Pro Evolution Soccer 5(Sport) von Konami Credit: Konami Tokyo / Konami
Dynamik im Visier

Was schon nach ein, zwei Matches auffällt: Konami hat das Spiel gegenüber dem Vorjahr verlangsamt. Wer zuerst PES4 und dann PES5 einlegt, wird vielleicht sogar einen Geschwindigkeitsregler suchen. Aber wenn man sich daran gewöhnt hat, zeigen sich die Stärken dieser konsequenten Drosselung: Der Spielaufbau verlangt mehr taktische Planung, geschicktere Tempowechsel und eine gezieltere Ballannahme. Man kann die gleiche Rasanz wie im Vorgänger erleben, aber man muss sie geschickter einleiten. Es macht jetzt viel mehr Sinn, den Gegner mit Kurz- und Querpässen heraus zu locken oder mit kurzen Geplänkeln am Flügel auf den Moment zu warten, wenn der Außenflitzer steil geht. Der Rhythmus von Verteidigung und Sturm, Aufbau und Abschluss, Stillstand und Geschwindigkeit ist jetzt kontrastreicher und damit befriedigender.

Die Torhüter überzeugen mit neuen Paraden, haben aber Schwächen in der Rückwärtsbewegung. (PS2)

Kluge Flankenwechsel und entscheidende Alleingänge in der Mitte können genau so Räume schaffen wie der öffnende Doppelpass. Man muss nur mal beobachten, wie die KI eines AC Milan oder Chelsea ab der vierten Stufe das Tempo bewusst verzögert, den Ball hält, um plötzlich vorzustoßen. Wer nur einen langen Ball aus der Abwehr in den Sturm schlägt, wird kaum Erfolg haben. Ab sofort ist es z.B. nicht mehr so einfach möglich, hohe tödliche Pässe in den Raum zu spielen, die der Stürmer dann mit einem Lupfer verwandelt. Erstens stehen die Verteidiger besser, zweitens sind die Torhüter klüger und dritten sind die fiesen Lobs nicht mehr so einfach. Profis werden sich erinnern, dass man damit in PES4 todsicher abschließen konnte? Tja, die Zeiten sind vorbei. Es geht zwar immer noch, aber man kann diese hohe Flugkurve nicht mehr so früh anlupfen,

sondern muss fast bis zum Torwartkontakt warten, was nicht nur kniffliger, sondern auch unrealistisch ist. Hier hätte Konami vielleicht nicht ganz so rigoros umstellen sollen.

Auch die Dauerturbo-Fraktion wird umdenken müssen: Wer rast, hat einen größeren Wendekreis und weniger Ballkontrolle – man erkennt deutlich den Platz zwischen Fuß und Leder, der zur Grätsche animiert. Wer bei gedrückter Sprinttaste einen langen Ball annimmt, wird beobachten, dass dieser, je nach Technik des Angespielten, entweder ganz verspringt oder so weit vorgelegt wird, dass er für den Verteidiger ein gefundenes Freesen ist – das ist ein sehr guter Fortschritt. Nur, wer kurz vor der Ballannahme von der Sprinttaste geht oder im Moment der flachen Ballannahme noch die R2-Taste inklusive Richtungsangabe betätigt, wird die Kontrolle behalten. Sprich: Die Perfektion des Spiels verlangt mehr Konzentration. Aufgrund der twei Schultertasten des PS2-Pads fällt das Stoppen und Dribbeln hier allerdings leichter als auf der Xbox, wo der schwarze Button einfach zu umständlich zu erreichen ist.

Gerade Letzteres, die gezielte Annahme, sorgt für einige wunderbare Finessen im Stand: Der Ball wird inklusive tänzelnder Körperdrehung mit dem Innenrist gestreichelt und leicht vorgelegt oder bleibt selbst bei harten Pässen punktgenau vor dem Fuß liegen – wunderbar! Es kommt in PES5 viel mehr darauf an, im richtigen Moment zu spurten oder gar komplett zu stoppen. Und selbst da gibt es zwei Varianten: Entweder, man hält mit Blick in Ballrichtung an, oder man hält mit Blick in Torrichtung an – ideal, wenn man im hart umkämpften 16er aus dem Stand ein Tor schießen will.

Es gab auch in PES schon immer eine FIFA-ähnliche First-Touch-Kontrolle, die allerdings nicht ganz so ansehnlich inszeniert wurde und weniger effektiv war. Neu ist jedoch die No-Touch-Kontrolle: Wenn ihr einen Pass spielt, kann sich der Empfänger über einen entsprechenden Schultertastendruck sofort umdrehen und gleich in die entsprechenden Richtung jagen. So entsteht komplett ohne Ballberührung eine flüssige Annahme ohne Stopp und Schnörkel, die herrliche Sprints und gefährliche Konter einleiten kann. Das funktioniert sowohl in der Abwehr, im Mittelfeld als auch im Sturm, sieht klasse aus und trägt zur Spieldynamik bei, da man so plötzlich das Tempo anziehen kann.

Authentizität im Visier

Hier geht es um das Gefühl, glaubwürdigen, echten Fußball zu erleben. Das fängt schon mit den Animationen an, die Konami erweitert und verfeinert hat. Obwohl die Kulisse auf der PS2 wie schon letztes Jahr mit Rucklern zu kämpfen hat und die Stadien in der Nahaufnahme mit statischen Figurtapeten ernüchtern, sieht das Geschehen auf dem Platz einfach

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hervorragend aus: Egal ob das Abtauchen des Torhüters, das gegenseitige Halten kurz vor dem Kopfball, die Brustannahme, das Rempeln beim Laufduell oder die elegante Marseille-Drehung – die Bewegungsabläufe sind eine einzige natürliche Augenweide. Das liegt auch daran, dass der Körpereinsatz eine größere Rolle spielt: Man kann den Gegner jetzt einzig und allein über den geschickten Kontakt aus der Balance und ins Stolpern bringen oder gezielt Wege blockieren.

Konami hinkt in Sachen Stadionpräsentation, Fangesänge und Kulisse immer noch hinter EA her – keine Frage. Aber PES5 schlägt in der Vielfalt der Animationen selbst FIFA 06, denn es bietet auf Dauer mehr Feinheiten. Dieses Jahr kommen der eisige Atem bei Winterspielen, heraushängende Trikots sowie Einblendungen von Trainern hinzu, die ihre Kicker mit einem Klaps aufs Feld schicken. Während man sich bei EAs Kick auf den ersten Blick an der Prachtoptik erfreut, die vor allem vom lizenzierten Drumherum lebt, ist es bei Konami der zweite Blick, der begeistert: Das Nachpendeln des Fußes beim Hackentrick, das Überspringen der Grätsche samt anschließender Gleichgewichtsfindung, das Rudern mit den Armen. Und es gibt viel mehr individuelle Bewegungen. Achtet mal darauf, wie souverän Roberto Carlos den direkten Kurzpass spielt, in welcher Haltung Rooney in die Spitze zieht oder wie Ronaldinho dribbelt – diese Spieler sind nicht nur optisch einzigartig, sie fühlen sich auch einzigartig an, wenn man sie steuert.            

  1. Seit heute ist der "Superpatch" draußen, an dem einige besonders eifrige Europäische Editierer gebastelt haben. Dieser Patch sorgt letztenendes dafür, das es bei PES 5 keine Sorgen mehr wegen fehlenden Originalnamen oder falschen Faces oder Stadien gibt.
    Eine Übersicht über die Features inklusive den Downloadlinks entweder hier:
    http://www.pesx.de/forum/showthread.php ... post436249
    oder alternativ hier:
    http://www.gbase.ch/forum/viewtopic.php?t=4505
    Wer schon mal das Vergnügen hatte, PES 4 mit dem WOlff oder Obsession Patch zu zocken, hat eine kleine Vorahnung, was ihn bei PES 5 erwarten kann: geniale Stadionatmosphäre und große Detailverliebtheit.
    Wer also Fifa 06 immer noch nur wegen den Trikots und Mannschaftsnamen spielt, mit diesem Patch sei auch jenen letzten EA Jüngern geholfen, in den wirklichen Fußballgenuss zu kommen.
    Geduld vorausgesetzt, die Downloadlinks sind ziemlich überlastet seit heute mittag.

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