Hommage an alles

Die Entwickler von Two Tribes scheinen Fans klassischer Action-Spiele zu sein. Von Anspielungen auf Prügelspiele bis hin zu klassischen Arena-Kämpfen à la Robotron 2084 finden sich in Rive zahlreiche Verbeugungen vor den Klassikern der Videospielhistorie. Und die Liebe zur Oldschool-Action findet zeigt sich auch in der mechanischen Kombination: Mit der Paarung aus Twinstick-Ballern und Plattform-Hüpfen werden zwei klassische Elemente elegant miteinander verwoben. Man kann sich das in etwa als Mischung aus Probotector bzw. der frühen Metroids auf der einen und Geometry Wars bzw. Blue Rider auf der anderen Seite vorstellen. Dazu gesellen sich immer wieder witzige Dialoge zwischen Roughshot, dem Piloten des so genannten Spider-Tanks, und dem seinen Schrottfrachter verteidigenden Roboter DLL (kurz für Daryl Lloyd-Lancaster), die man jedoch häufig auch beenden kann, indem man DLL einfach abschießt.

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Roughshot und DLL im Dialog. Mit diesen meist witzigen Sequenzen wird die überbordende Ballerei aufgelockert. © 4P/Screenshot

Wieso er kurz darauf wiederkehrt, gehört zu einem der Geheimnisse, die man im Laufe der erzählerisch unterhaltsamen Kampagne entschlüsselt. Man findet sich zu Beginn in einer Ballersequenz wieder, in der man im All mit dem multifunktionalen Spinnen-Panzer haufenweise Asteroiden in Staub zerbröselt, während man sich an gleißenden sowie den Bildschirm erschütternden Explosionen labt und im Hintergrund klassische 16Bit-Musik dudelt – die von Roughshot eingelegt wurde. Kurz darauf betritt man das Schiffswrack, in dem DLL seine Experimente durchführt und sich als Schöpfer abstruser (und gefährlicher) Robot-Kreationen betätigt. Und hier prallen zwei Welten aufeinander: Der nur nach Schrott und dem schnellen Gewinn suchende Roughshot auf der einen und DLL, der sich bedroht fühlende robotische Dr. Frankenstein auf der anderen. Natürlich gibt es kein Zusammenkommen – und selbstverständlich führt dies alles nur zu gleißenden Explosionen und jeder Menge Altmetall.  

Mehr als die Summe seiner Teile

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In einem Abschnitt wird sogar auf die 360-Schussrichtung verzichtet, so dass Rive zu ganz klassicher Arcade-Action wird. © 4P/Screenshot

Und der Weg, den Two Tribes innerhalb der linearen Abschnitte beschreitet, ist in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich. Zum einen verstehen es die Holländer, das Tempo immer angenehm zu variieren: Frenetische Dauerfeuer-Action wechselt sich ab mit fordernden, aber dank akkurater Kollisionsabfrage sowie sehr direkter Sprungsteuerung optimal zu bewältigenden Hüpfpassagen, nur um in einem wahnwitzigen Crescendo zusammengeführt zu werden, bevor die nächste Ruhephase eingestreut wird. Doch viel wichtiger: Mechanisch gibt es keine Langeweile. Man findet Arena-Gefechte, Flucht-Sequenzen und harte Bosskämpfe. Man muss sein Gespür für Timing unter Beweis stellen, wenn man von einer zur nächsten Zero-G-Blase hüpft, während man von Geschützen unter Beschuss genommen wird. Man muss glühender Lava entkommen, sich ständig bewegenden Lasern ausweichen und dabei etwaige Hindernisse entweder überspringen oder zerstören. Es gibt Abschnitte, in denen sich die Struktur innerhalb einer Arena nach jeder Welle ändert. Es gibt sogar Momente, in denen man nicht auf seine Bewaffnung zurückgreifen kann, sich aber dennoch fieser Gegner erwehren muss. In jeder Mission wartet ein neues Element, ein frischer Gegner oder eine fiese Herausforderung.

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Die Bosskämpfe fordern bis zum letzten Knopfdruck. © 4P/Screenshot

Zum Glück kann man sich in bestimmte Robo-Systeme hacken und diese für seine Zwecke missbrauchen. Ein Medibot z.B. steht temporär zur Verfügung, um Lebensenergie aufzufüllen. Und so lange er Munition hat, wird der Geschützturmbot mit einem fliegen und sich als zweite Projektilquelle anbieten. Mit jedem Abschnitt bekommt man neue Herausforderungen, warten neue Gefahren, aber auch neue Frustmomente. Denn so akkurat die Steuerung auch aus den Fingern fließt, wird man immer wieder an seine Grenzen geführt – und mitunter sogar darüber hinaus. Dabei bleibt Rive  jedoch meist fair. Enorm fordernd mitunter, aber zumeist fair. Und wenn man doch kurz davor ist, angesichts des leider nicht komplett ausradierten Trial&Error das Pad ins Korn zu werfen, sorgt das liebevolle Artdesign mit seinen detailreichen Kulissen, den schicken Animation, den Partikeleffekten sowie den imposanten Explosionen, die den Bildschirm dauernd erschüttern (dieser Effekt ist abschaltbar), immer und immer wieder dafür, dass man den Controller  bzw. Maus und Tastatur wieder aufnimmt und noch einen Versuch unternimmt. Und noch einen. Und wenn es sein muss, noch drei, fünf oder zehn. Fünfzehn. Zwanzig. Und wenn alle Stricke reißen, wird einem sogar der Weichei-Modus angeboten (heißt tatsächlich so), der sich im Pausenmenü zuschalten lässt und die Relation von eingestecktem zu ausgeteiltem Schaden maßgeblich verändert – wenngleich zu Lasten des Egos. Ich zumindest konnte keine Ruhe finden, bis ich Roughshot auf dem normalen Schwierigkeitsgrad in sicheren Weltraumsphären wähnte. Und wer danach noch eine weitere Herausforderung benötigt, findet diese im Speedrun-Modus bzw. der Variante, in der man nur ein Leben zur Verfügung hat – autsch! Das Anforderungsprofil wird hier durch die Option, nur bestimmte Abschnitte in Angriff zu nehmen, nur unwesentlich abgemildert.

  1. Als alter Shooter Fan direkt gekauft und in einer Session durchgezockt-kann ich auch empfehlen,es ist witzig,nimmt sich selbst nicht ernst und hat unterhaltsame Ideen- fands aber schade das es nur 3 (etwas zu leichte, also fand ich zumindest) Bosskämpfe gab und 2 Stellen waren echt übelster Trial und Error, ansonsten klasse gemachtes Game, das flüssig läuft (muss man ja heute auch schon betonen)

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