Esoterisches Verhör toter Zeugen

Es dauert eine Weile, bis man ein Gefühl für die automatisch weiterlaufenden Eindrücke bekommt: Wann man sie stoppen sollte, wie nun die Eindrücke dem Tathergang widersprechen könnten und welche gesammelten Beweisstücke man aus der Gerichtsakte zum Anzweifeln präsentieren sollte. Der Schmerz vorm Tod z.B. tritt im Gegensatz zur Version der Anklage erst ein, nachdem es in der Videosequenz dunkel wird. Im Prinzip logisch, im Laufe der Videosequenz mitunter aber etwas verwirrend dargestellt. Deutlich überzeugender wirken wieder die klassischeren Schlussfolgerungen des jungen Apollo Justice und seiner liebenswert aufgedrehten Anwaltspartnerin Athena. Sie müssen Phoenix‘ Adoptivtochter, die Magierin Trucy Wright, in einem Mordfall verteidigen. Nachdem dem Magier Mr. Reus (nicht verwandt mit Fußballstar Marco) auf der Bühne ein echtes Schwert statt einer Requisite in die Seite gerammt wurde, wird Trucy nicht nur des Todschlags, sondern des Mordes bezichtigt.

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Wie wird die Prinzessin auf den Verlust ihrer Unfehlbarkeit reagieren? © 4P/Screenshot

Auch das junge Duo in der Heimat muss sich mit einem Ankläger aus Khura’in herumschlagen: Nahyuta Sahdmadhi hat sich dank seiner übersinnlichen Fähigkeiten bereits Trucys Schuld in den Kopf gesetzt und tritt dementsprechend stur und arrogant auf. Immer wieder streut er nonchalant ein, welche Existenz als niederes Kriechtier die Sünder auf der Verteidigerbank erwartet. Sogar der Richter lässt sich von seinem meditativen Fokus verwirren, was zu absurden Sätzen wie „Nun denn, Herr Mistkäf…. ich meine Herr Justice“ führt. Im heimischen Rechtssystem geht es aber trotzdem klassischer zu. Verhöre werden Satz für Satz durchgeklickt, mit Gegenfragen überprüft und den gesammelten Indizien verglichen.

Fast wie früher?

Mit bloßem Ausprobieren kommt man hier nur selten weiter, meist muss man mit wachem Geist bei der Sache sein, um kleine Unstimmigkeiten zu entdecken. Wie kann z.B. die häschenhafte Assistentin Bonny de Famme das Geschehen unter der Bühne mitbekommen haben, wenn sie die ganze Vorstellung über für das Publikum sichtbar war? Apollo und Athena verlassen sich auf ihre Menschenkenntnis und ihre besondere Auffassungsgabe: Apollo kann feinste Gemütsänderungen an verräterischer Mimik wie leichtem Zittern oder Zwinkern erkennen, während Athena kleinste Unregelmäßigkeiten beim Sprechen registriert, etwa eine zitternde Stimme.

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Die Animationen wirken diesmal nicht nur herrlich albern, sondern auch schön flüssig und natürlich. © 4P/Screenshot

Zwischen den Verhandlungen geht es zur Pixeljagd an den Tatort. Ähnlich wie in einem klassischen Adventure werden hier Zeugen ausgequetscht, Objekte nach Hinweisen abgesucht oder z.B. in Minispielen mit Touchscreen-Einsatz Fingerabdrücke genommen. Letzteres ist eine nette Abwechslung, die Navigation in den Menüs und am Tatort gestaltet sich mitunter aber etwas umständlich. Beispiel gefällig? Um z.B. unter die Bühne zu gelangen, muss man per Menü „Move“ anwählen und an den allgemeinen Schauplatz wechseln. Das Drehen und Wenden des Bühnen-Tatorts wurde visuell zwar hübsch und sauber umgesetzt, erlaubt aber nur zwei Perspektiven, die ausgerechnet nicht die wichtige Leiter nach unten zeigen. Erst wenn man aus der frontalen Ansicht auf einen Bretterstapel im Hintergrund tippt, gelangt man in die nötige Ansicht, um die Leitern zu benutzen, die zur Maschinerie hinter den Tricks führen. Hinter den Kulissen des Theaters finden sich allerhand Hinweise auf Zwistigkeiten innerhalb eines alten Magier-Ensembles. Für Apollo und Athena steht ebenfalls viel auf dem Spiel, da sie nebenbei von einem Fernsehproduzenten mit einem dubiosen Vertrag erpresst werden.

Etwas umständliches Herumschnüffeln

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Noch lässt Athena es locker angehen. © 4P/Screenshot

Auch die Rahmenhandlung um das tyrannische Königreich Khura’in schafft immer mehr Verknüpfungspunkte mit dem Rest der Geschichte. Bereits zum Ende des ersten Kapitels wird klar, dass Kräfte aus dem Hintergrund eine Revolution planen könnten. Schade, dass nur eine englische Sprachfassung erhältlich ist. Den Großteil der Geschichte versteht man auch mit mäßigen Englischkenntnissen, aber für wichtige Begriffe während der Verhandlungen kann es nicht schaden, auf dem Smartphone ein Übersetzungs-Tool bereitzuhalten. Während einer Rückblende des ersten Falls wusste ich z.B. nicht auf Anhieb, dass „incense“ Räucherwerk bedeutet – und tappte unterwegs mangels Netzempfang im Zug eine ganze Weile lang im Dunkeln.

  1. Zero7 hat geschrieben:Ich frag mich ja schon was für eine Szene die USK dazu vereitelt hat einer Spielereihe, die stets ab 0 freigegeben war und erst beim letzten Teil überraschend auf 12 gehievt wurde, glatt den blauen 16er Stempel aufzudrücken...
    Die USK hat die Freigabe nicht direkt erteilt. Das Spiel wurde mittels IARC innerhalb von wenigen Minuten eingestuft. Kann also sein, dass ein echtes Gremium eine niedrigere Freigabe erteilt hätte.

  2. Ich frag mich ja schon was für eine Szene die USK dazu vereitelt hat einer Spielereihe, die stets ab 0 freigegeben war und erst beim letzten Teil überraschend auf 12 gehievt wurde, glatt den blauen 16er Stempel aufzudrücken...

  3. Objection! hat geschrieben:Ach, wie schön waren die Zeiten als wir noch lokalisierungen von den Spielen bekommen haben. Ace Attorney Spiele auf englisch sind mir zu anstrengend. :cry:
    Das war doch auch die Zeit wo die Spiele Retail-Releases hatten ;)

  4. Objection! hat geschrieben:Ach, wie schön waren die Zeiten als wir noch lokalisierungen von den Spielen bekommen haben. Ace Attorney Spiele auf englisch sind mir zu anstrengend. :cry:
    Ich wäre froh wenn Investigations 2 und "Great Ace Attorney" auf Englisch verfügbar wären.
    Naja, ich lerne inzwischen Japanisch. Ist also nur eine Frage der Zeit bis ich diese Titel nachholen kann.

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