Operation Barbarossa - The Struggle for Russia (Taktik & Strategie) von The Games Company Credit: Binary Evolution Studios / The Games Company
Spielspaß mit der Lupe

Dass das schmucklose Spiel streckenweise so etwas wie Spaß macht, liegt am motivierenden Prinzip, bei dem man nicht nur seine Armee aufstellen, sondern auch die Einheiten 

Mit diesem schmucklosen Menü wird der Nachschub gemanagt, denn die durstigen Einheiten brauchen Sprit und Munition.

noch zur nächsten Schlacht mitnehmen kann. Wie bei Panzer General hat man eine vorgegebene Kerntruppe, die Gefecht um Gefecht immer erfahrener wird. Man kann Eliteeinheiten sogar spezielle Boni zuteilen, so dass sie Übergröße haben, mehr Munition lagern können oder besser im Waldkampf sind. Das ist ebenfalls von Panzer General geklaut, ohne allerdings dessen Nutzen zu erreichen. Erstens kann man so viele Eigenschaften verteilen wie man will, zweitens sind sie im Kampf oft wirkungslos.

Es gibt übrigens kein Einheitenlimit. Man kann also theoretisch so viele Soldaten produzieren wie man will – vorausgesetzt, man kriegt es irgendwann hin, denn bisweilen lassen sich die Transportfahrzeuge nicht einstellen. Einmal auf Halbkettenfahrzeug lassen sie sich nicht mehr auf Pferdegespann zurückstellen. Die Freiheit ist ohnehin nur bedingt, denn erstens braucht man genug Ressourcen und zweitens weiß man nicht, für wie viele Einheiten eine Schlacht gedacht ist. Hat man genug Panzer? Ist die Infanterie zu viel? Zudem sind Rohstoffe noch wichtiger, da die Panzer ohne Treibstoff liegen bleiben und ohne Munition können sie nicht feuern. So sorgt man eher für Nachschub als zu neue Truppen kaufen. Zudem ist es wichtig, durch Eroberungen für Ressourcen zu sorgen, weil sonst die Tanks in den russischen Weiten stecken bleiben.

Wenig taktische Kämpfe

Obwohl man auch bei Operation Barbarossa die Waffen kombinieren muss, um zum Sieg zu kommen, sind die Schlachten

Taktik – weitgehend Fehlanzeige: Der Klon sieht nicht nur hässlich aus, er hat auch bei Gefechten kaum was zu bieten.   

weniger anspruchsvoll. Vieles verzeiht einem das Spiel, etwa wenn man fest eingegrabene Einheiten attackiert. Dann verliert man nur einen Stärkepunkt und nicht wie bei Panzer General fast die gesamte Mannschaft. Auch das Gelände spielt zwar rein, aber es hat kaum eine Auswirkung. Die Umgebung hält einen kaum auf, obwohl es in Russland große Wälder und Sümpfe gab. Anders als bei Panzer General muss man nicht auf der Straße bleiben. Das Gelände bringt auch keine echten Vorteile: Man kann also auch Infanterie in den Bergen angreifen, ohne dass es große Auswirkungen hat.

Im Kampf zeigt sich zudem, dass die KI zu verhalten agiert. Kombinierte Angriffe mehrerer Einheiten bringt sie kaum zustande, so dass man sie nicht fürchten muss. Zudem nimmt sie siegentscheidende Städte nicht ein, obwohl sie frei sind. So bombardieren die Computergegner schon mal sinnlos irgendwo, nur um die Flieger eingesetzt zu haben. In der Luft gibt es noch einen weiteren Bug, denn man kann oft nicht mehr angreifen, obwohl im Flugzeug noch Munition ist. Überhaupt ist das Umschalten auf den Luftmodus ein Krampf, da es nicht reibungslos vonstatten geht. Zudem macht sich bemerkbar, dass die Landschaft zwar in Hexfelder eingeteilt ist, aber diese oft nicht betreten werden können. Die Erkennung der Maus passt nicht, so dass man immer die Einheit davor trifft. Da man nicht drehen kann, kann man auch nicht anders ran.

Billige Aufmachung

Abgesehen von den nervigen Bugs ist selbst das spröde Hearts of Iron 3 eine Schönheit verglichen mit Operation Barbarossa. Die Grafik könnte hässlicher nicht sein: Weder Farben, noch Licht oder auch Details, soweit es sie überhaupt gibt, sind irgendwie gelungen. Die Fahrzeugmodelle wirken unförmig, verwaschen und sind nicht genau abgegrenzt. Zudem sieht alles reichlich billig aus, woran auch ein paar spärliche Effekte wie Regen nichts ändern können. Wird eine Einheit besiegt, platzt sie mit einem geradezu lächerlichen Plopp. Filme fehlen natürlich ebenso. Panzer General war sicher auch keine Schönheit, aber verglichen mit Operation Barbarossa sah es doch noch besser aus.
      

  1. Aber hey, ist auf jeden Fall leichter zugänglich ...
    Was mir nur grade einfällt, Panzer General eignet sich eigentlich Prima, um über VNC von der A... wo anders aus zu zocken ;)

  2. Betzeteufel hat geschrieben:Panzer General und Panzer General3D sind für mich immer noch die besten Rundenstrategiespiele aller Zeiten.Ich zocks ca 100h im Jahr und das seit ca.15 Jahren-unbedingt mal testen :!:
    Das kann ich so Unterschreiben!
    Habe mir eigens für PG DosBox installiert.

  3. Ok. Ich gebs zu, langsam wird es auch mir zuviel. Ich erinnere mich, dass viele sich damals in der Schule beschwerten, dass wir zwei volle Jahre den 2. WK durchgenommen haben, aber ich war immer ein historisch interessierter Mensch, muss jetzt aber zugeben, dass es auch mir zuviel wird.
    Die große Zeit der WWII-Shooter scheint sich dem Ende zu neigen, aber das Thema scheint noch lange nicht tot für die Spieleindustrie. In der Strategie war die Thematik ja schon immer beliebt, in Shootern wurde sie massiv ausgeschlachtet und trotz meinem generellen Desinteresse mittlerweile bin ich dennoch auf die Absurditäten gespannt, die da aus Ermangelung an frischen Ideen erwachsen werden könnten.
    Ich bin gespannt wann die erste Aufbausimulation a la Sim City unter dem Namen Lagermanager'42 rauskommt.

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1