Gunner z.B. kann in Rogues Waffe nicht nur mit verschiedenen Aufsätzen wie Pumpgun etc. aufgerüstet oder zum Scharfschützen-Gewehr umfunktioniert werden. Er lässt sich auch als Geschütz platzieren und sogar über größere Entfernungen aktivieren, um Gegner auch ohne Rogues Zutun unter Beschuss zu nehmen. Helmet wird nicht nur genutzt, um Türen zu knacken, sondern kann auch Hologramme aktivieren, mit denen man die Feinde ablenken kann. Und Bagman hingegen sorgt dafür, dass man nicht nur Minen legen, sondern mit den Rohstoffen, die man in den Arealen finden oder von getöteten Feinden recyceln kann, sowohl seine Ausrüstung upgraden als auch Munition, Granaten oder Gesundheitspacks herstellen kann. Schade ist allerdings weiterhin, dass man nur selten taktische Entscheidungen treffen und sich entscheiden muss, ob man nun lieber Munition oder einen Erste-Hilfe-Kasten herstellt. Im Normalfall hat man immer genug Rohstoffe zur Verfügung.

Viele Wege führen ans Ziel


Interessant ist nach wie vor, dass die drei immer wieder das aktuelle Geschehen kommentieren und an bestimmten Stellen geskriptete Zwiegespräche halten.  Im letzten Drittel verliert sich der bis dahin vorherrschende Sprachwitz etwas, der allerdings auch in Deutsch dank der nach wie vor ordentlichen Lokalisierung zündet.

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Es gibt viele Wege, den gegnerischen Nort den Garaus zu machen, darunter natürlich die direkte Konfrontation. © 4P/Screenshot

Innerhalb der offenen Levelstrukturen hat man zahlreiche Möglichkeiten, an sein jeweiliges Missionsziel zu kommen. Man kann es schleichend versuchen, wobei die zur Verfügung stehenden Mechaniken eher rudimentär sind und vorrangig im Zusammenspiel mit den Ablenkungsmöglichkeiten oder als Versuch, die Gegner in die Gunner-Geschützturm-Falle zu locken reizvoll sind. Man kann versuchen, ballernd und sich von Deckung zu Deckung vorwärts bewegend die Gegner einen nach dem anderen auszuschalten. Und selbstverständlich kann man sich auch nur auf Gunner verlassen und die frontale Konfrontation suchen, die einem aber bereits auf dem normalen Schwierigkeitsgrad einiges abverlangt. Denn obwohl sich Rebellion auf die Redux-Fahne geschrieben hat, die Steuerung verbessert zu haben, wirkt vieles für heutige Verhältnisse erstaunlich träge. Das Verlassen des neuen Deckungssystems z.B., das Rogue automatisch in eine entsprechende Position bringt, wenn man sich in Richtung des Schutzwalls bewegt, den man nutzen möchte, wirkt zu hakelig für 2017.

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Dieser Gegner ist gefährlich. Es sei denn, man beharkt die schwach reagierende KI aus der Distanz. © 4P/Screenshot

Zudem ist es überraschend uneinheitlich umgesetzt: Selbst in sicher scheinender Position wird man merkwürdigerweise von gegnerischen Projektilen getroffen. Dazu gesellt sich eine nach modernen Standards enorm hohe Trägheit beim Anlegen und Zielen, während der Nahkampf zwar mächtig, aber unspektakulär ist. Und dass man sich beim manuellen Einstellen der Wurfweite nicht bewegen kann, ist nach heutigen Maßstäben ebenfalls befremdlich und erfordert innerhalb der ansonsten auf größtmögliche Dynamik setzenden Rogue-Trooper-Welt Eingewöhnung. Doch das größte Problem, dass der Titel mittlerweile hat, ist die KI. Schon damals grenzwertig, gab es in den letzten elf Jahren in diesem Bereich doch einige Fortschritte, die komplett an den Norts vorübergezogen sind. Die Gegner reagieren bei Schleichversuchen zwar ordentlich, wenn man sich in ihren Sichtkegel bewegt, doch bei den Gefechten sind sie nur wenig schlauer als Moorhühner. Selbst ein schwer gepanzerter „Mech“ ließ sich über eine stattliche Entfernung mit einem stationären Geschütz ausschalten, weil er partout nicht in Deckung oder zumindest außer Reichweite gehen wollte. Apropos: Auch mit Railsequenzen wird erfolgreich versucht, das Action-Adventure aufzupeppen. Doch nachdem in den letzten zehn Jahren nahezu jeder erfolgreiche First- oder Third-Person-Shooter mit ähnlichen Mitteln Abwechslung einzubinden versucht, ist dies natürlich keine Überraschung mehr.

Flucht oder Festung

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Schwere Bosskämpfe, Schleicheinlagen, Rail-Seqeuenzen: Rogue Trooper bietet abwechslungsreiche Action. © 4P/Screenshot

Überhaupt hat Rogue Trooper trotz der nach wie vor interessanten Ansätze und der Vermischung der verschiedenen Elemente mit seiner Redux-Version etwas an Faszination und Qualität eingebüßt. Es macht immer noch Spaß und ist auch für Neulinge interessant, die vielleicht Lust auf einen etwas anderen Shooter haben. Doch es ist auch sehr speziell, mittlerweile etwas spröde und in den Bereichen, die es damals zu einem ungeschliffenen Diamanten machten, immer noch nicht poliert genug. Immerhin hat man die Möglichkeit, sich auch abseits der umfangreichen Kampagne kurzweilige Duelle mit den Nort zu liefern – bei Bedarf auch kooperativ mit bis zu drei anderen Spielern.

Zwei in diversen Bereichen konfigurierbare Modi stehen hier auf einer Hand voll Karten zur Verfügung: Flucht und Festung. Während man bei erstgenanntem aus einem schwer verteidigten Gebiet entkommen soll, muss man bei Letzterem seinen Standort gegen nicht enden zu scheinende Wellen schützen. Man muss zwar sowohl auf PS4 als auch auf Xbox One erst einmal Geduld mitbringen, um Spieler zu finden. Und dann muss man sich immer noch mit den mechanischen Defiziten vor allem im Bereich des Deckungssystems herumschlagen, die sich auch online bemerkbar machen. Aber dafür laufen die Gefechte ohne nennenswerte Lags ab.

  1. Wieso wird dieses Spiel hier "Klassiker" genannt? Das kennt quasi kein Mensch. Genre-Standards hat es auch nicht gesetzt. "Kult" könnte es sein, aber "Klassiker"? Niemals...

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