rFactor(Rennspiel) von Koch Media GmbH Credit: Image Space Incorporated / Koch Media GmbH
Vom Aussterben bedroht

Wer heute als Simulationsfetischist und PC-Besitzer seine Hoffnungen in große Publisher wie EA, THQ oder Activision für Nachschub anspruchsvoller Rennkost setzt, der wird leider enttäuscht. Zu groß scheint das Risiko, einen kommerziellen Totalschaden einzufahren. Zu klein scheint die Gruppe an Spielern zu sein, die sich eine Hardcore-Simulation kaufen würde. Nein, mit dem Massenmarkt kann man Geld verdienen. Und so wundert es kaum, dass ehemalige Simulationen wie die Colin McRae-Serie, TOCA (heute: DTM Race Driver) oder auch die Formel 1-Titel immer mehr Kompromisse zwischen Realismus und Spielvergnügen eingegangen sind, um das Fahren zugänglicher für die Allgemeinheit zu machen. Doch es gibt noch ein paar Ausnahmen: Sony wird bei Gran Turismo 5 den Hardcore-Fahrern eine realistischere und anspruchsvollere Fahrphysik spendieren, die sich auf Wunsch zuschalten lässt und auch Microsoft geht mit Forza Motorsport keine großen Kompromisse ein, sondern geht immer noch voll auf Simulation. Und am PC? Da halten die Schweden von SimBin die Flagge hoch und zeigen mit Titeln wie GTR 2 und den WTCC-Titeln, wie Rennsimulationen am PC auszusehen haben. Verlässt man die Straße der großen Publisher und biegt auf den Weg unabhängiger Entwickler ab, fahren eigentlich nur zwei ernst zu nehmenden Konkurrenten um den Sieg als beste Simulation mit starker Community: Live for Speed (LFS) und rFactor. Das Verkaufskonzept ist bei beiden ähnlich: Ihr könnt euch kostenlos eine Download-Version

Bei bis zu 35 Fahrern im Multiplayer kann es schon mal ganz schön eng auf der Strecke werden.

laden und wenn euch das Spiel gefällt, erwerbt ihr eine Lizenz samt Key, die alle Inhalte freischaltet. Mit der DVD-Version geht rFactor jetzt einen Schritt weiter. Aber ist dieser Schritt auch der richtige?

Kaum Lizenzen

In Kombination mit den unzähligen, teilweise hoch qualitativen und vor allem kostenlosen Modifikationen im Internet ist rFactor ohne Zweifel ein Mekka für alle Racing-Enthusiasten. Doch der Inhalt der DVD-Version ist für sich allein betrachtet eher enttäuschend. Zwar hat man mittlerweile Lizenzabkommen mit BMW und Panoz abgeschlossen und bietet neben dem sportlichen Esperante-Fuhrpark auch den 2007er Formel 1-Boliden von BMW Sauber. Wer sich jetzt allerdings auch weitere BMW-Modelle oder lizenzierte Karossen anderer Autohersteller erhofft, wird enttäuscht. Ihr bekommt lediglich fiktive Fahrzeuge vom Sport- über Formel- bis hin zu Stock-Car-Wagen geboten. Diese wurden zwar alle ordentlich modelliert und punkten mit einer individuellen Fahrphysik, doch wird man ganz schnell das Verlangen verspüren, das Internet nach Mods zu durchforsten, um in “echten” Boliden Platz zu nehmen.

MODIFIKATIONEN GESUCHT?

Anlaufstelle Nummer 1 für Modifikationen und die Community ist die Webseite rfactorcentral.com

 

Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei der Streckenauswahl ab, die zwar neben den lahmen Fantasiekursen auch einige Umsetzungen realer Pisten wie den Nürburgring, Monza, Barcelona sowie den kanadischen Circuit Gilles Villeneuve umfasst, aber insgesamt zu wenig Abwechslung bietet. Folglich ist auch der Karrieremodus schnell abgehakt, in dem lediglich fünf Meisterschaften angeboten werden. Doch auch hier findet man massig Nachschub im Internet – vom Porsche Carrera Cup bis zur DTM-Saison ist mit den entsprechenden Rennmaschinen, Fahrern und Strecken praktisch jede Rennserie vertreten, die man im Motorsport finden kann. Die Qualität schwankt dabei jedoch relativ stark – sowohl inhaltlich als auch grafisch. Während manche Mods nur eine grottige Figur machen, stellen manche selbst entwickelten Modifikationen selbst das Basispaket von Imagespace in den Schatten. Vor allem die Modellierung der Fahrzeuge samt Innenausstattung wird von einigen Moddern oft mit viel mehr Liebe zum Detail betrieben und so wirken die meisten der mitgelieferten Boliden etwas grob zusammengeschustert – vor allem, wenn man sich manche verwaschene und grobe Textur in der Cockpitansicht betrachtet. Die Strecken machen da schon einen besseren Eindruck, auch wenn sie grafisch nicht mit Konsolentiteln

Mit dem dynamischen Tag-/Nachtwechsel stehen authentischen 24-Stunden-Rennen nichts im Wege.

wie PGR 4 mithalten können. Doch dafür ist die Framerate selbst auf schwächeren Systemen angenehm flüssig und so sorgt die Engine vor allem in den flotten Formel-Wagen für ein gutes Geschwindigkeitsgefühl.

Realismus pur!

Auch wenn der Umfang der DVD-Edition bescheiden ausfällt und man grafisch nicht auf die Pole Position rast, kann rFactor in einem Punkt zweifellos überzeugen: der Fahrphysik! Hier ist man locker auf Augenhöhe mit kommerziellen Simulationen vom Schlag eines GTR 2 und macht das Kontrollieren der PS-starken Flitzer zu einer echten Herausforderung. Vor allem mit einem guten Force Feedback-Lenkrad spürt ihr jede Bodenwelle und habt alle Hände voll zu tun, mit gefühlvollem Umgang mit Gas und Bremse den Wagen auf der Strecke zu halten. Mit entsprechender Hardware dürft ihr sogar manuell die Kupplung bedienen. Wer immer wieder zu stürmisch in eine Kurve einfährt, kann sich auch gleich eine Jahreskarte fürs Kiesbett reservieren. Doch auch das Anbremsen will mit Gefühl gemacht werden, da auch hier die Wagen noch ausbrechen können. Anfänger freuen sich auf Fahrhilfen wie ABS, Traktionskontrolle, Stabilitätssystem und sogar Brems- und Lenkhilfen, die alle in mehreren Stufen hinzu oder abgeschaltet werden können. So tastet ihr euch langsam vom Rookie- ans Profi-Niveau heran. Auch KI-Stärke und deren Aggressivität dürfen neben dem Schadensmodell den eigenen Wünschen angepasst werden. Allerdings ist die KI nicht sonderlich helle, sondern brettert euch vor Kurven auch schon mal unbedacht ins Heck. Eines aber sind eure Kontrahenten: Verdammt schnell unterwegs und so werdet ihr als Anfänger einige Probleme haben, mit dem Fahrerfeld mitzuhalten. Bei der Jagd nach flotten Rundenzeiten solltet ihr es aber nicht übertreiben, denn Abflüge können böse Konsequenzen nach sich ziehen: Wer sich ohne Unverwundbarkeit auf die Strecke wagt und einen schweren Fahrfehler begeht, bekommt im schlimmsten Fall die Quittung in Form eines Totalschadens. Bei kleineren Kollisionen ist das Schadensmodell dagegen recht nachgiebig. Trotzdem ist es schön anzusehen, wenn Teile wie Stoßstangen durch die Gegend fliegen und Scheiben zerbersten. Doch auch außerhalb des Cockpits versprüht rFactor Realismus-Flair: Wer z.B. bei Rot über die Ampel der Boxenausfahrt fährt, darf mit einer Geldstrafe rechnen. Diese fällt sogar noch einen ganzen Tick saftiger aus, wenn ihr ohne den Begrenzer durch die Boxengasse heizt. Außerdem müsst ihr auf Wunsch alle möglichen Flaggenregeln während des Rennens beachten. Auch findet ihr euch nicht sofort in der Startaufstellung wieder, sondern dürft an einem Rennwochenende auch an diversen Trainings- und Qualifikations-Sessions teilnehmen. Zudem gibt es einen dynamischen Tag-/Nachtwechsel, was natürlich bei 24-Stunden-Rennen richtig gut kommt, die rein theoretisch möglich sind. Schade nur, dass man nicht auch verschiedene Witterungsverhältnisse eingebaut hat. Ihr habt zwar oft die Wahl zwischen sonnigen oder bewölkten Kulissen, aber Regen- und Schneerennen werdet ihr hier nicht finden.


     

  1. Haaa, was denn da los ... 80 % ??? Naja, ich spiele rFactor schon seit den Anfängen und bin natürlich mit der geringen Wertung auch nicht einverstanden. Trotzalledem wird es langsam Zeit für einen Nachfolger.
    Wenn man nur den Inhalt der Retail-DVD bewertet, kann ich mit 80 % mitgehen. Auch die Minuspunkte stimmen.
    ABER !!!
    rFactor ist quasi ein reines "Communityspiel" und wurde auch genau dahin entwickelt.
    Bewertet man den kompletten Online-Modus sammt aller Mods und Addons... würde ich min. 90 % geben.
    Ich hoffe das bald ein Nachfolger mit aktueller Grafik kommt. (man beachte das die verwendete ISI-Engine schon mehr als 7 Jahre alt ist und nur ein bisschen aufgebohrt ist)
    so denn, PEACE, PeLLe

  2. 80% sind totaler Unsinn wenn ich sehe was für durchschnittliche Games für Traumnoten bekommen.
    90% ist wirklich Minimum. Ich spielte es lange Zeit und werd ewohl wieder einsteigen. Ausserdem fehlt bei Hardware der Hinweis, dass man ein gutes Lenkrad mit Gas und Bremspedal unbedingt braucht um nicht Sekunden hinter den anderen herzuschlittern.
    Und um eine Simulation wie Rfactor mit PGR4 zu vergleichen - dazu gehört schon sehr viel Unverfrorenheit. Aber sei's drum ...
    :wink:

  3. BloodyJesus hat geschrieben:Meint ihr eigentlich ich hab den ganzen tag nix zu tun wie irgendwelche tests zu lesen ? Es gibt auch noch leut, die nich den ganzen tag zeit haben um im inet zu surfen. Ich hab mir lediglich die wertung angeguckt. Und jetzt hört auf mich hier blöd anzupissen und geht wieder spielen.
    autsch.... Merkst dus noch, oder isses bereits vollkommen hoffnungslos?

  4. Meint ihr eigentlich ich hab den ganzen tag nix zu tun wie irgendwelche tests zu lesen ? Es gibt auch noch leut, die nich den ganzen tag zeit haben um im inet zu surfen. Ich hab mir lediglich die wertung angeguckt. Und jetzt hört auf mich hier blöd anzupissen und geht wieder spielen.

  5. Meine güte es steht doch klipp und klar im Fazit, dass rFactor mit Mods ein Platinkandidat is. Also hat man doch hier seine 2. Wertung. Denkt euch einfach eure 90-92% und feddich.
    Warum suchen Fanboys eigentlich immer bestätigung in solchen Tests? Ihr spielt es doch eh schon, und jeder, dem dieses Genre zusagt, wird sich rFactor früher oder später eh genauer anschauen oder zumindest auch mal nen Test darüber (komplett) lesen ;)

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