Radsport Manager Pro 2007(Sport) von Crimson Cow Credit: Cyanide / Crimson Cow
Sturz der Radsportgötter

Ich habe die Tour de France in den letzten Jahren immer mit viel Interesse verfolgt, was nicht zuletzt an Jan Ullrichs Erfolgen lag. Er war zweifellos der Auslöser des deutschen Radsportbooms. Doch dieses Mal

Das Feld rollt, hat aber wegen des schwelenden Dopingskandals an Strahlkraft verloren.  
 reizt es mich gar nicht mehr, so dass ich bislang noch keine ganze Etappe verfolgt habe. Das liegt sicher nicht nur 

daran, dass der dopingverdächtigte Ullrich jetzt eine persona non grata ist. Abgesehen davon habe ich jegliches Vertrauen in den Profiradsport verloren. Wenn selbst ein Sympathieträger wie Erik Zabel gedopt hat, weil “es eben ging”, dann ist alles möglich. Trotz Ehrenerklärung, die alle Teilnehmer der Tour widerwillig unterzeichneten, ist Doping nicht auszuschließen. Es gibt wohl Methoden, die derzeit nicht nachweisbar sind.

Damit bin ich wahrscheinlich nicht der Einzige, denn das Interesse an der Tour ist abgesehen vom schieren Eventcharakter deutlich rückläufig. Es gibt Zeitungen, die nur noch das Nötigste berichten. Sponsoren haben längst ihren Ausstieg bekannt gegeben. Stuttgart überlegt sich, ob die Rad-WM überhaupt stattfinden soll. Zum Glück strampelt der private Radsport weiter, denn ich fahre immer noch verdammt gern Fahrrad. Wahrscheinlich ist dieser Freizeitspaß der wahre Sport, denn hier gibt es kein Doping. Vielleicht sollte man selbst mal einen Abschnitt der Tour der Leiden nachfahren. Und wer weiß, vielleicht kann mich eine Alpenetappe ja noch einmal vor die Glotze locken…

Lupe für Neues

Warum ich das erzähle? Ganz einfach: Auch bei Cyanides Radsport Manager Pro ist langsam die Luft draußen. Dieses Mal haben es sich die Macher sogar vorbehalten, auf die tagesaktuellen Entwicklungen zu reagieren. Was immer das auch heißen mag, sagt es doch, dass irgendwie der Wurm drin ist. Jedenfalls wirkt die 2007er Ausgabe lieblos zusammengeschustert, als hätte man nicht gewusst, ob sie überhaupt erscheint. Und das obwohl dieses Mal fast alle Fahrer mit Originalnamen vertreten sind, bis auf die Fahrer des Teams Astana, zu denen auch Andreas Klöden und Alexander Winokurow (im Spiel Kloden und Wanokurow) gehören, um die sich zuletzt ebenfalls Dopinggerüchte rankten.

Sicher liegt das mit dem mangelnden Spielspaß der Simulation auch daran, dass die Macher auch dieses Mal keine weltbewegenden Neuerungen bieten. Gerade einmal im Managementbereich gibt es ein paar Änderungen wie die Erfahrungsstufe der Rennfahrer. Von diesen minimalen Neuheiten abgesehen wirkt alles bekannt wie eh und je mit Einzelrennen, den Etappenklassikern und dem Karriere-Modus. Daran ändert auch nichts, dass es dieses Mal ein verständliches Tutorial gibt. Das spielt aber nur Rennsituationen wie Sprint oder Zeitfahren durch, im Managerteil werden Neulinge alleine gelassen – vom Handbuch abgesehen.

Flache Rennen

Noch das Beste an der festgefahrenen Radsimulation sind die Rennen selbst, bei denen ihr neben einzelnen Etappen und Eintagesklassikern auch ganze Rundfahrten wie Tour de France, Spanienrundfahrt oder Giro D’Italia nachspielen könnt.

Die 3D-Siegerehrung soll für Stimmung sorgen, wirkt aber unecht und aufgesetzt.

Neben den normalen Etappen, die dem aktuellen Verlauf der Tour entsprechen, gibt es noch Einzel- und Mannschaftszeitfahren. Die Steuerung ist bekannt simpel, so dass ihr leicht Attacken starten, den Einsatz festlegen oder Nahrung aufnehmen könnt. In einer Flachetappe gibt es wenig zu tun und das Zeitfahren könnte langweiliger kaum sein, da vieles automatisch abläuft – einzig die Bergfahrten verheißen Bewegung im Klassement. So wird die Beschleunigungstaste außerhalb der Berge rasch zu eurem besten Freund.

Leider kommt bei den Rennen wenig Stimmung auf, da die Darstellung der Landschaft, Dörfer und Städte zu wünschen übrig lässt. Gerade der Prolog der Tour in London spricht Bände: Der Big Ben ragt ganz ohne Parlamentsgebäude aus einem Wohnviertel, als wäre es irgendein Turm in einem schäbigen Hinterhof, der zudem äußerst grob aussieht. Es gibt nur noch feste Kameraeinstellungen, die ihr durchklicken könnt. Auch Details wie Rennhighlights, Siegerehrung oder Zeitung sorgen nicht für das nötige Radsportflair. Der deutsche Rennkommentar ist gut gemeint und orientiert sich an der Rennsituation, ist aber auch auf Dauer langweilig, da schon nach wenigen Rennen Wiederholungen einsetzen.
                   

  1. Wär wohl spannender, eine Doping-Simulation zu machen, wo man seine "Klienten" immer heimlich aufputscht, ständig auf der Flucht vor der Dopingkontrolle (Rundentaktik - Flucht aus dem Mannschaftslager!) ist und in heimlichen Labors immer neue Mittel entwickelt, so ne Art X-Com im Radsport :wink:

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.