorites. Ich finde da wird es wirklich Zeit, daß sich mal jemand an eine zeitgemäße Umsetzung setzt, wie z.B. die grandiose und mit viel Fingerspitzengefühl aktualisierte Version von Shadow of the Collosus.
Da würde ich mich sehr freuen.
ps4 version nicht in sicht? subnautica ist mir leider zu ausserirdisch, ... werd damit nicht warm.
Sieht sehr interessant aus, dass wäre definitiv etwas für mich.
Schade, dass es nur für Switch/IOs erscheint und keine Version für PC in Arbeit ist.