Ist das für deutsche Teilnehmer denn interessant?
Woods: Es ist ein Anfang. Und wenn wir schon dabei sind: David Feherty und Gary McCord gehören immer noch zu den besten Kommentatoren in Sportspielen.
Montgomerie: Die sich erneut nur selbst zitieren. Und ich finde es schade, dass man des Englischen mächtig sein muss, um sie zu verstehen. In ProStroke kommentieren zwei deutschsprachige Profis das Geschehen.
Woods: Deren Sprüche sich allerdings schnell wiederholen und ungewöhnlich steril klingen. Da bleibe ich lieber bei den amüsanten Spitzen ihrer britischen Kollegen. Und mir gefällt der von EA lizenzierte
Soundtrack deutlich besser. In ProStroke gibt es ein Musikstück fürs Menü und ein anderes beim einführenden Flug über das zu spielende Loch. Da wäre auch mit kleiner Portokasse mehr drin gewesen. Apropos Löcher: Eure Ladezeiten sind ein echtes Ärgernis. Du musst jedes Mal fast eine halbe Minute warten, bis der nächste Platz geladen wurde.
Montgomerie: Daran müssen die Jungs noch feilen. Aber ich würde gerne auf etwas anderes zu sprechen kommen. Was den Entwickler gut gelungen ist, ist die Ballphysik. Egal ob Hook, Slice – also angedrehte Bälle – oder vom Wind beeinflusste Schüsse: Die Flugbahn ist immer nachvollziehbar.
Woods: Wobei die EA-Bälle länger in der Luft sind und man nicht den Eindruck gewinnt, sie würden auf vorberechneten Schienen fliegen. Im Vergleich dazu machen die ProStroke-Bälle nur einen kleinen Hüpfer. Mir fehlt das Mitfiebern während des Flugs: Landet der Ball auch dort wo er hin soll? Bei Tiger Woods 07 ertappe ich mich immer wieder dabei, dass ich ihm zurufe: “Komm schon, komm schon, mehr nach links!”
Montgomerie: Oh ja, wer kennt das nicht! Vielleicht liegt es ja daran, dass die Links in ProStroke kleiner wirken als ihre Gegenstücke in Tiger Woods. Ein großes Lob verdienen unsere Jungs dafür für ihren Editor! Dort lässt sich mit durchschaubaren Mitteln der Traumparcour von Grund auf gestalten; das erhöht die Lebensdauer des Spiels um einiges.
Woods: Ein paar mehr Objekte hätten allerdings nicht geschadet und es ist ein Jammer, dass ich keine Zuschauer platzieren kann.
Montgomerie: Weil es in unserem Spiel keine gibt.
Woods: Genau! Die sind aber eigentlich ein Muss, zumal die unsichtbaren Gäste ja alle Schläge beklatschen. Das sind dann auch die einzigen Momente, in denen halbwegs Stimmung auf den ProStroke-Plätzen aufkommt. EA macht das besser: Man hört Flugzeuge über den Kurs düsen, Vögel zwitschern – das Ganze wirkt sehr harmonisch. Da muss Oxygen noch nachlegen, falls die 2007 im Namen eine Serie ankündigen soll.
Montgomerie: Schön wäre es. Die neuartige Schlagtechnik ist schließlich die derzeit realistischste für das Golfen am Gamepad und fühlt sich gut an.
Woods: Falls du beim Nachfolger etwas zu sagen hast, empfiehl den Entwicklern auch, dass sie mehr Spielvarianten einbauen. In Tiger Woods kannst du dich an etlichen Varianten des Zählspiels versuchen, die meisten davon im Team mit Freunden oder dem Computer. ProStroke bietet nur Zählspiele, was Neueinsteiger oder Gelegenheitsgolfer schnell langweilen dürfte.
Montgomerie: Dafür hat EA den Legendenmodus aus dem Vorjahr fallen lassen. Ich habe mich in der Karriere gegen die Stars von gestern sehr gut unterhalten. Warum wurde das nicht ausgebaut?
Woods: Das kann ich dir nicht sagen. Quasi als Ersatz kannst du jetzt in der Team-Tour ein vier Mann starkes Team aufbauen, mit dem du dich durch Zählspiele und verschiedene Herausforderungen, z.B. einen Test der Putt-Fähigkeiten, in der Tabelle hoch arbeitest. Oben angekommen , musst du gegen mich und MEIN Team antreten – das ist doch mal eine Herausforderung!
Montgomerie: Das ist ja schön und gut, aber der Legendenmodus hatte deutlich mehr Flair als die unspektakulären Team-Runden. Und als mein
zu Beginn der Tour noch schwacher Partner den Ball aus einer sehr hoffnungsvollen Position vom Loch aus auf den Fairway
puttet, hatte ich sogar erst mal die Nase voll von ihm.
Woods: Das liegt an der anfangs zurückhaltenden Intelligenz der Gegner. Was mir am Teamspiel aber gefällt, ist die Greensome-Variante, wo jeder einmal abschlägt und man anschließend bestimmt, welchen seiner Bälle das Team im Wechsel weiter ans Loch spielt.
Montgomerie: Nein, richtig gut ist erst der Bloodsome-Modus. Dort legen nämlich die Gegner fest, mit welchem Ball man weiter machen muss!
4Players: Wenn ich kurz einlenken darf: Einigen wir uns darauf, dass das Teamspiel seine Momente hat, aber nur eine kleine Erweiterung der separat erstellbaren Äquivalente ist.
Woods: Ich denke, so ist es auch gedacht. Die PGA Tor ist dafür unglaublich motivierend, ich wünschte das könnt ich von ProStroke Golf behaupten.
Montgomerie: Wer an echtem Golf interessiert ist, sieht das sicher anders…
4Players: Und ich hoffe, dass ihre privaten Karrieren die der EA Sports-Spieler sogar noch übertreffen werden! Meine Herren, vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch, vielleicht können wir das bei Gelegenheit wiederholen.
Montgomerie: Es wäre mir eine Freude.
Woods: Bis zum nächsten Jahr!