Style, Please

Es braucht sicher keiner Erwähnung, dass Return of the Obra Dinn schon auf den ersten Blick heraussticht. Der Zeichenstil erinnert an den grafischen Minimalismus früherer Computer und tatsächlich kann man sich bei der dualen Farbgebung zwischen der alter Macintosh- oder IBM-PCs sowie anderer Rechner entscheiden. Der Rest ist modern; das gilt sowohl für die Steuerung der Ego-Perspektive mit Gamepad oder Maus und Tastatur als auch für die von Alleinentwickler Lucas Pope selbst geschriebene Musik. Sein Soundtrack fängt die frische Brise der früheren Seefahrt ebenso treffsicher ein wie Grafik und Ton – beides ebenfalls aus seiner Feder.

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Was geschau auf der Obra Dinn? Die Taschenuhr öffnet den Blick in die Vergangenheit. © 4P/Screenshot

Lucas Pope? Wer bei dem Namen hellhörig wird, hat vermutlich Papers, Please im Kopf, mit dem Pope vor fünf Jahren schon Preise einheimste. Und tatsächlich sticht sein aktueller Titel erneut heraus, denn ganz ähnlich wie Papers, Please hat er es spielerisch in sich!

Schnappschüsse der Vergangenheit

Grundsätzlich ist Return of Obra Dinn ein einfaches Spiel: Man bewegt sich frei auf dem gesamten Schiff, erkennt die Orte, an denen Mitglieder der Besatzung gestorben sind und hält dort eine Art magische Taschenuhr über die Leiche. Aktiviert man die Uhr, sieht man eine dreidimensionale Momentaufnahme vom Zeitpunkt des Todes einschließlich aller Anwesenden der nahen Umgebung. So beobachtet man, kombiniert das Gesehene und trägt in einem großen Buch schließlich den Namen und die Todesursache jeder Leiche ein. Denn das sind die Daten, die die Versicherung benötigt.

Das scheinbar simple Mordkomplott entpuppt sich dabei schnell als viel mehr, doch das will ich nicht vorwegnehmen. Die eigentlichen Schicksale einzelner Charaktere spielen hier zwar keine große Rolle, die Episoden, an deren Ende sie dem Tod ins Auge sehen, sind für sich genommen aber clever konstruiert.

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Oft muss man genau hinschauen: Viele Hinweise sind gut versteckt oder befinden sich woanders, als man sie erwartet. Leider zählt stets nur das, was man in der Umgebung ansieht. Interaktive Objekte gibt es nicht. © 4P/Screenshot

Kombiniere, Watson…

Der Teufel steckt selbstverständlich im Detail. Denn während man im Tutorial noch deutlich erkennt, wie der Kapitän den ersten Offizier erschießt, sieht man andere Personen vielleicht sterben, kann die Ursache aber nicht erkennen. Dann könnte man in der Momentaufnahme eines anderen Todes suchen: Geschieht hinter einer Wand womöglich etwas, das auf den ersten Blick verborgen ist? Oder kann man den Aufzeichnungen der kurzen Unterhaltungen wichtige Informationen entnehmen? Was bedeutet eine auffällige Zahl? Wie hängen verschiedene Ereignisse zusammen? Bald schaut man nicht nur genau hin, sondern muss ganz unterschiedliche Hinweise auch logisch zusammenführen.

Und genau das gelingt Pope so hervorragend: Er zeigt nicht auf die Lösung und selbst wenn man einen Fakt richtig kombiniert, ist das lediglich ein theoretisches Konstrukt, weil nach dem Eintragen der entsprechenden Daten kein Achievement klingelt, das den Erfolg bestätigt. Nur wenn man jeweils drei Tode endgültig aufgeklärt hat, werden diese Fälle quasi abgeschlossen und entsprechend markiert, sodass man sich auf lange Sicht nicht ziellos verläuft.

  1. Skippofiler22 hat geschrieben: 03.11.2018 17:50
    Todesglubsch hat geschrieben: 25.10.2018 11:14 Grundsätzlich interessant, aber der Grafikstil macht mir Augen-Aua.

    Mir auch irgendwie. Aber es scheint wohl der neue Trend zu sein, Spiele mit allerlei "Leuchteffekten" und bunten Figuren vollzustopfen.
    Ist wohl eine Möglichkeit sich von der Masse der Spiele abzusetzen. Ich wusste hier z.B. gleich welches Spiel es ist, obwohl ich nur mal ein paar Minuten von irgend einer Presentation vor über einem Jahr gesehen hab. Man kann ja in den Optionen verschiedene Grafik Modi wählen :) Ja die sind alle nur leichte Variationen vom default.
    Teilweise fand ich es auch anstregend zu erkennen was genau in einer Scene passiert weil die Grafik nicht so detailliert ist. Schätze das ist aber in gewisser weise so gewollt.

  2. Todesglubsch hat geschrieben: 25.10.2018 11:14 Grundsätzlich interessant, aber der Grafikstil macht mir Augen-Aua.

    Mir auch irgendwie. Aber es scheint wohl der neue Trend zu sein, Spiele mit allerlei "Leuchteffekten" und bunten Figuren vollzustopfen.

  3. Hab jetzt nach 11 Stunden durchgespielt. War auf jeden fall nicht verkehrt und die blöde Akkordion Musik hab ich immer noch als Ohrwurm im Ohr.
    Das hinlaufen um einen Tot zu untersuchen fand ich nach einer weile am Nervigsten, hätte es schöner gefunden nach dem man sie entdeckt hat über das Buch einsteigen zu können. Bei einigen von der Mannschaft würde mich interessieren wie man auf deren namen kommen soll. Ich wusste von 4 welcher Nationalität sie angehören, wie sie gestorben sind und welche Arbeit sie auf dem Schiff hatten. Ich hab sie dann durch probieren raus gefunden, da würde mich schon interessieren ob es eine tollere Möglichkeit gegeben hätte.
    Ansonsten schönes Spiel wo man teilweise wirklich auf die Details schauen muss damit man etwas lösen kann. Oder auch Interpretieren was evtl in den Minuten vor einer Scene passiert ist.

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