Neue Stadt, neues Glück?

[GUI_PLAYER(ID=80097,width=400,text=Den Saints ist nichts heilig. Sie nehmen Actionfilme, -Spiele und sich selbst kompromisslos aufs Korn.,align=right)]Die Third Row Saints, die vor gut fünf Jahren mit ihrem Aufstieg einer Hinterhofgang zur führenden Bande Stilwaters das erste Mal eine Visitenkarte in der Videospielewelt hinterließen, sind zu Beginn von Saints Row The Third (SR3) auf dem Zenit angekommen: Sie werden wie Popstars gefeiert, sie besitzen Klamottenläden, es ist ein Film von, über und mit ihnen in Planung und mit einem weiteren Standbein im Bereich Energy Drinks müssten sie sich eigentlich nicht mehr mit krummen Dingern beschäftigen.

Doch ein Gangster kann nicht aus seiner Haut. Also macht man sich flugs auf, um eine Bank zu überfallen – inkl. eines Schauspielers im Schlepptau, der für seine nächste Rolle recherchieren will. Nach einigen wilden Schießereien (u.a. auf dem Tresor, der von einem Helikopter aus der Bank geschleppt wird!), werden die Saints mit ihrem Anführer (verkörpert vom Spieler) dingfest gemacht und hinter Gitter gesteckt – und das, obwohl sie die Polizei eigentlich in der Tasche haben. Das Geheimnis: Die Saints haben eine Bank des Syndikats überfallen, eine multinationale kriminelle Organisation, die eigentlich aus Steelport heraus operiert, nun aber alle Trümpfe in der Hand zu halten scheint, um die Saints in Stilwater zu schlagen.

Doch die vornehmlich in lila Klamotten gekleideten Gangster denken gar nicht daran, auf das lächerliche Angebot des Syndikats einzugehen. Was folgt, ist ein Kampf an Bord eines Großraumflugzeugs, der in einem spektakulären Finale gipfelt, bei dem man sich fragt, wieso Drehbuchautoren in Hollywood (oder Hong Kong) noch nicht auf diese Idee gekommen sind. Wie dem auch sei – die Saints sind in Steelport gestrandet und schwören Rache.

Mein Held, dein Held, unser Held

Mit diesen ersten gut 20 bis 25 Minuten vollkommen überzogener Action, die mit haarsträubenden Stunts und coolen Dialogen aufgefüllt wird, setzt Volition den Grundton für dieses Gangster-Abenteuer in einer offenen Welt.

Unterbrochen wird die Einstiegsphase nur von der Charaktergenerierung im ausschweifenden Editor. Hier hat man nicht nur die Möglichkeit, das Aussehen oder die Kleidung anzupassen, sondern kann auch aus verschiedenen Stimmen (drei männlich, drei weiblich, ein Mal herrlich brabbelnder Zombie!) wählen, die jeweils im Verlauf der Kampagne zu leicht anderen Dialogen führen und somit die unterschiedlichen Attitüden verdeutlichen, mit denen man den Saints-Anführer ausstatten kann.
Meldet man sich auf der offiziellen Seite an und verknüpft sein Account (gleichgültig auf welchem System man spielt) mit dem dort verfügbaren Exchange-Service, kann man sogar Figuren-Kreationen der Community herunterladen und als Anführer der Saints in Steelport herumlaufen lassen. Das ist eine gute Idee. Noch besser wäre es allerdings gewesen, wenn man die Möglichkeit gehabt hätte, die auf Dauer sehr eintönigen Zivilisten, für die es nur etwa eine Hand voll Gesichter zu geben scheint (von denen zwei auch noch unnötig alt, aufgedunsen und teigig aussehen) durch Community-Inhalte austauschen zu können.

Viel zu tun

Steelport ist prall gefüllt mit coolen Dialogen und herrlich überzogener Action.

Steelport ist prall gefüllt mit coolen Dialogen und herrlich überzogener Action.

Doch angesichts des prall gefüllten Ideenkoffers, aus dem sich Volition hinsichtlich der knapp 50 Hauptmissionen sowie weiterer über 50 Nebenmissionen (Hitman-Aufträge und Auto-Diebstähle nicht mitgerechnet) bedient, nehme ich die Klon-Zivilisten in Kauf.

Kein Thema ist zu heilig, keine Idee zu abstrus, solange sie nur in überzogener Action münden kann. Man geht z.B. in ein Etablissement des horizontalen Gewerbes, um aus der “Pony-Abteilung” einen Homie zu befreien, der mit einem Gagball versehen und nur leicht bekleidet ist, aber immerhin einen wunderschönen Ledersattel auf dem Rücken geschnallt hat. Als ob das nicht reicht, kann er sich nur über ein Kehlkopfmikrofon verständigen und hat einen sehr stark an GlaDOS erinnernden Sprachgesang. Und um dem jetzt noch die politisch inkorrekte Krone aufzusetzen, jagt man ihn an eine Rikscha geschnallt durch die Stadt, während man versucht, die Verfolger mit Waffengewalt abzuschütteln. Und dies ist noch eines der harmloseren Beispiele.

Im Laufe der gut 10 bis 15 Stunden, in der man die Kampagne bewältigen kann, legt man quasi die halbe Stadt in Schutt und Asche, versenkt einen Flugzeugträger, räumt als Toiletten- oder Sexpuppen-Avatar im Cyperspace auf, ist Teilnehmer an einem herrlich inszenierten Wrestling-Match und muss sogar einer Zombieplage Herr werden – die meisten  Hauptaufgaben und deren klimaktische Auflösung sind derart abgefahren, dass man es sehen muss, um zu glauben. Zwar zeigen die Saints bei der Inszenierung immer wieder Schwächen, so dass man insgesamt nur selten über B-Film-Niveau hinauskommt. Aber ähnlich wie Expendables macht SR3 überhaupt keinen Hehl aus seinem Vorhaben, einfach “nur” zu unterhalten. Und das gelingt ihm so gut und so explosiv wie kaum einem anderen Open World-Spiel.


  1. Hab die Vorgaenger nie gespielt, den 3. durch.
    War lustig, ne 70 haette ich gegeben, man spielt im Grunde nur, um noch mehr Bloedsinn zu sehen, ne Geschichte gibts nicht wirklich, ein dummer Spruch jagt den naechsten, der dann die naechste superlative Konfrontation einleitet und das nennt sich am Ende Story. Technisch wie von vor 3 Jahren, Mafia 2, L.A. Noir und wie sie heissen, sieht alles gleich aus. Mein Charakter war ne superbusty Asiatante im Tanga und Micro BH, wegen der hab ich mich auch durchs Spiel gebissen. :ugly: Ist schon muellig, wenn man ganz doll boese und unanstaendig sein will, die Dildos in Massen vibrieren, man aber nicht einen Nippel oder eine Vagina zu sehen bekommt, was nuetzt dann das Feature nackt umher zu laufen? Beim naechsten Mal bitte ab 18 und dann zeigt doch alles oder lassts.

  2. Du sprichst mir aus der Seele, Bruder :)
    Da hatten wir ein mustergültiges und tiefes Klamottensystem, mit dem unglaubliche Kombinationen möglich waren und das einzigartig war und die ersetzen uns das stillschweigend durch DEN Dreck.
    Oder man vergleiche mal den Schmuck, ist einfach nicht zu fassen, dass die uns glänzendes und schickes Geschmeide durch Gummi-Texturen ersetzen, die wahrscheinlich schon auf einer XBox 1 keinen Preis gewonnen hättten. Es ist nicht nur ärgerlich, sondern ein waschechter Produktmangel. Da muss man als verantwortlicher Entwickler doch entweder Tomaten auf den Augen haben oder ein schamloser Minimalist sein.
    Und ich könnte bei diesen gottsverdammten DLC-Gummiköpfen in meinem Arsenal kotzen, die man dann noch nicht mal rauslöschen kann, genauso wie diese teilweise vollidiotischen Karren und dann auch noch mit anderen Gang-Farben. Kann mir irgend einer sagen, wieso ich als Leader der Saints nicht einen Truck einer feindlichen Gang aus meiner Garage werfen kann?
    Je mehr ich mich reinsteigere, je mehr kommen mir wieder die Todsünden in den Kopf, die an diesem Spiel begangen wurden.

  3. nicht zu vergessen die Charaktergestaltung. keine Socken mehr. Das heißt keine Netzstumpfhosen mehr unter dem maßgeschneiderten Anzug. Ich vermisse die tattoowierte Wrestlergang mit Monster Trucks. Am liebsten hätte ich mich denen im zweiten Angeschlossen.

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