Rising Storm 2 ist hier im besten Sinne anspruchsvoll – immerhin gibt es auch ein schlüssiges System des Niederhaltens, bei dem sich Sperrfeuer endlich effektiv auswirkt, indem der niedergehaltene Soldat mit einem verschwommenen und eingeengten Sichtfeld zu kämpfen hat. Und ein Gutes hat all die Komplexität auch: Wer mit einem M-16 erstmals auf 50 Meter einen Feind niederstreckt, erfährt eine beinahe soulsche Befriedigung.

 

Teamfähigkeit zwingend vorausgesetzt 

 

 

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Die Waffenmodelle sind den Vorbildern detailgetreu nachempfunden und in der Handhabung angenehm komplex. © 4P/Screenshot

Zudem kämpft man alleine auf völlig verlorenem Posten – wer sich hier nicht an die Kommandostruktur aus Team-Kommandeur und Squad-Leader hält, wird in den Gefechten mit bis zu 64 Spielern schneller und öfter ins Gras beißen, als in der gesamten letzten Call-of-Duty-Saison. Voice-Chat ist fast schon Pflicht, wenn man mit seinen Teamkameraden das eine oder andere Erfolgserlebnis feiern möchte. Zudem stellen die Squad-Leader eine wichtige Schnittstelle zwischen den Soldaten und dem Team-Kommandanten dar: Nur sie können ihrem Vorgesetzten Koordinaten für Luftangriffe oder Artillerie-Schläge übermitteln, deren Platzierung über den Ausgang ganzer Matches entscheiden kann. Zudem fungiert der Squad-Kommandant der US-Armee als mobiler Wiedereinstiegspunkt, während die Vietcong-Anführer Tunnelausgänge platzieren können, so dass man in der Nähe der Missionsziele in den Kampf zurückkehren kann.

 

Zum Glück spielt das Verhältnis aus Abschüssen und Toden hier fast keine Rolle. Obwohl es natürlich Punkte dafür gibt, geht es hauptsächlich darum, die Missionsziele in den der Modi  „Territorien“, „Vorherrschaft“ und dem kleineren „Scharmützel“ zu erfüllen. Während Vorherrschafft eine Art Conquest mit Versorgungslinien und “Scharmützel” ein Squad-basierter Modus im Stil von CS und Co. ist, wird vor allem bei der schon im Vorgänger spielbaren Variante „Territorien“ klar, woher Dice eigentlich die Idee der mehrstufigen Wellenangriffe im Operations-Modus von Battlefield 1 hatte – wenngleich hier natürlich auf Bombast-Inszenierung und Leviathan-Schnickschnack verzichtet wurde. Während die drei Spielmodi aufgrund der komplexen Spielmechanik bei genug Kartenfutter durchaus reichen würden, zeigt sich Rising Storm 2 hier knauserig – nur maue drei bis vier Karten stehen pro Spielvariante zur Auswahl, die zwar mit malerischen Tälern, kahlgebombten Hügeln und südostasiatischen Städten viel Abwechslung bieten, sich aber schnell wiederholen. Immerhin stimmt fast überall die Balance, da Flaggenpositionen und Einstiegspunkte sinnvoll gewählt wurden. Auch auf einen Einzelspieler-Modus oder Bot-Matches wurde bis auf (gute) Tutorial-Videos und einen statischen Schießplatz verzichtet, so dass der Umfang von Rising Storm 2 derzeit eher mäßig ist.

 

„Das hier ist mein Gewehr! Es gibt viele andere, aber das hier ist meins!“

 

 

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Die Helikopter sind gut in den Spielverlauf eingebunden, nicht übermächtig – und erstaunlich gut zu fliegen! © 4P/Screenshot

Zudem hält man sich in der Aufteilung der Waffen und Einsatz-Geräte wie Granaten, Fallen oder Ferngläser recht konsequent an eine realistische Ausstattung der Kämpfer, sodass es weder viele Variationen noch endlose Mengen an freischaltbaren Aufsätzen und Griffen gibt. Ein US-Soldat hat z.B. nur die (historisch korrekte) Wahl zwischen M-14 und M-16. Einzig das Aussehen des eigenen Soldaten kann über freischaltbare Uniformteile angepasst werden; Einfluss auf das Spiel haben diese Freischaltungen aber nicht. Das ist allerdings auch sinnvoll: Mit einer Einschränkung der Loadouts können sich die Spieler auf eine Meisterung der vielen verschiedenen Klassen konzentrieren, die von normalen Soldaten über MG-Schützen, Sniper und Aufklärer bis hin zum wichtigen Funker reichen, mit dessen Hilfe der Team-Kommandant überhaupt erst Kontakt zu seinen Männern an der Front aufnehmen kann.

 

Technisch bietet Rising Storm 2 dank der Unreal Engine eine durchaus ansehnliche Kulisse, die mit dichter Vegetation, brillanten Explosionen sowie einer ordentlichen Distanzzeichnung in den weitläufigen Tälern und Ebenen von Vietnam punkten kann. Mit dem Bombast der schwedischen Konkurrenz kann der kleine Entwickler natürlich nicht mithalten, schafft es aber dennoch, einen durchweg ansehnlichen Konflikt zu inszenieren, der in den richtigen Momenten unglaublich beklemmend wirkt. Wenn man im Schützengraben hockt, neben einem Kameraden fallen und von Granaten zerrissen werden, während nur hundert Meter vor der eigenen Stellung Vietcong-Kämpfer elendig im Napalm-Regen verrecken, hat das mit „Spaß“ im herkömmlichen Sinne wenig zu tun, zumal die Gewaltdarstellung gewohnt explizit und schonungslos ist. Wie schon bei Rising Storm gilt: Es gibt keinerlei moralischen Anspruch. Angesichts der dargestellten Brutalität bekommt man aber kommentarlos ein verhältnismäßig ungeschöntes Bild der Kampfhandlungen zwischen US-Armee und Vietcong präsentiert.

 

Ungeschönt sind auch die mitunter auftretenden Lag-Probleme, vereinzelten Clipping-Bugs oder Sound-Probleme, bei denen man durchgehend die Einschlagsgeräusche von Miniguns neben der eigenen Position hört, obwohl gar kein Helikopter in der Umgebung ist.

  1. Ich bin von dem Spiel total begeistert. Genau auf sowas haben Freunde von mir und ich schon lange gewartet. Top Shooter. Endkich one-shot-kill.
    Kein bescheurtes rumgehüpfe usw. einfach viel realistischer und mit einer überragenden Atmosphäre.

  2. Ich bin kein großer FPS Shooter Fan. Aber ich mag "realistische" Shooter, ArmA hatte ich mir auch mal gekauft, bin damit aber nie warm geworden da es mir dann wieder zu "realistisch" war, aber Rising Storm 2 ist für mich genial. Hat genau die richtige Balance zwischen Gameplay und Realismus, es macht mir tierisch Laune. Ich liebe allerdings auch das Vietnam Setting, ka wieviele hundert Stunden ich damals mit BF Vietnam verbracht habe.
    Und das ganze für 14,99 EUR (Key Seller), einfach genial für mich.

  3. reflection hat geschrieben: 08.06.2017 12:51 Mal eine vielleicht blöde Frage: bin ich eigentlich der einzige, der sich regelmäßig ärgert, wenn gute Shooter (fast) ausschließlich MP bieten? Ich hab irgendwie kaum Lust mich im MP von wild Zickzack hüpfenden Leuten zu Klump schießen zu lassen. Mal davon abgesehen bin ich eh nicht wahnsinnig begabt, um im MP lange zu überleben. :Blauesauge: Schade, dass immer mehr Shooter auf MP setzen und die Singleplayer Kampagne wenig bis gar keine Liebe erhält. Oder vertue ich mich da?
    Tatsächlich trifft das zwar bei diesem Spiel nicht zu, ist mir aber auch schon öfter negativ aufgefallen. So hat das grandiose Doom-Reboot, nach seiner Kampagne nur noch Multiplayerinhalt geliefert. Ich hätte einen schönen Singleplayer DLC gerne für 20 oder mehr Geld gekauft, aber nein, anstatt dort Entwicklungszeit hinein zu stecken mussten es Multiplayermodi sein. Für die 50 Spieler die diesen Titel überhaupt regelmäßig online spielen.
    Ich frage mich wer solche Entscheidungen fällt.
    Immerhin bietet Bethesda mit Titeln wie Prey oder Dishonored noch reine Singleplayerspiele die viel Spaß bringen. Wobei deren Versuche mit kostenpflichtigen Mods einem den Genuss schon ein wenig vergällen. Das fühlt sich fast wie das Abendessen bei Jack the Ripper an, der einen breit grinsend anschaut und fragt: "Na, schmeckt es gut? Rate mal was das ist?"... Aber ich schweife ab. Genießen wir es solange es anhält :D

  4. Habs mir heute gekauft. Da ich keinen shooter auf der Platte habe und damals Battlefield Vietnam gesuchtet habe kommt mir das Spiel gerade recht.
    Bin gespannt ob es mich motivieren kann...schon lange keine MP shooter gespielt

  5. Flachpfeife hat geschrieben: 08.06.2017 14:41
    reflection hat geschrieben: 08.06.2017 14:25
    Billy_Bob_bean hat geschrieben: 08.06.2017 13:03
    Genau das gibts in RS2 eben nicht, sondern in BF/CoD
    Das mag sein und ist auch gut....aaaaber mir geht es eher darum, dass die meisten Shooter keinen Wert mehr legen auf eine gediegene Singleplayer-Kampagne.
    Die RO bzw RS Reihe war schon immer eine MP-Reihe. Sich hier drüber zu beschweren, dass der SP Fokus fehlt, passt nicht.
    Das generell eher ein Fokus auf MP gelegt wird, ist ein ganz einfaches Spiel von Angebot zu Nachfrage.
    Vor 15-20 Jahren war auch einfach das Internet noch nicht so allgegenwärtig, da ist man mit einem SP-Spiel besser gefahren. Die meisten Leute heutzutage wollen eben MP, also gibts MP.

    :lol:
    Sorry, wenn ich das nicht wusste! Man wird sich dennoch – auch mit Unwissenheit – drüber wundern dürfen? Danke.
    Ob das passt oder nicht entscheidest zum Glück nicht alleine du.

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