R.U.S.E. - Don't believe what you see(Taktik & Strategie) von Ubisoft Credit: Eugen Systems / Ubisoft
Militärisches Fundament

Gelungene Zwischensequenzen verdeutlichen Geschehnisse auf dem Schlachtfeld.

Aber damit wird RUSE nicht zum Kartenspiel, in dem man den Gegner einfach mal aussticht, weil man die bessere Hand hat. Die Listen sind keine Spiel entscheidenden Joker, denn man kann sie nur für eine bestimmte Zeit in einem Sektor der weitläufigen Karte einsetzen. Außerdem werden sie in Multiplayer-Gefechten erst minütlich freigeschaltet, so dass man nicht sofort auf alle zugreifen kann. Und erst wenn man sie clever kombiniert, unterstützen sie die eigene Taktik effizient. Man muss sich also trotz Täuschung und Tricks weiterhin um militärische Grundregeln auf den weiträumigen Karten kümmern.

Erstmal üben, bevor man sich an Solo- und Team-Ranglisten wagt? Kein Problem: Für Training und Anspruch sorgt die in drei Stufen einstellbare und ihrem Namen überaus gerecht werdende KI, die schon auf dem normalen Schwierigkeitsgrad in den freien Gefechten sowie den sechs groß angelegten Operationen (von Anzio über die Maginot-Linie bis hin zu Kämpfen gegen drei Parteien in Italien) sehr gut kontert und effizient baut. In der Kampagne wirkt sie noch zu durchschaubar und etwas passiv: Trotz der Tatsache, dass auf der riesigen Karte viele Verbündete zu erkennen sind, werden diese einfach nicht effizient eingesetzt, weil die Skripte die Aktionen des Spielers nicht allzu sehr behindern wollen – manchmal gewinnt man quasi mit eine qualmenden Einheit zwischen Feinden.

Daher empfehlen sich für Veteranen eher die einzelnen Schlachten. Wer die Spielmechanik nicht verinnerlicht hat, wird in diesen Gefechten schon auf mittlerer Stufe vom cleveren Computer überwältigt. Interessant sind hier auch die zwei kooperativen Schlachten “Tobruk 1945” und “Mai 1940 Nordeuropa”: Man kann online mit einem Freund zusammen

Schach im offenen Gelände: Wohin bewege ich meine Truppen?

versuchen, diese Operationen zu meistern – Erstere lässt das Team nur zwei Korps von Rommel gegen die Alliierten anführen, wobei man nicht alle Truppentypen bauen darf. Man kann das Spiel nicht in stupider Tankrushmanier gewinnen, auch nicht als der schnellere Klicker, aber trotzdem sind auch konventionelle Siege ohne große Nutzung der Listen möglich. Denn unter dieser kreativen Pokeroberfläche schlummert immer noch ein Echtzeitstrategiespiel, das den Grundgesetzen des Genres treu bleibt: Schere, Stein, Papier und Ressourcen optimal nutzen.

Schere, Stein, Papier

Wer einfach viel baut und alles auf den Feind hetzt, wird in RUSE keine Chance haben: Infanterie macht Panzerabwehr platt, Jäger vernichten Bomber, Panzer walzen Infanterie nieder, Artillerie räumt mit Gebäuden auf etc. Es gibt für jeden Truppentyp mindestens einen Konter und natürlich sorgen ideal zusammen gesetzte gemischte Verbände für schwer zu knackende Feuerkraft: Man nehme z.B. zwei schwere Panzer, ein Panzerabwehrgeschütz, dahinter mittlere Artillerie, die von der Infanterie geschützt wird und dazu einen Aufklärer – eine tödliche Kombination. Vielleicht Bomber? Auch Flieger spielen eine Rolle, denn sie können weite Entfernungen am schnellstens überwinden und vor allem Artillerienester in Bergen ausräuchern.

Jede der sechs Nationen verfügt über teilweise authentisch, teilweise fiktiv angepasste Truppen von Soldaten und Fallschirmjägern bis hin zu schweren Geschützen, die in Kasernen, Artillerie-, Panzer-, Panzerabwehr- und Prototypen-Basen sowie auf Flugfeldern rekrutiert werden. Dabei gibt man sich zwar historisch inklusive kurzer Beschreibungen über den deutschen “Panther” oder die britische “Matilda”, aber lässt sich auch Freiheiten bei der Namengebung bis hin zum Einsatz von fiktiven Fahrzeugen.



Der französische Panzer “ARL 44” hat zwar im Spiel dieselben imposanten Werte wie der Königstiger, aber wurde erst nach dem Krieg gebaut. Trotzdem ist die “Rusopedia” mit der Auflistung aller Einheiten samt ihrer Stärken und Schwächen eine hilfreiche Ergänzung, zumal man hier gut erkennen kann, welche Truppen man 1939, 1942 oder erst bei der Aktivierung eines Spiels mit Einheiten von 1945 einsetzen kann.             

  1. Endlich eine vernünftige Innovation im RTS-Genre. Die Täuschungstaktiken sind sehr interessant und erhöhen die taktischen Anteile des Spiels beträchtlich. Allerdings...der Hardwarehunger ist nicht ohne (und wer ein Strategiespiel auf Konsolen spielt, der hat ohnehin ein Problem ;) )
    Im Gegensatz zum (wenn auch sehr guten) Starcraft, dass bei Anfängern auf "Viele Einheiten farmen und dann damit den Gegner überrenn" hinausläuft.

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