Made in Japan
Das Entwicklerstudio Mitchell Corporation, das seine Pforten 2012 leider für immer schloss, dürfte vor allem Arcade-Insidern ein Begriff sein: 1989 programmierte das Team nicht nur das platte Nackedei-Kartenspiel Poker Ladies, sondern auch einen einzigartigen, unverwüstlichen Klassiker der Arcade-Action: Pang. Michaels Klassiker-Bericht dazu kann ich wärmsten empfehlen. In Pang feuert man als Pixel-Männeken mit einer Pfeil-Kanone gen Himmel, aber nicht auf Aliens, sondern auf bunte Kugeln. Ein Treffer lässt große Blasen in zwei kleinere zerplatzen, ein Level gilt erst als geschafft, wenn alle Kugeln vernichtet sind. Das Spiel glänzte mit charmanter Weltreise-Aufmachung, Koop-Spaß und vielen guten Ideen bei Spielmechanik sowie Level-Design (Waffen-Power-Ups, Zeit-Einfrier-Item, Treppen und Leitern). Zwei Nachfolger und Umsetzungen u.a. für Game Boy und SNES waren der Marke bis 1995 vergönnt, daneben konnte Mitchell immer wieder kleine Glanzlichter setzen, die aber kaum zu Kassenschlagern wurden: Das spielerisch pfiffige Taucher-Puzzlespiel Lady Killer musste wegen der freispielbaren Nacktbilder in der Spielhalle bleiben, der inoffizielle Strider-Nachfolger Osman (dessen Macher von Capcom zu Mitchell gewechselt war) sah zwar großartig aus, erreichte aber kein großes Publikum. Der Arcade-Erfolg Puzz Loop wurde von Zuma dreist kopiert und brachte PopCap Games ein Vielfaches an Kohle ein, auch der geistreiche DS-Knobler Polarium konnte das Ruder nicht mehr herumreißen. Nach 2004 kamen kaum mehr nennenswerte Mitchell-Titel heraus, Firmen-Patriarch Roy Ozaki gab in einem Interview 2010 unverwunden zu, den Mobile-Trend verschlafen zu haben. Passend dazu erschien Pang: Magical Michael, der bislang letzte (recht spaßige) Serienspross, für den damals schon betagten DS statt für Smartphones.
Vor wenigen Jahren wurde die Marke wiederbelebt – von der französichen Kombi aus Entwickler Pastagames (Pix the Cat) und Publisher Dotemu (Streets of Rage 4, Wonder Boy: The Dragon’s Trap): Pang Adventures erschien 2016 zunächst für Xbox One, PS4 und PC, 2019 folgte die verspätete Switch-Umsetzung. Und 4Players testet das Teil dann 2021? Genau. Denn am morgigen 29. Januar erscheint mit Pang Adventures Buster Edition die Modul-Version für Switch, inklusive Sticker-Set und gedruckter Anleitung. Um die Verwirrung komplett zu machen: Die Buster Edition gibt’s auch für die PS4, die kam aber schon im letzten November raus. Beide physikalischen Versionen schlagen übrigens mit 29,99 Euro zu Buche, digital geht es auf allen Plattformen viel günstiger – 9,99 Euro. Zufälligerweise ist der Titel im PSN gerade im Angebot – dort ist Pang Adventures (noch bis 11. Februar) für 3,99 Euro erhältlich.
Und Action!
Pang Adventures hat, wie sein Urahn, ein schnell verinnerlichtes, simples Konzept, das aber auf spielmechanisch soliden Beinen steht: Mit einem Knaben (oder im Koopmodus zwei Brüdern) flitzt man in einer stets nur einen Bildschirm großen Stage hin und her und feuert in die Luft – mit einer Pfeilkanone auf bunte Blasen. Die hopsen und dotsen je nach Spielstufe mal kreuz und quer, mal schnell, mal langsam umher und zerbersten in zwei kleinere Blasen, wenn man sie trifft. Die Schwierigkeit an der Sache: Jeder Spielerkontakt mit den bunten Bällen ist tödlich und zieht (für Solisten) einen sofortigen Neustart des aktuellen Levels nach sich. Anfangs sind die Kugeln oft zwischen zerstörbaren Barrieren eingesperrt, schießt man diese dann ab, regnen nicht nur Power-Ups, sondern auch die Blasen herab – dann feuert man aus allen Rohren, weicht nach links und rechts aus und versucht, die Items klug einzusetzen: Zum Beispiel die hopsenden Blasen mit dem Zeit-Item einfrieren und dann mit Flammenwerfer- oder Minigun-Extrawaffe pulverisieren. Oder ganz am Anfang den Schild aufsammeln, damit man im Eifer des Gefechts mal einen Treffer wegstecken kann. Gleichzeitig sollte man das häufig strenge Zeitlimit im Auge behalten – Herumbummeln und Ausweichen führt nie zum Ziel.
Trotz etlicher Fehlversuche und ein paar Bosskämpfen, wo man gezielt auf die Schwachstellen eines Aliens feuert, ist der Weltreise-Modus von Pang Adventures mit seinen knapp 100 Stages in vier Stunden locker durchgespielt. Wer dann noch Lust hat, wagt sich an die Punkte-Variante (ohne Zeitlimit, aber mit beschränkten Leben) oder den spaßigen Bonus-Modus (der eigentliche Survival heißen sollte): Hier kämpft man allein oder zu zweit gegen endlose Wellen von Kugeln, beschützt Portale vor dem tödlichen Blasenregnen, holt sich Bonus-Leben bei bestimmten Punkte-Grenzen und ist erstaunt, wie lange ein eingespielter Pang-Ballermeister durchhält. Technisch läuft Pang Adventures auf Switch (wie auf PS4) supersauber, was man angesichts der billig wirkenden Comic-Grafik aber auch erwarten darf.
@HellToKitty
Und danke für den Tipp! Werde ich mir ansehen
Vll. spielt mir mein Gedächnis wirklich einen Streich! Ich kann halt online auch echt gar nichts mehr dazu finden...
Wahrscheinlich haben sich die Erinnerungen echt vermischt!
Aber ich werde trotzdem, das nächste Mal, wenn ich nach Italien komme mal in eine italienische Spielhölle gehen und das nochmal überprüfen
Ich möchte das jetzt echt wissen!
Das Spiel ist trotz grauenhaftem Artstyle recht spaßig. Für Freunde des Genres kann ich noch "Arcade Mayhem Juanito" empfehlen. Das macht alles was Pang macht, aber (viel) besser
@4P|Matthias
Das Spiel hieß damals tatsächlich auch "Pang", aber ich meine wirklich, dass es auch eine Version mit den Drachen von Bubble Bobble gegeben hat... Ich bin mir fast sicher...
Wegen des doch abgeänderten Stils habe ich das Spiel auch echt nicht wiedererkannt, es sah früher nicht so "glattgelutscht", sondern irgendwie eher sympatische aus ;-P