Stilistisch ist das minimalistische, kubische, sich auf steriles Weiß konzentrierende Artdesign gar nicht weit weg von Portal, der Mutter aller Ego-Puzzler. Und die sich mitunter mit der Bewegung des Spielers verschiebende bzw. verformende Umgebung verfehlt ihre Wirkung auch mehr als drei Jahre nach Erstveröffentlichung nicht. Vor allem im Zusammenspiel mit der für den Director’s Cut von Rob Yescombe (Haze) geschriebenen Story, die immer wieder mit gesprochenen Fragmenten die Ruhe unterbricht, entsteht eine interessante Atmosphäre, die den Puzzler im Vergleich zur Urversion deutlich aufwertet. Die Hauptfigur bekommt eine Persönlichkeit. Auch der neue, immer angenehm im Hintergrund schwebende Soundtrack trägt dazu bei, die Zeit angenehmer zu gestalten, die man in dieser merkwürdigen Würfelwelt verbringt. Und wieso das alles? Um die Erde zu retten. Denn der riesige Würfel, in dem man sich den Weg ins Zentrum bahnen muss, rast auf den blauen Planeten zu.
Doch natürlich ist die Story nur Mittel zum Zweck. Es stehen immer noch die Puzzles im Vordergrund, die sich auf die Manipulation verschiedenfarbiger Würfel konzentrieren. Rote Würfel z.B. können aus Wänden, Böden oder Decken ausgefahren werden – teils in mehreren Stufen. Die blauen kann man als Katapulte benutzen. Lila Schalterwürfel drehen den Abschnitt um 90 Grad. Gelbe kann man zu Stufen umfunktionieren usw. Während jedes Element für sich nicht sonderlich anspruchsvoll ist und mit einem entspannten Rätsel eingeführt bzw. erklärt wird, kommt später mit Kombinationen und zeitlich gut abgestimmten Aktionen die Herausforderung.
Vermaledeite Würfelei
Wenn man zusätzlich Lichtstrahlen umleiten, Objektfarben verändern, Kettenreaktionen in Gang setzen, mit Magneten hantieren oder eine Kugel über diverse Würfel-Manipulationen an ihr Ziel leiten muss, werden die grauen Zellen gefordert. Allerdings manchmal über das normale Maß hinaus. Wie auch die Portal-Teile, in denen bei den gestellten Aufgaben die Lösung nicht immer auf Anhieb ersichtlich ist, kann hier eine Mischung aus Ausprobieren und Glück zum Ziel führen, bevor man die logischen Anforderungen erfasst hat. Dieser Hang zu “Trial&Error” wird in den Abschnitten zusätzlich verstärkt, in denen man in abgedunkelten Zonen unterwegs ist oder wenn man auch auf schnelle Reflexe angewiesen ist, die aber angesichts der zwar direkten, aber leicht trägen Steuerung nicht ohne Weiteres aus den Fingern fließen.
Was anfänglich wie eine interessante Abwechslung wirkt, verliert hier zu schnell seinen Reiz, wird bis an den Rand der Erträglichkeit strapaziert – und leider ab und an darüber hinaus. Denn auch den Wettstreit bzw. die Zusammenarbeit mit anderen Spielern sucht man in den Kampagnen-Abschnitten vergeblich. Die vergleichenden Highscore-Listen gibt es nur im für den Director’s Cut ergänzten Modus “Against the Qlock”. Hier warten zehn Abschnitte nicht nur mit Rätseln, sondern auch mit zahlreichen Geheimnissen, die man alle lüften sollte, wenn man auch nur den Hauch einer Chance haben möchte, in zeittechnisch relevante Bereiche vorzudringen.
Habe es mir gestern für 'nen 10er besorgt und muss sagen: macht Spaß!
Habe zwar bereits nach ca. 30 Minuten 3 von 7 Sektoren durch gehabt, die Rätsel werden jedoch schwieriger, woraus ich schließe dass die letzten Kapitel länger dauern werden.