Systemvoraussetzungen
Um We Were Here zu spielen, braucht es zunächst einmal zwei Parteien, die willens sind, sich für circa zwei Stunden kooperativ durch die Gemächer, Flure und Hallen einer düsteren Burg zu knobeln. Via Splitscreen funktioniert das nicht, dafür braucht es schon zwei PS4- bzw. PS5-Konsolen (mit PS-Plus-Abo) und eine räumliche Trennung der Spielpartner – denn das Konzept beruht darauf, dass sich die Online-Spieler nur hören, aber eben nicht dasselbe zu sehen bekommen. Zur Kommunikation nutzt man den Voice-Chat der Konsole, im Spiel finden nämlich beide Seiten ein Walkie-Talkie und können fortan darüber miteinander kommunizieren. Wildes Durcheinanderplappern ist damit nicht möglich – es ist stets nur ein Kanal offen. Wer es gerne etwas komfortabler möchte, der kann natürlich auch jedes andere Audio-Tool wie z.B. Discord nutzen. Ich selbst saß beim Spielen zusammen mit meiner Freundin auf der Couch, während wir einem befreundeten Päärchen via Skype ins Gesicht, aber natürlich nicht deren Bildschirm sahen – auch das funktioniert wunderbar und fügt dem Spielerlebnis noch manch belämmerten Gesichtsausdruck hinzu.
Nach dem Spielstart findet man sich in einem der billigsten und unschönsten Menüs der letzten Jahre wieder und kann dort entweder eine Online-Partie suchen – wo die Sprache des Spielpartners angegeben wird und von denen stets ein paar verfügbar sind. Alternativ erstellt man eine eigene Runde, stellt diese auf „privat“ und lädt einen befreundeten Nutzer ein. Man legt fest, welche Seite der Erkunder und welche der Bibliothekar ist und nach wenigen Sekunden befinden sich beide Parteien in unterschiedlichen, düsteren Schlossgemäuern wieder. Zur Erklärung: Ich habe mir nach (erfolgreicher) Beendigung unserer Schlosstour im Internet noch angesehen, was der andere Part jeweils gesehen hat – um die Qualität der Rätsel besser einschätzen zu können. Nach dem Fund des Walkie-Talkies geht es schon los – im ersten Raum zum Beispiel steht der Erkunder vor einer verschlossenen Tür und findet in dem grob gemauerten Raum nichts Interessantes außer einer Wand voller mysteriöser Symbole, mit denen man interagieren kann. Und schon geht das Raten und Besprechen los: Man beschreibt der anderen Seite, was man sieht, erfragt, was die anderen vor sich haben und versucht daraus schlau zu werden: „Wo seid ihr gerade? Könnt ihr die Bücher anschauen? Ich sehe zwar einen grünen Schalter, komme aber nicht ran!“
Escape Room
Ich war froh, das Abenteuer mit Leuten zu spielen, die ich kannte und die ebenfalls meine Muttersprache nutzen – eine Koop-Flucht mit einem mir nicht bekanntem Spieler samt Voice-Chat in brüchigem Englisch oder gar mit meinem rudimentären Französisch stelle ich mir sehr anstrengend und frustrierend vor. Denn leicht ist We Were Here nicht – das liegt zum einen an der holprigen Ausführung mancher Aufgaben (z.B. dem Umherlaufen auf einem übergroßen Schachfeld mit Stachelfallen) und den bisweilen sehr vagen Hinweisen, was zu tun ist. Gerade der Bibliothekar, der sich nicht von Kammer zu Kammer fortbewegt, sondern vielmehr aussucht, welches der Objekte in seinen Räumlichkeiten gerade von Wert für das gemeinsame Vorankommen ist, muss aufmerksam sein, möchte er nicht verpassen, dass gerade etwas Hilfreiches passiert ist. Qualität und Spaßgehalt der Kopfnüsse möchte ich als mittelmäßig bis gut bezeichnen – von schönen Aha-Erlebnissen bis zu einem dezent genervtem „Ah, okay und da hätte man jetzt ohne blödes Ausprobieren draufkommen sollen“ ist die gesamte Palette am Start.
Im echten Leben habe ich bereits etliche Escape Rooms gespielt und mir auch schon mit Brettspiel- oder Büchervarianten unterhaltsame Abende verschafft – und meine daher, We Were Here recht gut einordnen zu können. Der Titel erinnert mit seinen Aufgaben und dem Herumraten- und Ausprobieren-Ansatz tatsächlich an einen Escape Room, aber gepaart mit manch klassischer Adventure-Mechanik. Das ist ein schöner Ansatz, der auch ungeübte Spieler mitnimmt – weil die meisten Aufgaben ohne Zeitdruck auskommen oder aber beim Scheitern an einem Raum unbegrenzte Neustarts möglich sind. Im Videospielsektor kenne ich tatsächlich kaum etwas Vergleichbares: In den The Room-Spielen sind die Rätsel viel besser und hübscher aufbereitet, dafür ist kooperatives Rätselraten aber stets dadurch eingeschränkt, dass eben nur ein Spieler die Aktionen ausführt. Auch das gemeinsame VR-Bombenentschärfen in Keep Talking and Nobody Explodes geht in puncto Spieldynamik und Tempo in eine andere Richtung.
Während die Klangkulisse noch halbwegs atmosphärisch vor sich hinplätschert, kann ich die sehr nüchterne, grobschlächtige Grafik als Vielspieler natürlich nicht ignorieren: Zieht man die Auflösung und die sauberen Kanten ab, wäre We Were Here grafisch so auch auf einer PS2 möglich gewesen – die Räume sind altmodisch ausgeleuchtet und haben kaum Details. Auch die Steuerung fällt in die Kategorie „tut nicht weh, geht aber deutlich besser“. Aktuell gibt es zwei Nachfolger: We Were Here Too gibt es zum doppelten Preis (9,99 Euro), der dritte Teil We Were Here Together kostet auf allen Plattformen 12,99 Euro; wer zum Dreierbundle greift, spart ein paar Kröten. Die zweiwöchige Gratisphase von We Were Here nach dem PS4-Release ist leider schon vorbei, auf Steam gibt es den Erstling aber gerade für lau.
Habe alle 3 Teile genossen.
Einzigartiges Spielerlebnis (mit Skype anstatt in game chat).
Fand's selbst als kostenlose Dreingabe recht schwach. Absolut leblose Spielwelt, für Spieler 2 eigentlich keinerlei Erkundungsreiz, das Schachrätsel ist einfach ätzend und wird eher durch auswendig lernen gelöst und ja, keinerlei Atmo.