Ryse: Son of Rome(Action-Adventure) von Microsoft Credit: Crytek / Microsoft
Was für eine Pracht!

Crytek kann Technik! Aber das ist nichts Neues, zeigte das Frankfurter Studio doch schon mit Far Cry, Crysis & Co, welche Leistung man mit der entsprechenden Technologie aus Grafikchips herauskitzeln kann. Mit Ryse öffnen die Mannen um Cevat Yerli, der hier sogar in die Rolle des Game Directors schlüpft, jetzt auch auf dem PC das nächste Kapitel für die hauseigene CryEngine 3: Wenn man mit dem römischen Zenturio Marius Titus durch die dichten Wälder Britanniens streift, die ehrwürdigen Mauern der Stadt York vor heranstürmenden Barbaren verteidigt oder den Glanz Roms erlebt, hält man gerne einen Moment inne, um die Pracht auf dem Bildschirm zu genießen. Viele Texturen, allen voran von diversen Felsformationen, sind knackscharf und lassen sogar feinste Strukturen erkennen. Atmosphärische Licht- und Partikeleffekte sind eine Augenweide und vor allem in den Zwischensequenzen kommen die fantastisch modellierten Figuren zur Geltung, deren Gestik und Mimik meist großartig eingefangen wird. Selbst beim Betrachten der Rüstung des Protagonisten stellt sich schon ein gewisser Wow-Faktor ein: Einen so detaillierten Zenturio sieht man sonst höchstens in einem Museum. Auch hier hauen einen die kleinen Feinheiten in den Strukturen und das glänzende Zusammenspiel mit Lichtreflektionen vom Hocker.

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Auf dem PC wird die grafische Pracht noch weiter gesteigert. © 4P/Screenshot

Und am PC wird die Pracht der Konsolen-Version noch prächtiger: Statt 900p auf der Xbox One erstrahlt die Kulisse hier in der vollen HD-Auflösung von 1080p. Wer will und die nötige Hardware sein Eigen nennt, darf sich sogar in 4K, also der vierfachen 1080p-Auflösung, durchschnetzeln. Folglich wirken Kulissen und Figuren noch einen Tick schärfer als auf der Konsole und protzen mit zusätzlichen Details und weniger Kanten. Auch den mitunter etwas hakeligen Animationen hat man sich bei Crytek offenbar genauso angenommen wie den Problemen mit der Kollisionsabfrage, die am PC nicht mehr so häufig auftreten. Dank der höheren Bildrate ist das Spielgefühl am PC zudem angenehmer – die sporadischen Ruckler auf der Xbox One gibt es hier nicht mehr zu sehen. Einen kleinen Wermutstropfen gibt es nur bei der Steuerung: Zwar lässt sich der Titel neben dem Controller jetzt auch mit Maus und Tastatur spielen, doch eine individuelle Anpassung wird PC-Römern leider nicht gewährt. Auch sind die Dialoge in Zwischensequenzen weiterhin nicht lippensynchron und auch bei der Lautstärke-Abmischung gibt es noch den einen oder anderen Aussetzer. Trotzdem: Was die Entwickler hier technisch auffahren, ist absolut beeindruckend! Gleichzeitig ist Ryse ein gutes Beispiel dafür, dass der PC  – entsprechende Komponenten vorausgesetzt – die technischen Möglichkeiten aktueller Konsolen übertrifft. Honos reddaturus dignis.

Grausiges Spieldesign

Die Barbaren stehen vor den Toren Yorks.
Die Barbaren stehen vor den Toren Yorks. © 4P/Screenshot

Ja, Crytek kann Technik. Aber was das Studio nicht kann, ist Spieldesign – zumindest, wenn man sich abseits der vertrauten Shooter-Pfade bewegt. Und diesen Schuh muss sich im Fall von Ryse besonders Studioleiter und Mitbegründer Cevat Yerli anziehen, der als Regisseur auch für das Konzept der Sandalen-Action verantwortlich zeichnet. Das geht schon beim Kampfsystem los, dem es nicht nur an Komplexität, sondern auch an Dynamik fehlt: Zwei Tasten stehen für Angriffe zur Verfügung. Hält man sie länger gedrückt, fallen die Attacken entsprechend stärker aus. Eine weitere ist für das Blocken mit dem Schild reserviert, wobei ein perfektes Timing Chancen für einen Konter eröffnet. Alternativ weicht man auf Tastendruck mit einer Rolle aus. Ein Kombosystem sucht man vergeblich – stattdessen bleibt man von Anfang bis zum Ende der kurzen, etwa sechsstündigen Kampagne auf das lächerlich kleine Schlagrepertoire beschränkt. Positiv ist die Möglichkeit, jederzeit zwischen den Belohnungen für erfolgreiche Tötungen über das Digipad umschalten zu können, wobei hier Gesundheit, das Auffüllen der Fokus-Anzeige, mehr Erfahrungspunkte für Rangaufstiege und den Zugriff auf Verbesserungen sowie stärkere Angriffe zur Auswahl stehen.

An den brutalen Hinrichtungen in Zeitlupe hat man sich schnell satt gesehen.
An den brutalen Hinrichtungen in Zeitlupe hat man sich schnell satt gesehen. © 4P/Screenshot

Aber warum sollte man auch mehr Variationen bieten? Immerhin sind die Angriffsmuster der Gegner so simpel gestrickt, dass man nicht mehr braucht. Oft metzelt man sich mit wildem Knopfgehämmer durch und auch die Barbaren mit Schilden sind schnell geknackt, wenn man mit einem schweren Angriff ihre Deckung öffnet. Erst später mischt ein weiterer Typ mit, bei dem mehrere gut getimte Blocks nötig sind, um die Serie an Schlägen abzuwehren. Aber auch hier ist das Muster genauso schnell durchschaut wie bei den wenigen unspektakulären Bosskämpfen. Und zur Not lässt sich bei voller Fokus-Anzeige ja noch die Zeitlupe aktivieren, mit der die Kämpfe endgültig zum Kinderspiel werden. Doch es geht noch anspruchsloser: Wie schon bei der ersten Demonstration auf der E3 oder auf der Xbox One negativ aufgefallen ist, spielt es auch am PC bei Hinrichtungen keine Rolle, ob man die Reaktionstests meistert oder nicht. Selbst wenn man die Folge von Knopfdrücken komplett verweigert, werden die brutalen Tötungssequenzen erfolgreich beendet. Mal ganz abgesehen davon, dass sich die Szenen trotz der optionalen Freischaltung neuer Variationen ständig wiederholen, ist diese Mechanik einfach nur lächerlich und wird nur noch von den grausigen Geschützsequenzen und dem völlig überflüssigen Befehlssystem unterboten. Ryse ist von Anfang bis Ende primitive, dumme und flache Action mit einem furchtbar monotonen Spielablauf, von dem man nach einer halben Stunde schon genug hat. Tatsächlich hat man in dieser Zeit auch schon fast alles gesehen, denn egal ob die spaßfreien Kämpfe mit Schwert oder Speer (inkl. automatischer Zielerfassung), dem spannungsfreien Vormarsch im Schildpanzerverband oder das Verteidigen von Stellungen: Fast alles, was man im ersten der acht Kapitel zu sehen bekommt, wird später einfach immer und immer wieder aufgegriffen und erneut durchgenudelt. An Redundanz und Langeweile ist Ryse kaum zu überbieten.

  1. Das einfach gehaltene Kampfsystem und die Daueraction fand ich gar nicht so schlimm. Eher das mich die Inszenierung von Anfang an kalt gelassen hat war das Problem. So toll die Kämpfe auch ausgesehen haben, fehlte mir der sich aufbauende Spannungsbogen. Ich bin halt rum gelaufen und hab Leute getötet. Nicht weil ich wissen wollte wie es weiter geht sondern das einzige was mich motivierte war das ich für das Spiel Geld bezahlt hatte, also musste ich es auch spielen.
    Da hätten sie sich echt eine Scheibe von God of War abschneiden sollen. Das zeigt ziemlich gut wie man primitives Gameplay und daueraction so inszeniert das auch Spaß macht weiter zu spielen

  2. Ich fands ganz furchtbar, Gameplay zum Einschlafen und total uninteressante Story.
    Grafikblender vom feinsten, schlimmer als The Order und das muss man erstmal hinkriegen!

  3. Mich hat es positiv überrascht. Klar, das Kampfsystem war sehr rudimentär, hat aber Laune gemacht. Story, Inszenierung und Figuren konnten mich überzeugen und es war ein audiovisueller Genuss.

  4. Sn@keEater hat geschrieben:Ich habs vor kurzen auf den PC durchgespielt. Habe immer ein großen Bogen um das Spiel gemacht weil ich es für ein Grafik Blender hielt. Gewiss hat das Gameplay seine schwächen. Aber das Spiel hat mich in den 6 Stunden sehr gut unterhalten. Als freund von Gladiator,300 ect bin ich sofort in die Welt eingetaucht + fand ich die Story für Crytek verhältnisse gut.
    Das Gameplay nutzt sich schnell ab, aber mir hat es trz gefallen weil es halt "kurzweilig" ist.
    Die 47% sind viel zu übertrieben.
    Same here... neulich für nen 5er im Sale mitgenommen.
    Eigentlich wollten wirs nur im Coop testen (Arena), aber das Spiel hatte mich dann doch gefesselt und habe die Story in wenigen Tagen beendet.
    Taktische Kämpfe, tolle Story, starke Grafik.
    Und den Multiplayer als Beiwerk zu bezeichnen ist auch völlig fehl am Platz.
    Es gibt unmengen an Arenen die zu 2. bewältigt werden wollen.
    Jeder hat zwar andere Vorlieben, aber der Test ist mal echt schrott ! :?

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