Jeder politische Aufstieg wird nicht nur von Siegerkränzen, sondern auch von Niederlagen geprägt. Eine solche musste Friedrich II. von Preußen im Jahr 1759 bei Kunersdorf einstecken. In der Nähe von Frankfurt/Oder ging der “Alte Fritz”
Was hätte der Alte Fritz zu Rise of Prussia gesagt? Er hätte es auch spielen können, da man auch auf Französisch umschalten kann, das er lieber sprach als Deutsch. |
unter, als er die zahlenmäßig überlegenen Russen und Österreicher ausmanövrieren wollte. Der Angriff geriet zum Desaster und der sonst so Siegesverwöhnte verlor fast seine gesamte Armee. Damit nicht genug, wurde er auch fast noch von einer Kugel getötet, die an seiner seither legendären Tabaksdose abprallte. Doch die Feinde nutzen den unverhofften Sieg nicht, denn sie marschierten nicht in Richtung Berlin, um die Herrschaft der Hohenzollern zu beenden. Friedrich der Große nannte es in einem Schreiben das “Mirakel des Hauses Brandenburg“.
Später konnte er seine Macht wieder festigen, stellte eine neue Armee auf und regierte noch bis 1786 weiter, soll aber nie wieder ganz der Alte gewesen sein. Der von ihm selbst mit dem Einfall in Sachsen entfesselte Krieg hätte ihn nicht nur fast alles gekostet, er hat den sensiblen Schöngeist auch seiner Jugendlichkeit beraubt. Aber nicht nur Friedrich war kriegsmüde, auch Frankreich und Schweden waren am Ende, nachdem Russland das Bündnis gegen Preußen verlassen hatte. Es gab 1763 einen Frieden und Preußen ging als anerkannte Großmacht aus dem Konflikt hervor, auch wenn es dauerhaft keine neuen Gebiete erringen konnte. Sachsen, das man in Rise of Prussia handstreichartig besetzen kann, blieb bis auf Weiteres unabhängig.
Sieben Jahre lang
Einzelne Schlachten wie etwa die bei Leuthen kann man im Spiel zwar nicht nachspielen, aber dennoch ist es möglich, auf
Alles dreht sich ums schmucke Schlesien. Gelingt es Friedrich II., es gegen den Anstrum der Österreicher, Franzosen und Russen zu halten? |
dem gesamten europäischen Kriegschauplatz tätig zu sein. Während der Kampagne übernimmt man Preußen oder Österreich, um entweder den ganzen Krieg oder einen Teil davon nachzuspielen. Dabei kommandiert man nicht nur die eigene Armee sondern auch noch die der adeligen Verbündeten, die sich im Westen Deutschlands tummeln. So kann man auch Hannoveraner, Hessen oder sogar Briten ins Gefecht schicken, was für Abwechslung sorgt. Der Hauptteil des Krieges spielt sich aber in Böhmen, Brandenburg und Schlesien ab, wo die Fürsten um die Vorherrschaft ringen.
Das klingt nach viel strategischer Eroberung und genau das gibt es auch, denn jede Runde umfasst 15 Tage und die lange Kampagne 176 Runden. Dennoch könnte der Ablauf mehr variieren, da der Krieg immer wieder ähnlich abläuft – auch wenn im Verlauf andere Generäle und Völker auftauchen. Der wichtige Feldzug um Schlesien fehlt etwa, obwohl er dem Siebenjährigen Krieg direkt vorausging. So sind die meisten Startpunkte eigentlich nur spätere Abschnitte der großen Kampagne, die den ganzen Krieg umfasst. Hier hätte man noch für historische Abwechslung sorgen können, z.B. über einen fiktiven Feldzug der Alliierten nach Berlin (nach Kunersdorf) oder den Marsch Friedrichs aufs kaiserliche Wien. Aber die 2D-Karte von Mitteleuropa bleibt stets dieselbe, so dass für Fiktives einfach kein Raum ist.
Deutscher Flickenteppich
Ansonsten bekommt man einen ebenso komplexen wie tiefen Einblick in die Geschehnisse,
Auf dem Bildschirm ist einiges los, zumal man sich auch noch um die Verbündeten kümmert, die keinen eigenen Kopf haben. |
die sich vor rund 250 Jahren in Deutschland abspielten. So tauchen immer wieder militärhistorische Ereignisse auf, wie etwa die Belagerung des sächsischen Heerlagers bei Pirna. Wer die Eingekesselten dort niederringt, dem bieten sie Frieden an. Im weiteren Spielverlauf werden die Ziele immer anspruchsvoller, denn dann muss man schon Prag, Olmütz und Wien besetzen. Zudem gilt es, verbündete Städte wie Hannover, Braunschweig oder Kassel zu halten, damit sie nicht den von Westen her drängenden gesamten französischen Armee in die Hände fallen. Der deutsche Flickenteppich der Kleinstaaten kommt ebenso vor wie die preußischen Gebiete, die übers ganze Reich verteilt sind. Das gilt auch für die Sprache, denn das Spiel gibt’s auf Englisch, Französisch und Deutsch, auch wenn’s teils nicht richtig übersetzt ist.
Am Anfang übersieht man oft das kleine Wesel, das auch dazu gehört und ganz am westlichen Rand der Karte liegt. Schickt man keine Verstärkung, wird es nach einigen Runden von den Alliierten eingenommen, die aggressiv sind und kein Pardon kennen. Überhaupt gilt es als Preuße, gleich flugs alles einzunehmen, was in Reichweite liegt, um dann nach Böhmen einzumarschieren und vielleicht Prag zu belagern. Als weiteres Ziel lockt Wien, was aber schon ambitioniert ist. Schafft man es nicht im ersten Jahr, werden die Vorstöße der Österreicher immer massiver: Überall tauchen gut gerüstete kaiserliche Armeen auf, die von weißhaarigen Offizieren kommandiert werden. Es dauert eine Weile, bis die Kaiserin ihre Truppen aus Italien, Kroatien oder Ungarn her verfrachtet hat.
Naja, wie schon angemerkt wurde, ist es schon ersataunlich, dass solche Spiele nebenbei überhaupt getestet werden.
Nicht weil sie es nicht verdient hätten, sondern weil das extrem aufhält. Bodo macht ja auch Adventures.
Die ganze Zeit muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Ich hätte keinen Nerv jedes Spiel derart zu testen.
OK, als Beruf muss man da schon Nerven haben.
Ein EU III oder HoI III sind ja bekanntere Namen als das hier. Und wenn ich mir so die 2 1/2 Seitentests mancher
Magazine anschaue, die nichts aussagen, dann bleib ich lieber hier bei 5-10 Seiten, wo auch was drinsteht, was mir hilft.
Die meisten Magazine sind nämlich nur selbsternannte 08/15 OnlineMags. Da seh ich auch nie Kommentare, weil kein
Schwein da ist.
Wieder mal ein weiteres Beispiel, wie intensiv Mister Bodo Spiele testet.
Und nein, AGEOD gehört deswegen nicht gleich 4geteilt. Wohl aber sollte Mr. Bodo mal die Art und Weise überdenken, wie man auf professionelle Art und Weise ein Spiel testet.
Lest euch doch auch mal bei meinem Link die Posts durch. Ich scheu mich ja auch, bei der Präsentation. Liegt einfach an Total War an sich, dass man sich nicht dran gewöhnen kann.
Man ist zu verwöhnt.
Mir reicht eigentlich mein EU III, wenn es auch nur ein "etwas besseres" Ambiente vorgauckelt. Aber im grunde genauso trocken ist. Entweder man mag sowas, oder man bleibt bei Total War.
Allerdings entgeht einem durchaus Intensives Gameplay der Epochen. Ich lese immer gerne von den Profis die Berichte und irgendwie juckt es dauernd in den Fingern.
Was ist denn das für ein Kritik Punkt "stark auf Militär fixiert" Das ist nicht die Schuld des Spiels sondern so lief es nunmal in Preußen