Wie Katz und Maus

Der Schnäuzer sitzt, der Anzug ebenso: Aus der Draufsicht bewegt man den schwarz gekleideten Cleaner zu einer Leiche, schultert sie und schleppt sie zum Kofferraum – das war’s! Klingt theoretisch einfach, aber es gibt praktisch einige Probleme: Zum einen soll man sich meist um mehrere Leichen sowie kleine Sonderaufgaben kümmern, so dass man vielleicht spezielle Gegenstände finden oder Blutspuren beseitigen muss. Zum anderen tummeln sich am

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Die Leiche muss per Huckepack zum Auto getragen werden. © 4P/Screenshot

frisch entdeckten Tatort auch Polizisten, die einen sofort jagen, sobald sie einen sehen – dann heißt es Game Over.

Also gilt es auf dem Weg zur Leiche den orangen Sichtradien ausweichen, indem man natürliche Deckung wie Wände oder Schränke ausnutzt; außerdem kann man in grün markierte Verstecke fliehen. Weil die Polizei häufig abrupt die Route sowie Perspektive ändert und die Areale recht klein sind, entwickelt sich ein höchst turbulentes Katz-und-Maus-Spiel, bei dem man ratzfatz gefangen wird. Der Cleaner kann sich weder gegen den Zugriff wehren noch sprinten, wegrollen, schleichen oder ducken. So entsteht extrem simple Stealth-Action, die während der Flucht zum Auto fast arcadige Züge à la Pac-Man annimmt, zumal die Polizei immer schneller ist.

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Wie soll man hier bloß in Ruhe sauber machen? Per Schultertaste schmeißt der Cleaner der Blutsauger an. © 4P/Screenshot


Tatort & Error

Der einzige Schwierigkeitsgrad ist schon zu Beginn recht knackig und sorgt für viel Trial&Error, denn man darf sich keine Fehler erlauben. Wird man z.B. beim Wegtragen der dritten Leiche erwischt, muss man den kompletten Abschnitt nochmal bereinigen. Zwar wird die folgende Anordnung von Toten und Beweisen frisch durchgemischt, trotzdem nervt das ewig gleiche Katz-und-Maus-Spiel recht schnell, weil es kaum taktische Alternativen oder Abwechslung gibt – die optimale Route und Tempo sind Trumpf. Die einzige visuelle Hilfe ist die einblendbare Übersicht, denn nur so kann man den kompletten Tatort aus erhöhter Perspektive überblicken, um sich Fundorte, Verstecke, Laufwege und Sichtkegel einzuprägen. Aber Vorsicht: Während man studiert, darf man sich nicht bewegen – die Polizisten hingegen schon.

Auch wenn das Artdesign mit seinen Pastellfarben auf den ersten Blick durchaus charmant ist und das Flair der 70er Jahre verströmt, hat man sich hier wesentlich schneller sattgesehen als etwa in Hotline Miami. Das liegt auch daran, dass sich bis auf die Figuren kaum etwas bewegt und alles recht statisch wirkt. Die Designer haben zudem eine Vorliebe für das Abstrakte, so dass man sich wie in einem architektonischen Diorama vorkommt –

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Die Übersicht zeigt grüne Verstecke und rote Leichen bzw. Beweise. © 4P/Screenshot

blöd nur, dass man trotzdem an so manchen Ecken und Kanten hängen bleibt. Auch das “Blutsaugen” ist aufgrund der geforderten geraden Bewegungen eine eher hakelige als intuitive Anglegenheit.

Zwar bemüht sich die Kampagne um einen erzählerischen Zusammenhang samt Hauptquartier – der Cleaner lebt bei seiner Mutter, die ihm Pfannkuchen macht, während sich die Mafia am Telefon mit Aufträgen meldet. Aber bis auf einige süffisante Momente hat die Story mit ihren schnöden, komplett deutschenTexteinblendungen nichts zu bieten. Auch spielerisch gibt es keinerlei Entwicklung von Fähigkeiten oder Ähnliches, sondern lediglich noch mehr Hürden: In manchen Herausforderungen darf man als Betrunkener mit verzerrter Sicht loslegen oder muss auf die Sichtlinien der Polizei verzichten. Für thematische Abwechslung sorgen lediglich einige Bonusaufträge, die von Filmen inspiriert sind: Es gibt Levels, die an Taxi Driver (“Taxi Cleaner”), Uhrwerk Orange (“Fruit and Gear”), Star Wars Episode 4: Eine Neue Hoffnung (“Star Dusting”, Cantina-Szene) oder Alien angelehnt sind.

  1. Donkey-Kong hat geschrieben: 12.07.2017 14:08
    der_geraet hat geschrieben: 12.07.2017 08:05 Auch über solche Spiele muss berichtet werden.. nur warum zur Hölle sollte man das kaufen oder gar spielen?
    Ich glaube das ist so eine Art Hotline Miami mal anders. Wenn die Mukke und das Gameplay genauso flott sind, dann könnte man es sich durchaus mal anschauen, vielleicht..
    Also mein Pile of Shame an erstklassigen Spielen die noch gespielt werden wollen ist nicht unerheblich. Falls mir jemand Geld und zusätzliche Lebenszeit bietet, dann schau' ich mal rein.

  2. der_geraet hat geschrieben: 12.07.2017 08:05 Auch über solche Spiele muss berichtet werden.. nur warum zur Hölle sollte man das kaufen oder gar spielen?
    Ich glaube das ist so eine Art Hotline Miami mal anders. Wenn die Mukke und das Gameplay genauso flott sind, dann könnte man es sich durchaus mal anschauen, vielleicht..

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