Auf Schleichfahrt mit Sam Schiffer

Manchmal hält der Job als Spiele-Redakteur schöne Überraschungen bereit – z.B., wenn in der Vollversion plötzlich all das besser klappt, was noch im Preview störte. Nanu, die Krachmacher-Granaten zur Ablenkung landen ja plötzlich genau dort, wo ich sie hinwerfen wollte! Und wenn ich mit der schallgedämpften Pistole eine Leuchte oder ein Radio ausschieße, geht die Wache neuerdings zielstrebiger zum verdächtigen Ort, statt mich schon beim Schuss zu entdecken und voreilig Alarm zu schlagen. In Sichtweite wirkt die KI wirkt zwar nach wie vor etwas kurzsichtig bzw. gutgläubig, kann mittlerweile aber insgesamt überzeugen (vor allem im Vergleich zum enttäuschenden Espire 1: VR Operative). Es wirkt beinahe so, als hätten die Entwickler meinen Bericht gelesen – oder den von ähnlich denkenden Testspielern.

Sogar die Wasseroberfläche kräuselt sich in der aufpolierten PC-Fassung aufwändiger, während sich die Suchscheinwerfer realistisch zwischen Algen und Wasserpflanzen brechen. Mit der Detailverliebtheit eines Half-Life: Alyx kann die Kulisse nicht mithalten. Neuerdings wird aber auf dem PC nicht mehr so schnell deutlich, dass von Anfang an auch eine Quest-Fassung im Fokus der Entwicklung stand. Zusammen mit Rogan: The Thief in the Castle gehört Phantom: Covert Ops zu den grafisch aufwändigsten VR-Schleichspielen.

Immer im Kajak

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Wie romantisch: Wer schon einmal ein VR-Headset auf dem Kopf hatte, weiß wie hübsch und räumlich solche Wasserspiegelungen in VR wirken. (Rift S) © 4P/Screenshot

Allgemein verströmt die Präsentation mit ihrem wabernden Synthie- und Orchester-Soundtrack eine angenehme Actionfilm-Stimmung alter Schule – irgendwo zwischen James Bond und Michael Dudikoff. In einer zerbombten Basis des kalten Krieges scheint sich im Jahr 1991 eine Blacksite abtrünniger Militärs und Terroristen zusammenzurotten. Da niemand den Kreml nervös machen und weltweite Spannungen provozieren will, kommt nur eine verdeckte Mission in Frage, um den unberechenbaren General Zhurov mit seinem vermutlich bunten Arsenal aus ABC-Waffen auszuschalten.

Die verlässlich umgesetzte Fortbewegung im Kajak bringt ein erfrischendes Spielgefühl mit sich: Einfach mit den Bewegungscontrollern nach dem Ruder greifen und schon gleite ich als namenloser Agent mit typischen Paddel-Bewegungen zielsicher durch die größtenteils linearen Kanal-Levels. Kleine Schlupflöcher und Abzweigungen sind in stark bewachten Arealen natürlich das Salz in der Algensuppe. Manchmal mogle ich mich einfach ohne Waffen von einer Schilfrohr-Deckung zur nächsten – oder verstecke mich unter den Stegen der Wachen. Anderswo werden mit Hebeln Wehre geöffnet, Munitionskästen geplündert, zur Ablenkung Feuerlöscher oder Lichtquellen abgeschossen oder Kameras deaktiviert. Das händische Herausrupfen von Sicherungen schafft zwar Immersion. Etwas mehr Anspruch (z.B. durch Minispiele) hätte die Sache aber noch spannender gestaltet, statt z.B. lediglich mit einer Lötlampe Bolzen abzukokeln. Positiv ist dabei aber, dass die Entwickler oft ein paar alternative Wege offen lassen, mit wie viel Gewalt oder geschickten Handgriffen ich etwa einige Server lahmlege.

Pssst!


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Das Hightech-Fernglas markiert manipulierbare Objekte zur Ablenkung. Aussteigen darf man übrigens nicht, da das komplette Abenteuer im Kajak spielt. (Quest) © 4P/Screenshot
Zu Beginn des Abenteuers habe ich z.B. eine Maschinenpistole auf dem Rücken, die aber nur in Notfällen gezückt werden sollte. Bei Alarm sitze ich schließlich schnell wie eine umzingelte Ente im Kreuzfeuer herbei eilender Wachen. Auf dem von uns getesteten mittleren Schwierigkeitsgrad scheuchen sie aber nur selten auch weiter entfernte Einheiten auf (z.B. per Funkmeldung). Ein guter Kompromiss, während ich mich durch Metalltunnels in den nächsten Abschnitt mogle, um Aufklärungsfotos zu schießen, Zhurovs Diesel-Vorräte in die Luft zu jagen oder anderweitig Chaos zu stiften. Inventar-Elemente wie das Scharfschützengewehr, Munition, Gadgets und das Nachtsicht-Fernglas sind gut erreichbar um sinnvoll um den eigenen Körper platziert. Auch Fluchtsequenzen mit dem General im Helikopter gibt es hier. Anderswo treffe ich in den nur rund sechs Spielstunden auf einen verbündeten Helfer mit neuer Ausrüstung wie Sprengsätzen.

Ich konnte allerdings immer nur häppchenweise spielen, um keine echten Häppchen zu Tage zu fördern. Mein Magen verträgt nämlich gleitende Drehbewegungen in VR allgemein nicht sonderlich gut (all die schönen Weltraumspiele!). Zur Linderung des Problems werden immerhin einige Komfort-Optionen angeboten. Wer möchte, kann zudem am Rand Zahlensender „sammeln“ oder versuchen, die Missionen erneut mit Bestpunktzahl abzuschließen, um sich in den weltweiten Bestenlisten zu verewigen. Die Wertung am Ende eines Levels belohnt tatsächlich auf motivierende Weise unentdecktes, gewaltarmes Vorgehen sowie das Ausschalten gesuchter Terroristen mit dem Scharfschützengewehr. Quest-Besitzer müssen natürlich mit einigen grafischen Einschnitten wie fehlenden Wasseranimationen leben. Für einen Mobiltitel wirkt die Kulisse aber trotzdem sehr hübsch und glaubwürdig, zumal Glanzeffekte auf der Oberfläche mit cleveren Tricks imitiert werden. Schade allerdings, dass in aufwändigen Szenen Soundaussetzer und leichte Ruckler stören. In der dunklen Kulisse strapaziert zudem das allgemein gröber wirkende Bild die Augen etwas mehr als am PC.

  1. Hatte eigentlich nicht vor es mir zu holen.
    Hört sich dennoch sehr interessant an. Ich glaube je mehr VR Erfahrung die Programmierer sammeln, desto besser werden auch die Spiele.
    Werde auch auf den Sale warten.
    Freue mich aber trz schon.

  2. Mir geht es mit Drehbewegungen auch so :(
    Kann seit 2016 nur mit Snap-turn spielen....Fahrsimulationen, Flugsimulationen oder Weltraumspiele(Oh Gott...schon eine kleine Barrel Roll und ich bin draussen...) fallen für mich auch raus :/
    Ich habe aber gelesen, dass man auch hier Snap-Turn anschalten kann. Ich glaube aber....das passt bei diesem Spiel überhaupt nicht.
    Eigentlich interessant, aber leider nichts für mich :(

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