Pure Football(Sport) von Ubisoft Credit: Ubisoft Vancouver / Ubisoft
Unterhaltsame Karriere

Allerdings kann man sich auch an diese Mechaniken gewöhnen. Und dann können die Matches in der Karriere auch zu unterhalten. Nicht nur, weil man in insgesamt neun Locations gegen die größten Nationalmannschaften wie Brasilien, Argentinien oder Spanien (alle mit Original-Spielern) oder Legendenteams (mein persönlicher Favorit: die deutschen Legenden mit Rummenigge, Völler, Littbarski und Co) antritt, sondern weil man hier versucht hat, sich vom üblichen Karriere-Einerlei abzuheben.
Denn es gilt nicht nur, Siege zu feiern, um vorwärts zu kommen. An jedem der Fantasie-Schauplätze, die sich allerdings an echten Städten wie München, London, Madrid usw. orientieren, warten in den frei wählbaren Duellen unterschiedliche Siegbedingungen. Mal muss man ein Spiel mit X Toren Unterschied gewinnen, dann wiederum geht es in

Der angestrebte Comic-Stil kann nur eingeschränkt überzeugen – auch wenn die Figuren gut zu erkennen sind.

Ausscheidungsturniere, ein weites Mal spielt man bis zu Toranzahl X, dann nur klassisch auf Zeit oder als klassisches Tabellen-Turnier (quasi wie die WM-Vorrunde).

Bei Erfolg steigt man nicht nur in der virtuellen Rangliste auf, sondern bekommt zusätzlich zu den im Match verdienten Pure-Punkten noch eine satte Bonuszahlung. Diese kann man in ihrer Gesamtheit einsetzen, um sein anfänglich nur mit den Basis-Fähigkeiten ausgestattetes, im eher mageren Editor erstelltes Alter Ego aufzuwerten.
Erfüllt man zusätzlich nach jeder Spielwoche (man hat 28 Tage Zeit, um sich für das finale Turnier zu qualifizieren) bestimmte Voraussetzungen wie Anzahl der Tore, Tacklings usw., gilt es eine besondere Herausforderung gegen die Legenden-Teams zu bestehen.

Überzeugungsarbeit

Zusätzlichen Reiz gewinnt die Karriere durch die Möglichkeit, nahezu alle Spieler der Gegner abwerben zu können. Dafür müssen allerdings während der Matches bestimmte Bedingungen erfüllt werden, die sich innerhalb eines Teams sogar von Wettbewerb zu Wettbewerb unterscheiden können. Der spanische Torwart Iker Casillas z.B. kann nur dadurch überzeugt werden, im Spieler-Team anzuheuern, wenn man vorher einen Elfmeter hält. Dass dabei auch ein von der KI verschossener Versuch zählt, halte ich einfach der Toleranz der Entwickler zu Gute. Andere Kicker kommen nur mit einer bestimmten Prozentquote erfolgreicher Pässe oder Torschüsse, wenn man nur soundsoviele Gelegenheiten zulässt usw. Auch hier sind die Bedingungen vergleichsweise vielfältig und bei Spielern vom Schlage Frank Lampard, Lionel Messi oder Didier Drogba mitunter nicht ganz einfach zu erfüllen.

Die drei Plätze auf der Ersatzbank kann man ebenfalls besetzen, wobei der Sinn sich mir nur schwer erschließt. Natürlich kann man mit den Auswechselspielern versuchen, innerhalb eines Turnieres andere Schwerpunkte für das Team und die

Es gibt keinen Schiedsrichter auf dem Feld, mit einem kleinen Kniff verhindert man dennoch geschickt Grätschorgien à la Fifa Street 3.

eigene Spielweise zu setzen. Aber da es keine Verletzungen und nur innerhalb eines Matches so etwas wie Erschöpfung gibt, wird man normalerweise mit der bestmöglichen Formation antreten, so dass die Reservebank beinahe redundant wirkt. Wieso sollte ich Fernando Torres z.B. gegen Olic auswechseln? Oder Christiano Ronaldo rausnehmen, um Schweinsteiger einzuwechseln, wenn Ronaldo auch in der Defensive passabel arbeitet?

Comic oder was?

Wie bei nahezu allen Elementen in Pure Football hat auch die Kulisse ihre Licht- und Schattenseiten. Das Figurendesign versucht mehr oder weniger, einen Kompromiss zwischen dem sympathischen Comicstil aus Academy of Champions und dem überzeichneten Action-Figuren-Aussehen der Athleten aus FIFA Street 3 zu finden. Das Problem dabei ist: Es hängt zwischen den Stühlen und wird keinem wirklich gerecht. Irgendwo comichaft überzeichnet, aber auch nicht so, dass es wirklich außergewöhnlich ist, haben die weit über 200 Spieler aber immerhin einen hohen Wiedererkennungswert bis hin zu Tätowierung und Stirnband wie z.B. bei Fernando Torres.

Und während die allgemein eher unterkühlte, aber für mein Empfinden stimmige Präsentation sowie Menüführung durchaus Pluspunkte sammeln, erreicht das Geschehen auf dem Platz maximal Durchschnittswerte. Die Animationen gehen in Ordnung, bieten aber auf Dauer auch innerhalb der Spieler-Riege zu wenig Abwechslung, vor allem bei den Dribblings. Die Wiederholungen zeigen schöne Rasenstrukturen, die man beim normalen Spiel nicht in dieser Qualität wahrnimmt, da die Kamera dafür zu weit oben positioniert ist Doch letztlich bleiben die Schauplätze etwas zu steril – die allerletzte Wucht fehlt und wird auch nicht vom Geschehen auf dem Platz vermittelt. Wo in der Academy mit jedem gefallenen Tor die Umgebung verändert wurde, bleibt hier alles gleich.

Was allerdings gar nicht geht, sind die immer wieder auftauchenden Einbrüche in der Bildrate. Die Kulisse ist wahrhaft nicht pompös, es sind keine Unmengen an Polygonen auf dem Platz versammelt, die Umgebung zeigt sich eher spartanisch und

Über Tore jubeln ist eigentlich nur im Offline-Modus möglich. Der Online-Modus hat mit üblen Lag-Problemen zu kämpfen.

die Arcade-Ballphysik geht zwar in Ordnung, dürfte aber auch nicht dermaßen Performance schlucken, dass man dadurch die gelegentlichen Ruckler und Stocker erklären könnte.

Spiel mit mir – oder lieber nicht…

Noch schlimmer hat es allerdings die Online-Kicker getroffen. Auf der einen Seite freut man sich zwar, dass man mit seinem ganz persönlichen Team mit handverlesenen Stars und vielleicht sogar seinem eigenen Spieler der Welt zeigen kann wie die Stollen geschraubt werden. Und man weiß auch die zahlreichen, nur im Online-Modus freischaltbaren Gimmicks wie Mannschaftswappen, Trikotdesign usw. zu schätzen.
Doch was man im Gegenzug dafür an Lag erdulden muss, ist enorm frustrierend. Bei unseren Testspielen war nicht ein einziges dabei, in dem man vernünftig und ohne Zeitverzögerung von einer halben bis dreiviertel Sekunde seine Eingaben auf dem Bildschirm umgesetzt sah. Taktisch klug aufgezogenes Spiel ist damit ebenso unmöglich wie ein unkomplizierter und kurzweiliger Action-Kick. Wenn man zu einem weiteren Spieler schalten möchte und dieser erst nach einer halben Sekunde steuerbar ist, ist es meist schon zu spät, um den Angreifer aufzuhalten, so dass man letztlich auf die Unterstützung des Torwarts angewiesen ist, der sich glücklicherweise nur selten Schnitzer leistet. Auch im Angriff ist kaum einmal vernünftiges Agieren möglich. Alles wirkt zufällig und damit enorm frustrierend.

Abhilfe schaffen da nur lokale Duelle gegen Freunde, die zwar auch nett sind, aber nichts freischalten. Dafür allerdings kann man auch mit bis zu vier menschlichen Spielern in einem Team gegen die KI antreten. Dass dabei natürlich ganz andere taktische Finessen möglich sind und man sich entsprechend aufeinander abstimmen muss, um Erfolg zu haben, ist der einzig positive Ansatz eines ansonsten sehr durchwachsenen Mehrspieler-Modus, der es leider nicht schafft, nach der gut sechs bis acht Stunden dauernden Kampagne die Motivation aufrecht zu erhalten.  

  1. Derek hat geschrieben:ist es wirklich noch notwendig neben PES und Fifa noch ein Fussballgame zu entwickeln?
    Ääähm, ja?! wenns gut wäre hätte ich nichts dagegen....

  2. ganz ehrlich... ich wollts auch zu anfangs aus dem fenster werfen... aber so nach 1,2 stunden hats angefangen spaß zumachen... und zwar alleine... erst später zu 2. gezockt :) 30 euro find ich angemessen an den preisen für neue spiele die daneben stehen. 3 von 5 sternen hätte ich auch vergeben...

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