Sesamstrasse: Es war einmal ein Monster(Musik & Party) von Warner Bros Interactive Entertainment Credit: Double Fine Productions / Warner Bros Interactive Entertainment
“Wieso? Weshalb? Warum?”

[GUI_PLAYER(ID=76097,width=400,text=Die Minispiel-Sammlung für die Kleinen erfasst die Sesamstraßen-Essenz punktgenau.,align=right)]Fast jedes Kind in Deutschland weiß etwas mit diesen Worten anzufangen und kennt die Figuren Ernie, Bert, Bibo oder das Krümelmonster. Der Sesamstraßen-Titelsong begleitet die Heranwachsenden bereits seit 1973, wobei die Puppen von Jim Henson in den USA bereits 1969 Premiere feierten.
Angesichts der ungebrochenen Popularität ist es höchst erstaunlich, dass die sympathischen Figuren abseits von Lernsoftware nahezu keine Rolle spielen, wenn es um interaktive Unterhaltung geht. Zumindest bislang, denn nachdem Nintendo das Altersspektrum der Spieler sowohl nach oben als auch nach unten erweiterte und Microsoft mit Kinect eine controllerloser Steuerung anbietet, scheint die Zeit nun reif für ein richtiges Sesamstraßen-Spiel zu sein.

Doch es braucht schon einen wahren Querkopf, der stur genug ist, ein Konzept um ein absolut kindgerechtes Spiel durchzuziehen – noch dazu, wenn mit der Sesamstraße die wohl mächtigste Lizenz aufgerufen wird, wenn es um Unterhaltung für die Kleinen geht.  Und dass Tim Schafer auch gerne mal gegen den Strom schwimmt, ist ebenso bekannt wie sein Ausnahmetalent. Hat er sich hier vielleicht übernommen?

“Wer nicht fragt, bleibt dumm.”

Natürlich habe ich die sechs Episoden des in Fell verpackten Buches „Es war einmal ein Monster“ nicht alleine gespielt, sondern mir kompetente Hilfe besorgt. Nachdem das jüngste (und Elmo vollkommen verfallene) Mitglied der Familie meist nur mit Wii, den Kinectimals oder Dance Central vor dem Bildschirm vergnügen durfte, war sie hellauf begeistert, mich beim Test unterstützen zu können und mit Elmo, Krümelmonster, Grobi und Oscar auf Abenteuerreise zu gehen. So begeistert, dass ich irgendwann nur noch zum Helferlein degradiert wurde, das nur dann eingreifen durfte, wenn die im Großen und Ganzen gut reagierende Kinect-Steuerung einen ihrer wenigen Aussetzer zeigte. Diese führten jedoch schnell zu Frust vor dem Schirm führte, da die Bewegung eigentlich den Vorgaben entsprechend umgesetzt wurde, man aber kein Feedback bekommt, wieso dies oder jenes nicht akkurat gewertet wurde.

Das gab mir jedoch Gelegenheit, Konzept und vor allem Auswirkung gut zu beobachten. Und so sehr es mich persönlich nervte, dass mir (bzw. dem Spieler) nicht gesagt wird, was falsch gemacht wurde, so sehr macht es deutlich, dass die virtuellen Sesamstraßen-Figuren für die gleichen Werte und pädagogischen Normen stehen wie das Konzept der echten Serie.

Die sechs Episoden bieten ein breites Spektrum an kindgerechten Emotionen, ohne die jungen Spieler zu überfordern.

Die sechs Episoden bieten ein breites Spektrum an kindgerechten Emotionen, ohne die jungen Spieler zu überfordern.

Hier wird man nicht bestraft, wenn man etwas falsch macht, sondern gelobt, wenn man etwas richtig macht. So wird natürlich der Fokus auf die positiven Erlebnisse gelegt, während der Frust minimiert wird. Andererseits jedoch hat man hier abermals keinen Schimmer, wieso im Zweifelsfall etwas schief läuft – auch nicht als beobachtendes Elternteil, das regulierend eingreift oder parallel mitspielt – hier wäre konstruktive Kritik durchaus wünschenswert, zumal dies nicht den Sesasmtraßen-Richtlinien widersprechen dürfte. Da die Kleinen jedoch nie scheitern können, sondern höchstens die maximale Sternenanzahl als Belohnung verpassen, bleibt für diese unter dem Strich ein positives Spielgefühl.

“Tausend tolle Sachen, die gibt es überall zu sehen!”

Und noch etwas ist mir aufgefallen: Ich habe mich immer wieder ertappt, wie ich bei den Dialogen und der mit viel Hingabe designten Kulisse lächeln musste. Der Charme, der von den Figuren seit gut 40 Jahren ausgeht, zieht (bei mir) noch immer und ist ein weiteres Indiz dafür, wie gut Schafer und seine Mannen die Sesamstraßen-Essenz auch bei der Gestaltung der neuen Figuren erfasst haben. Das beginnt beim Intro-Clip, bei dem Elmo und Krümel “live” agieren, bevor es mit ihren virtuellen Zwillingen direkt in die Geschichten und Minispiele geht. Das geht weiter bei der direkten Kommunikation, die in beide Richtungen geht: Die Monster auf dem Bildschirm sprechen direkt mit den Spielern vor dem Schirm und man hat ab und an Gelegenheit, über das Mikrofon in die Szene einzugreifen. Und das alles ohne Zeit- und Leistungsdruck für die Knirpse – schön!

Die Minispiele bieten einiges an Unterhaltung: Hier muss man flattern, um an einem Baum hochzufliegen, während man durch Beugen nach rechts oder links Früchte einsammelt. Dort reitet man auf einem Monster, das traurig ist, weil niemand zu seiner Geburtstagsfeier gekommen ist, durch einen Wald und muss Luftschlangen finden. Dort wartet ein Rhythmusspiel, hier zieht man Monstern Kostüme an, an anderer Stelle wartet ein Wurfwettbewerb oder eine Variante von “Ochs vorm Berg”. Und natürlich gibt es auch den obligatorischen Tanz vor dem Sensor. Insgesamt ein abwechslungsreiches Programm, das mit erhöhtem und weniger kindgerechten Anforderungsgrad auch in Minispielsammlungen für ältere Zocker auftauchen könnte. Gelegentlich dauert ein Abstecher in die Sesamstraße allerdings einen Tick zu lang. Zumindest scheint die Aufmerksamkeitsspanne der Kleinzocker bei einigen der Minispiele bis an ihre Grenze geführt zu werden.

“Manchmal muss man fragen, um sie zu verstehen…”

Das Design ist farbenfroh, kindgerecht und mit liebevollen Details versehen.

Das Design ist farbenfroh, kindgerecht und mit liebevollen Details versehen.

Doch davon abgesehen bemühen sich Elmo und seine Freunde redlich und bis auf wenige Ausnahmen erfolgreich, die jungen Spieler vor dem Bildschirm nicht zu überfordern. Weder inhaltlich noch mechanisch und schon gar nicht hinsichtlich der Botschaft, die vermittelt werden soll. Wie es sich für das reale Vorbild gehört, bekommt man spielerisch und ohne pädagogischen Holzhammer Werte wie Empathie, Freundschaft  oder Gemeinschaft vermittelt, so dass Eltern sich auch ruhig mal ein paar Minuten mit etwas anderem beschäftigen können, ohne Angst haben zu müssen, dass die ach so bösen Videospiele ihren Spross so verderben wie den Papa.

Bei dem über die als Belohnung freischaltbaren Sterne zugänglichen Bonusmaterial hat Double Fine allerdings vollkommen am Publikum vorbeigedacht: Anstatt vielleicht Szenen aus der Sesamstraße, irgendwelche Gesangseinlagen mit Elmo & Co. oder gar eine weitere Episode anzubieten, verlässt man sich auf die Standard-Boni à la Entwickler-Tagebücher etc., die für die Kids gänzlich uninteressant sein dürften.

  1. Btw: ich hab mit 7 erst erfahren was ein Fernseher ist. Vorher gabs nur Naturholzklötze und Lego. :D
    Ich finds total schade, dass die meisten Leute schon im frühesten Kindesalter vor den Fernseher gesetzt und damit zum Schweigen gebracht werden.
    Natürlich hab ich mal bei Freunden zugeguckt, aber mit PC- und Videospielen gings bei mir erst mit 12 los und die Sesamstraße...die hab ich nie gesehen...

  2. Also wie mancher anhand dieses sehr gut und nachvollziehbar geschriebenen Tests hier jetzt ernsthaft meint, den gefühlten hunderttausendundersten "4p-ich-hasse-eure-Wertungen-ihr-widerliches-Krawallmagazin-ihr" - Bash künstlich herbei hyperventilieren zu müssen, erschließt sich mir nun echt nicht mehr. Bestimmte Phänomene sind einfach mit dem gesunden Menschenverstand nicht zu erklären.
    Matthias - Lob von mir, weil Du Dich sehr gut in die kindliche Perspektive hineinversetzt hast.
    Was Tim Schafer ja dankenswerter Weise auch immer wieder verlässlich und höchst vergnüglich gelingt. Auch wenn ich mich langsam des Gefühls nicht erwehren kann, dass der Mann ein tolles Beispiel für das viel besungene "Peter-Pan-Syndrom" ist - drauf gepfiffen!
    Denn mal ehrlich - gibt es eine nettere Form von erwachsener Verschrobenheit? Tim Schafer for Weltherrscher!
    Ach ja - hier was zum Thema:
    http://www.youtube.com/watch?v=FphUTJqCA3c

  3. Masta Mace hat geschrieben:
    Jazzdude hat geschrieben:
    crewmate hat geschrieben:Reden die im Kindergarten heute schon alle von ihren Perks bei Black ops, statt Vater, Mutter, Kind zu spielen?
    Nope, die beschimpfen sich als N**** und H**** und lassen Aggro Berlin in ihrem Iphone laufen! Im übrigen kein Witz, bei uns im Kindergarten im Stadtteil, ist das tatsächlich so. Traurig aber wahr.
    Ansonsten hast du aber recht, die allgemeine 18er - Titelphase fängt eher so mit 12 an.
    Das Spiel hier richtet sich eher an die (süßen, normalen) Kinder unter 6 Jahren.
    1 - 6 jährige Kinder haben bei euch ein Iphone und hören Aggro Berlin? Ernsthaft?
    Ab ca. 5 -6 Jahren.
    Es gilt das Vorbildprinzip. Und aus bestimmten Ecken und Gegenden sind diese Vorbilder eben genau so, wie diese Kinder drauf sind!
    arillo hat geschrieben:Ich glaub manche Leute sind schlecht im Alter schätzen.
    Die Kinder kommen aus Kindergarten und Grundschule. Von daher...

  4. arillo hat geschrieben:Klar...mit 7 Gangbang und alles. Sodomie. Zoophilie. Mit 8 Snuffporn und Heroin!!
    Ich glaub manche Leute sind schlecht im Alter schätzen. In manchen sozialen Umfeldern geht das aber tatsächlich schon mit 11/12 los, mit Pornos und Aggroscheiß und davon beeinflusste Vorstellungen wie Sexualität funktioniert und so...dass das die Regel ist mag ich aber nicht glauben.
    Ich denke mal Kindern bis 5 oder 6 Jahren kann man das Zeug noch ganz gut andrehen. Selbst ich als mittlerweile 30 Jähriger fand die Sesamstraße mit 7 Jahren nicht mehr cool/interessant da gabs andere Sachen wie He-Man und Saber Rider, später mit 9 oder 10 dann die Ninja Turtles. Hätte mir damals, als ich im Alter von 10 Jahren war, jemand gesagt spiel doch mal ein tolles Rumhampel-Sesamstraßen-Spiel, hätte ich denjenigen vermutlich genau so doof angeguckt, wie es heutige Kinder in dem Alter tun würden. :ugly:

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