Logistik in der Weltraumkolonie

Dabei erinnert Railgrade ein wenig an Transport Fever im Kleinstformat: Anstatt in einem Endlosspiel auf gigantischen Karten dutzende Städte mit allem zu verbinden, was Waren oder Personen transportieren kann, findet Railgrade meist auf kleinen, überschaubaren Diorama-Ausschnitten statt. In den meisten Fällen geht es darum, ein konkretes Problem zu lösen, eine oder mehrere spezielle Waren in festgelegten Mengen zu exportieren, oder eine Stadt zum Wachstum anzuregen. Für die beste Bewertung muss es schnell gehen – Railgrade ist also definitiv kein Spiel für Langsam- und Schönbauer, sondern eher für Effizienzprofis mit dem unbedingten Hang zur völligen Optimierung.

 

 

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Bahnhöfe lassen sich angenehm komplex und auch mehrstöckig gestalten. © 4P/Screenshot

Ansonsten spielt sich das Wirtschaftssimulations-Debüt der Japaner von Minakata Dynamics durchaus wie ein klassischer Aufbau-Titel im Stile des legendären Railroad Tycoon: Aus der Vogelperspektive müssen zunächst Gleise verlegt und Bahnhöfe platziert werden, damit zwischen ihnen Züge mit der richtigen Lok und Wagen verkehren können. Diese transportieren zunächst einfache Waren wie Wasser oder aus Öl verstromter Energie, bevor nach und nach immer komplexere Güter Einzug halten, die zwei oder mehr Rohstoffe zur Produktion benötigen. Der Gleisbau geht gut von der Hand und ist dank der klaren Ausrichtung am Raster und eingeschränkter Funktionen deutlich weniger zickig als z.B. bei Transport Fever. Trotzdem sind die automatischen Vorschläge längst nicht immer die besten – und am PC ist die Verwendung von Hotkeys für die Höhe von Brücken und Überführungen Pflicht.

 

Reduziert aufs Wesentliche

 

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Nachts sind alle Züge grau: Die Kulisse von Railgrade erzeugt durchaus stimmungsvolle Momente. © 4P/Screenshot

Städte stellen für die Industrien wichtige Arbeitskräfte zur Verfügung und wachsen, je mehr Waren man liefert. Pro Level steigt die Nachfrage nach immer komplexeren Gütern, sodass auch das eigene Warennetz immer komplexer wird. Die weiterverarbeitende Industrie und Rohstoffproduktion können bei entsprechenden Vorkommen selbst platziert und aufgerüstet werden. Aufrüstungs-Lizenzen erhalte ich im Ingame-Store für Coupons, die beim erfolgreichen Abschluss von Missionen erhalten. Außerdem gibt es auch eine Bank, bei der ich mir nicht nur Geld leihen, sondern auch überschüssiges Cash einlagern kann. Das generiert passives Einkommen – und ist eine schöne Mechanik, die auch vielen anderen Aufbau-Titeln gut zu Gesicht stehen würde. Insgesamt ist Railgrade allerdings recht leicht. Geldprobleme entstehen nur, wenn man sich so richtig heftig verplant und können meist mit etwas Geduld auch wieder gelöst werden.

 

 

Die Logistik von Railgrade ist insgesamt aufs Wesentliche reduziert: Züge transportieren ihre Güter von A nach B. Eine genaue Menge festlegen kann ich dabei nicht, etwa wenn mehrere Abnehmer nacheinander angesteuert werden. Auch können an den einfach auf die Gleise geklickten Bahnhöfen Waren, wie z.B. bei Transport Fever, nicht zwischengelagert oder übergeben werden – es muss sogar immer ein entsprechendes Unternehmen in Reichweite geben, um überhaupt Wagen für die jeweilige Ladung platzieren zu können. Auch gibt es keine Signale: Züge „ghosten“ langsam durcheinander hindurch, was aber zu massivem Zeitverlust auf der Strecke führt.

Erstaunlich mobil


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Es gibt vier verschiedene Biome – von der Eiswüste bis zum grünen Grasland. © 4P/Screenshot

Ich muss also mehrgleisige Einzellinien oder Rundstrecken anlegen, um möglichst viel Ware gleichzeitig zu bewegen. Weichen werden dabei zunächst manuell für jeden Zug einzeln gestellt, um Routen für einzelne Garnituren festzulegen. Später können sie auch auf „variabel“ gestellt werden, damit Züge in freie Gleise einfahren. Das ermöglicht immer schön komplexe Bahnhöfe, deren Gleise hier auch übereinandergeschichtet werden können. Das spart Platz und sieht in der dieselpunkig anmutenden Welt sogar ganz schick aus. Die Kolonie wurde übrigens über verschiedene Biome hinweg errichtet, die von sattem Grün bis zur Schneewüste reichen.

 

Auch auf der Switch macht Railgrade eine ordentliche Figur – die Bedienung ist gut auf die Eingabemöglichkeiten von Nintendos Hybrid-Konsole abgestimmt, auch wenn ich persönlich bei dieser Art Spiel immer die Präzision von Maus und Tastatur bevorzugen werde. Die kurzen Einsätze eignen sich auch perfekt für längere Bus- und Bahnfarten, manchmal hätte ich mir hier aber defintiv eine aktive Pausefunktion gewünscht, um mein Schienennetz in Ruhe planen zu können. Allerdings könnte die Bedienung gerade auf dem PC etwas optimierter sein. Die Auswahlleiste im unteren Bildrand ist auf beiden Plattformen exakt gleich – und was auf der Konsole sehr gut funktioniert, ist auf dem PC-Monitor einfach viel zu groß. So verklickt man sich sehr schnell – da hätte es definitiv bessere Lösungen gegeben.

 

  1. Ohne Kollisionsgefahr, keine Signale, etc. Klingt zwar interessant, aber da bleibe ich bei anderen Vertretern. Auch wenn mich das eine oder andere Problem bei Factorio schon an den Rand des Wahnsinns getrieben hat. Vielleicht nehme ich es mal bei einem Sale mit. Mal sehen.

  2. Der Trailer sah echt geil aus. Aber als ich das Gameplay und die Bilder sah ist mir schlecht geworden.
    Schon wieder so ein "Block-Baukasten"-Spiel... Naja. Meine Erwartungen an einer Satisfactory Alternative waren wohl zu hoch...

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