Die eigentliche Stärke von Rocksmith ist das leichtfüßige Erlernen von Gitarren-Fähigkeiten, die mit ihrem praxisorientieren, verspielten Ansatz und den virtuellen Verknüpfungsmöglichkeiten weit über das hinausgeht, was ein Gitarrenlehrer zu leisten imstande ist. Wobei ich weder die Leistungen dieser Berufsgruppe schmälern noch ihre Daseinsberechtigung in Frage stellen möchte – ganz im Gegenteil. Um dem Gitarren-Gott in spe die richtige Haltung einzuimpfen oder mit ihm die ersten Rhythmus-Schritte zu gehen, ist das in dieser Hinsicht feedbackfreie Rocksmith weiterhin ungeeignet. Doch sobald Grundkenntnisse vorhanden sind, spielt die Verknüpfung aller Elemente ihre ganze Stärke aus. Die an 16-Bit-Retro-Titel angelehnten Minispiele locken einen mit ungezwungener Unterhaltung und bringen einem quasi “nebenbei” Skalenläufe, Power-Akkorde und viele andere nötige Techniken bei. Wenn man sie schon beherrscht, sind diese Nebenaktivitäten, zu denen auch eine Autoverfolgungsjagd gehört, bei dem man das Fahrzeug über die korrekten Noten einer Skala an den Hindernissen vorbeiführt, eine gute Auffrisch-Übung. Besonders zu gefallen wussten auch die Akkord-Shooter, die sich an Spielen wie House of the Dead oder Rebel Assault orientieren.
Dazu gesellen sich interaktive “Stunden”, die teils mit Videos verknüpft werden, damit man dort auch die letzten Feinheiten sehen und versuchen kann, sie sich im praktischen Betrieb anzueignen. Man hat nahezu von überall Zugriff auf Akkord-Tabellen. In den Songs kann man den „Riff Repater“ verwenden, um sich eine Taktschleife zurechtzuschneiden, die immer und immer wieder abgespult wird. Natürlich darf man die Geschwindigkeit verlangsamen, damit die Sololäufe, Licks und Riffs in das motorische Gedächtnis eingebrannt werden können. Zu guter Letzt kann man den so genannten “Session-Modus“ aktivieren.
Rhythmus-“Spiel” 2.0
Dahinter versteckt sich eine virtuelle Band, deren vierköpfige Zusammensetzung man aus einem breit gefächerten Spektrum von Presets auswählen oder aus über 70 Instrumenten nach eigenem Geschmack zusammenstellen kann. Dann entscheidet man sich für eine Skala von pentatonisch über chromatrisch bis hin zu mixolydisch, legt die Geschwindigkeit fest, in der der Song gespielt wird, entscheidet, wie viel kreativen Freiraum sich die KI-Musikanten genehmigen dürfen und legt los. Um einem die ersten Schritte zu erleichtern, wird nicht nur die Skala per se über das Griffbrett gelegt, sondern auch angezeigt, welche Note man als nächstes Spielen könnte, um eine saubere
Melodie zu erzeugen. Nach den ersten Noten (oder Akkorden) setzt die Band ein und versucht, sowohl hinsichtlich Intensität oder Geschwindigkeit als auch Abwechslung mit einem mitzuhalten. Dementsprechend spielt sie lauter oder der Drummer drischt auf sein Kit ein, als ob es kein Morgen gäbe, wenn man selber härter anschlägt und zu einem Crescendo ansetzt. Im Gegenzug passen sich die virtuellen Musikanten auch an, wenn man leiser oder langsamer wird.
Für jemanden, der nicht die Möglichkeit hat, sich mit seinen Kumpels in einen Proberaum zurückzuziehen, ist der Session-Modus ein interessanter, wenngleich nicht vollwertiger Ersatz – auch wenn man hier im Zweifelsfall zu zweit in die Saiten greifen kann. Allerdings sollte schon ein Hang zum Lead-Gitarristen oder zum Bassspiel vorhanden sein. Versucht man sich als Rhythmus-Klampfer, gibt die Band zu schnell auf. Zudem hat sie generell einen Hang, schneller zu werden. Zwar kann man über das Pad bzw. Sprachkommando per Kinect versuchen, die Jungs im Zaum zu halten und wieder einzupegeln, doch im Zweifel dauert es nicht lang, bis sie wieder schneller werden. Natürlich liegt es auch an der Art und Weise, wie man spielt, doch hier hätte eine stärkere KI-Autonomie geholfen. Dennoch ist der Session-Modus eine nach wie vor fantastische Idee, die durchaus ausgebaut werden dürfte – z.B. in Form von Songs, die man von der Festplatte einspielen kann und auf die sich die Rhythmus-KI einstellt. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es in Rocksmith 2014 auch wieder die Option gibt, sich über eine breite Auswahl an (teils freizuspielenden) Verstärkern und Effektgeräten seine eigenen Sounds zu zimmern und diese z.B. für seine Gitarre im Session-Modus einzusetzen.
Für so ein Spiel wie auch generell für einen Gitarrenanfänger reicht eine 08/15 Gitarre, die für schmales Geld mit samt Equipment erstanden werden kann. In der Regel befindet sich der Anfänger in der Schule/Ausbildung, sodass eine größere Anschaffung (noch :wink: ) nicht ansteht, da das Monetäre es nicht erlaubt. Sobald man aber ein Fortgeschrittener ist, so reicht eine einfache Gitarre nicht mehr aus. Spätestens dann, wenn jemand seine 08/15 Gitarre auf eine MesaBoggie/Marshall Kombination spielt und im Anschluss eine "gute" Gitarre eingestöpselt wird, dann verspürt man doch das Bedürfnis, sich ne neue zu holen. Klanglich sind das Welten. Das gleiche gilt für die Bespielbarkeit. Auch hier liegen Welten dazwischen. I.d.R holen sich die Leute auch bessere Gitarren, wenn das Geld vorhanden ist. Man muss aber sagen, dass man wirklich für ganz wenig Geld Einsteigersets bekommt. Damals kostete eine im GibsonSG-Format von Epiphone rund 800DM. Dabei ist das Teil nicht gerade "das Gelbe vom Ei". Heute gibt es bedeutend mehr für das Geld. Auch ein Azubi kann im ersten Lehrjahr sich so ein Teil mit samt Verstärker bequem anschaffen. Einsteigersets kosten kaum was. Entsprechend ist aber auch dann die Qualität.
Ist natürlich logisch, die Motivation ist natürlich eine ganz andere, wenn man direkt eine gute hat und das auch spürt. Aber die 500 Euro muss man auch erst mal haben und oftmals findet man auch günstiger ein richtiges Schnäppchen, man muss halt nur meist deutlich mehr danach suchen. Wobei man natürlich auch für 500 Euro eine schlechte erwischen kann. Aber das ist ja eine Sache die gilt für alle Produkte mit so einer riesigen Auswahl (klein scheint diese ja bei den e-Gitarren nicht gerade zu sein).
@Hyeson: mag sein, hab hier nur nicht viel Platz eine aufzuhängen.
Ich denke schon, dass man einem Anfänger eine 500 euro Gitarre empfehlen kann. 100 Euro für eine billige auszugeben ist reine Geldverschwendung. Die Lust an spielen sinkt auch ungemein, wenn qualitativ große Mängel da sind. Andernfalls lassen sich 500 euro Gitarren auch gut wieder zum Vollpreis verkaufen.
Ehrlich hab ich gedacht unter 500 Euro braucht man erst gar nicht gucken. Von daher war ich überrascht wie viel man darunter bereits findet.
Aber egal, wäre wie gesagt eh nichts für mich, ich war nie besonders musikalisch, hab zwei linke Hände und kein Taktgefühl, das hat alles mein Bruder von meinem Vater (der hatte ne Schulband früher) geerbt und der Depp hat aus seinem Talent nie was richtiges gemacht (wobei er mehr der Keyboarder und Komponist ist). Interessieren tut es mich aber trotzdem.
Edit: Wie gesagt, Interesse ja, sinnvoll nein, ich brauch neben meinem Midi Keyboard nicht noch ein Staubfänger und ne e-Gitarre wäre mir definitiv zu schade für, egal welcher Preis.